Woche der Brüderlichkeit wirbt für Dialog

Woche der Brüderlichkeit wirbt für Dialog
Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille an Angela Merkel
Die Woche der Brüderlichkeit wirbt um Toleranz und Mitmenschlichkeit. Vom 8. bis 15.März sind wieder zahlreiche Veranstaltungen geplant. Die Eröffnung findet in diesem Jahr in Dresden statt.

Die bundesweite Woche der Brüderlichkeit der christlich-jüdischen Gesellschaften wird am 8. März mit einer zentralen Feier in Dresden eröffnet. Das diesjährige Motto "Tu deinen Mund auf für die Anderen" sei ein "energischer und dringend notwendiger Appell" für ein solidarisches Miteinander, sagte der Evangelische Präsident des veranstaltenden Deutschen Koordinierungsrates, Pfarrer Friedhelm Pieper, am Donnerstag in Dresden. Zur Woche der Brüderlichkeit im März sind Veranstaltungen von mehr als 80 regionalen Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit geplant, die der Koordinierungsrat vertritt.

Die Würde des Menschen sei nur dann unantastbar, "wenn wir bereit sind, auch die Würde des Anderen zu schützen und zu verteidigen", betonte Pieper. Es laufe "etwas gar nicht gut in diesem Land". Menschen würden verachtet, gesamte Gruppen zu Feindbildern erklärt. "Was wir brauchen, ist ein Stoppschild für all das Reden gegen andere", sagte der Theologe. Hass und Gewaltfantasien müssten eingefangen werden, bevor sie zu schrecklichen Taten würden.

"Die richtigen Worte gefunden"

Im Rahmen der Eröffnungsfeier im Dresdner Kulturpalast erhält Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Buber-Rosenzweig-Medaille 2020. Die undotierte Auszeichnung würdigt laut Koordinierungsrat ihr entschiedenes Eintreten gegen antisemitische und rassistische Tendenzen in Politik, Gesellschaft und Kultur.

Die Medaille wird seit 1968 jährlich an Personen, Institutionen oder Initiativen vergeben, die sich in besonderer Weise für die Verständigung zwischen Christen und Juden einsetzen. Sie ist nach den jüdischen Philosophen Martin Buber (1878-1965) und Franz Rosenzweig (1886-1929) benannt.

Merkel habe in "bestimmten Situationen die richtigen Worte gefunden" und "ihren Mund aufgetan", sagte der Jüdische Präsident des Koordinierungsrates, Rabbiner Andreas Nachama. An entscheidenden Stellen wie etwa in der Beschneidungsdebatte sei sie entschlossen und mit einem "beherzten Kanzlerinnenwort" aufgetreten. Dort sei eine verantwortliche Regelung für den religiösen Ritus gelungen.

Dialog "dringender denn je"

Die Laudatio für die Bundeskanzlerin hält der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster. Bisherige Preisträger der Medaille waren unter anderen der US-amerikanische Architekt Daniel Libeskind und Rocklegende Peter Maffay.

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Dresden, Michael Hurshell, warb vor der Woche der Brüderlichkeit für den Dialog, der gerade nach den schrecklichen Ereignissen in Halle und Hanau "dringender denn je" sei. Nur auf diesem Weg könne Verständnis und Empathie füreinander entwickelt werden.

Seit 1952 veranstalten die Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit jedes Jahr im März die Woche der Brüderlichkeit. Im vergangenen Jahr wurden dazu bundesweit rund 2000 Veranstaltungen angeboten. 2021 ist die zentrale Eröffnung in Stuttgart geplant, 2022 in Osnabrück.