Künstler Moritz Götze bedauert geschlossene Kirchentüren

Künstler Moritz Götze
© epd-bild/Jens-Ulrich Koch
Künstler Moritz Götze plädiert für offene Kirchentüren.
Künstler Moritz Götze bedauert geschlossene Kirchentüren
Kirchen sind für den Künstler Moritz Götze immer wieder eine Quelle der Inspiration. Sie sind "ein Seelenraum, wo ich Ruhe finde", sagte der Künstler aus Halle dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Dennoch sei er - obwohl er sich mit zehn Jahren in der DDR taufen ließ - kein gläubiger Mensch. "Ich würde gerne einen Schlüssel zum Glauben haben", sagte Götze. Er habe ihn aber nie gefunden: "Also ringe ich darum."

Götzes Arbeiten, wie der Altar "Jesus vor Kaiphas", sind bis Ostern im Rahmen der Fasten-Kunst-Aktion "Kalymma" in der Erfurter Michaeliskirche zu sehen. Im epd-Gespräch bedauerte der Künstler, dass vor allem die Dorfkirchen oft geschlossen seien und es auch keinen Kirchenschlüssel mehr in der Nachbarschaft gebe. "Wir leben in Mitteldeutschland im bedeutendsten Geschichtsraum nördlich der Alpen, da gibt es so vieles, was keiner wahrnimmt, weil es einfach viel zu viel an solch bedeutenden Personen und Orten gibt", fügte er hinzu.

Eine Erklärung für die Unverwechselbarkeit seiner Bilder habe er nicht, sagte der Künstler. Er selbst finde seine Bilder gar nicht knallig. "Im Gegenteil, für mich sind sie sehr nah an der gotischen Malerei, gar nicht so weit weg von den historischen Vorlagen. Die sind nun nur etwas verblichener durch die sechs Jahrhunderte, seit sie gemalt wurden", begründete er seine Sicht im epd-Gespräch. Auch der Begriff "naiv" passe nicht zu seiner Kunst. Bei ihm stecke immer ein ganzer Kosmos an Fakten und Geschichten dahinter, auf denen seine Bilder und seine Kunst aufbauten.

Moritz Götze (Jahrgang 1964) trat nach einer Ausbildung zum Möbeltischler mit Gemälden, Papierarbeiten, Grafiken, Mosaiken, Skulpturen und vor allem Emaille-Arbeiten hervor. Das Multitalent ist Verleger, kuratiert Ausstellungen, fördert Musiker und engagiert sich in der Denkmalpflege; er gestaltet Bühnenbilder, Buchmessen (Leipzig) und Festivals.

Im Jahre 2009 wurde er einem größeren Publikum mit einer Aktion auf der Eisenacher Wartburg bekannt, als er zusammen mit dem Philosophen Bazon Brock 100 mit Tinte gefüllte Glaskugeln gegen Büttenpapier warf. Er stattet seit mehr als zehn Jahren die Bernburger Schlosskirche St. Ägidien mit wandfüllenden Emaillekompositionen aus. Im Reformationsjahr 2017 zeigte er in St. Matthäus in Berlin mit "Das Cranach Experiment" seine Version des Wittenberger Reformationsaltars. Im gleichen Jahr war sein Altar "Joseph vor Kaiphas" mit sieben Emaille-Bildern in der Stralsunder Kulturkirche St. Jakobi zu sehen.