Rund 300 Menschen demonstrieren in Hannover gegen Judenhass

Rund 300 Menschen demonstrieren in Hannover gegen Judenhass
Nach dem Brandanschlag auf das Haus eines jüdischen Ehepaars haben am Montag in Hannover rund 300 Menschen gegen Judenhass und Antisemitismus demonstriert.

"Antisemitismus hat in unserer Region eine neue Dimension erreicht", sagte Yevgen Bruckmann von der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover bei der Kundgebung in der Innenstadt.

Die Teilnehmer vom Bündnis "Gegen jeden Antisemitismus" forderten eine schnelle und lückenlose Aufklärung des Anschlags und solidarisierten sich mit dem betroffenen Ehepaar aus Hemmingen bei Hannover. Im aktuellen politischen Klima sei Antisemitismus leider wieder salonfähig geworden, sagte Bruckmann. "Der Angriff in Hemmingen ist ein trauriger Beweis dafür, dass es noch schlimmer wird. Es wird Zeit, dass wir als Zivilgesellschaft einschreiten."

Der stellvertretende Regionspräsident Michael Dette (Grüne) rief die Bürger dazu auf, der Judenfeindlichkeit entgegenzutreten: "Es ist wichtig, dass wir gegen Antisemitismus nach draußen gehen als Botschafter für die Toleranz."

Die Demonstranten reckten Schilder in die Höhe mit Slogans wie "Kein Ort für Judenhass. Nirgends" oder "Antisemitismus ist Sünde gegen Gott und Mensch". Hinter dem Bündnis stehen zahlreiche gesellschaftliche Organisationen, darunter Amnesty International, die Gewerkschaft ver.di, der Flüchtlingsrat sowie jüdische Gemeinden und christliche Gruppen.

Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln

Bei dem offenbar antisemitisch motivierten Brandanschlag vor anderthalb Wochen hatten Unbekannte nachts an der Haustür des jüdischen Ehepaars Feuer gelegt. Zudem schmierten sie in roter Farbe das Wort "Jude" an die Wand und an eine Gartenpforte. Die Flammen erloschen von selbst. Das Paar, beide über 80 Jahre alt, blieb unverletzt. Es entstand ein Sachschaden von rund 2.000 Euro.

Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln wegen versuchter schwerer Brandstiftung. Allerdings gebe es derzeit keine neuen Erkenntnisse, sagte Oberstaatsanwalt Thomas Klinge am Montag auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd).

Am vergangenen Wochenende entdeckte ein Postzusteller in Hemmingen zudem an einem Briefkasten ein spiegelverkehrt eingeritztes Hakenkreuz sowie ein SS-Zeichen. Die Polizei leitete ein Verfahren wegen des Verwendens von Symbolen verfassungswidriger Organisationen ein und überklebte die Stelle. Bereits am Donnerstag hatten in Hemmingen rund 250 Menschen mit einer Mahnwache ein Zeichen gegen Judenfeindlichkeit gesetzt.