TV-Tipp: "Tatort: Die Geschichte vom bösen Friederich" (WDR)

Alter Fernseher vor einer Wand
Foto: Getty Images/iStockphoto/vicnt
TV-Tipp: "Tatort: Die Geschichte vom bösen Friederich" (WDR)
16.1., WDR, 20.15 Uhr
Das Böse ist kein gern gesehener, aber ein regelmäßiger Gast in Frankfurt, zumindest im „Tatort“: Immer wieder treiben dort Unholde von wahrhaft dämonischen Dimensionen ihr Unwesen, wenn auch nicht immer so charismatisch verkörpert wie der von Matthias Schweighöfer verkörperte Millionärssohn in dem Krimi „Weil sie böse sind“.

Nicholas Ofczarek, ohnehin ein begnadeter Schurkendarsteller, verdient sich mit seiner Leistung als hochintelligenter Psychopath ebenfalls einen Platz in der finsteren Ahnengalerie: Alexander Nolte hat wegen der heimtückischen Ermordung seiner Freundin fast zwanzig Jahre im Gefängnis verbracht. Ginge es nach Hauptkommissarin Janneke (Margarita Broich), deren kriminalpsychologisches Gutachten maßgeblich zur langen Haftstrafe beigetragen hat, hätte Nolte im Knast verrotten können. Der Mann ist ihrer Ansicht nach nicht therapierbar, was der Titel unzweideutig zum Ausdruck bringt: Bei der „Geschichte vom bösen Friederich“ handelt es sich um die sinistre Moritat aus dem „Struwwelpeter“. Friederich ist ein sadistischer Tierquäler, dessen grausames Treiben erst endet, als er an den Falschen gerät.

 Dass die Entlassung des Mörders mehr als nur gemischte Gefühle in der Polizistin hervorruft, hat jedoch andere Gründe: Sie hat sich damals auf ein Techtelmechtel mit dem Mann eingelassen, und diese zarten Bande möchte Nolte nun wieder auffrischen. Da Janneke mittlerweile für die Mordkommission arbeitet, ist ein Mord seiner Ansicht nach der kürzeste Weg, um die Verbindung wiederherzustellen. Er hinterlässt zwar keinerlei Spuren an der Leiche, aber die Kommissarin ahnt umgehend, wer den Obdachlosen im Bahnhofsviertel erstochen hat; dummerweise glaubt ihr niemand, und Beweise gibt es auch keine.

Geradezu genüsslich spitzt Volker Einrauch, dessen bisherige Drehbücher praktisch allesamt von seiner Frau Hermine Huntgeburth verfilmt worden sind, den Zweikampf immer weiter zu. Davon profitiert vor allem Ofczarek, denn Nolte ist ein begnadeter Manipulator, der die Menschen in seiner Umgebung mit Charme und Charisma um den Finger wickelt; eine tolle Rolle für den Wiener, der unter anderem auch schon mal Satan persönlich gespielt hat (in „Jesus liebt mich“), weil Nolte dank seiner raffinierten Psychospielchen nahtlos von einem Muster ins andere wechselt. Margarita Broich wirkt dagegen ein wenig wie im falschen Film: Hauptkommissarin Janneke verhält sich mehrfach bis an die Grenze der Glaubwürdigkeit unprofessionell. Gleiches gilt für eine Psychologin (Ursina Lardi), die überzeugt ist, Nolte stelle keine Gefahr für die Gesellschaft mehr dar; allerdings frisst sie ihm längst aus der Hand. Zwischendurch würzen Buch und Regie die Handlung mehrfach mit kurzen Visionen des Mannes, die meist auf den Tod jener Menschen hinauslaufen, die seinen Plänen im Weg stehen.

Ähnlich auffällig wie die Leistung Ofczareks, der zuletzt vor allem als völlig fertiger Polizist in der Serie „Der Pass“ beeindruckte, ist die Bildgestaltung von Sebastian Edschmid, ebenfalls ein treuer Weggefährte der mehrfach mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten Regisseurin (unter anderem für „Männertreu“, ebenfalls vom HR). Sein Licht ergänzt sich vortrefflich mit Kostüm und Ausstattung, sodass viele Innenaufnahmen in einem sandfarbenen Beige erscheinen, was dem Film eine ganz spezielle Atmosphäre verleiht. Auch akustisch ist „Die Geschichte vom bösen Friederich“ bemerkenswert: Die Komposition von Christine Aufderhaar ist nicht zuletzt dank eines eingängigen Leitmotivs eine ausgezeichnete Krimimusik. Die Einspielung erfolgte durch das Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks; mit derartigem Aufwand wird sonst allenfalls bei Kinofilmen gearbeitet.