Kirche muss sich stärker für Demokratie engagieren

 Jugendsynode der EKiR
© epd-bild/Hans Juergen Vollrath
Die erste Jugendsynode der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) fordert im Januar 2019 Modelle zur Partizipation junger Menschen in fünf Kirchenkreisen. Diskutierte wurden unter anderem die besseren Beteiligung von Jugendlichen über Jugendarbeit, Jugend- und Familienarmut, neue Gemeindeformen und die EU-Aussengrenzen.
Kirche muss sich stärker für Demokratie engagieren
Um die Demokratie zu stützen, sollte sich die evangelische Kirche nach Ansicht des Journalisten und Autors Arnd Henze stärker in politische Debatten einmischen. "Wir befinden uns in einem großen Stresstest der Demokratie", sagte Henze am Donnerstagabend bei einer Veranstaltung der Hanns-Lilje-Stiftung in Hannover. Im Streitgespräch mit dem hannoverschen Landesbischof Ralf Meister stellte er Thesen seines Buches "Kann Kirche Demokratie?" vor.

Alle gesellschaftlichen Akteure stünden in der Pflicht und müssten nach anti-demokratischen "Bruchstellen und Haarrissen" im eigenen Gefüge suchen, auch die Kirche, betonte Henze, der der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) angehört. In der jungen Bundesrepublik habe die evangelische Kirche selbst zu den antidemokratischen Kräften gehört, sagte Henze. Das Grundgesetz habe sie lange gar nicht zur Kenntnis genommen. Die Pfarrer seien in ihrer großen Mehrheit deutsch-national gewesen und das Führungspersonal habe den demokratischen Staat verachtet. So habe der EKD-Ratsvorsitzende Otto Dibelius 1949 in offenen Briefen an die US-Amerikaner dafür geworben, Nazi-Beamte wieder einzusetzen - anstelle von seiner Meinung nach "charakterschwachen Gestalten" wie den Liberalen und Sozialdemokraten.

Landesbischof Ralf Meister kritisierte, Henze fokussiere zu sehr auf Leitungspersonen wie Dibelius oder den hannoverschen Landesbischof August Marahrens. Diese repräsentierten nicht die ganze Kirche und das, was in den Gemeinden damals gedacht worden sei. Zudem hätten zu der Zeit fast alle gesellschaftlichen Akteure autoritäre Wertmuster vertreten, was aus heutiger Sicht schwer verständlich sei. Henze thematisiere auch zu wenig, dass sich Kirchenverantwortliche in den Nachkriegsjahrzehnten in unzähligen Schriften mit dem kirchlichen Fehlverhalten auseinandergesetzt hätten.

Laut Henze ist die Kirche auch heute in vielen Fällen nicht aktiv genug: "Die Fridays-for-Future-Bewegung ist komplett an der Kirche vorbeigegangen", kritisierte er. Pastoren sollten den direkten Kontakt zu protestierenden Schülern suchen. Kirchengemeinden sollten regelmäßig externe Kritiker einladen, um von diesen eine schonungslose Einschätzung kirchlicher Aktivitäten zu erhalten. Die Kirche habe diesen "Realitäts-Check" nötig.

Landesbischof Ralf Meister sagte, seine Stimme für den Klimaschutz sei in der Kirche bislang völlig wirkungslos geblieben. Auch EKD-Denkschriften, etwa zu reduziertem Fleischkonsum, "kommen unten nicht an". Trotzdem sei es gut, wenn Klimaaktivisten die Kirche und die ältere Generation in die Verantwortung nähmen. Jugendliche Klimaaktivisten überreichten Meister anschließend einen Katalog mit Handlungsvorschlägen für EKD und Landeskirche.