Käßmann zum Weltkrebstag: Über Krankheit und Tod nicht schweigen

Portrait von Margot Käßmann
© Holger Hollemann/dpa
Margot Käßmann erkrankte 2006 selbst an Brustkrebs und habe gemerkt, wie sie Dinge nun aus einem anderen Blickwinkel betrachte.
Käßmann zum Weltkrebstag: Über Krankheit und Tod nicht schweigen
Am Weltkrebstag soll die Vorbeugung, Erforschung und Behandlungen von Krebserkrankungen stärker in das öffentliche Bewusstsein gebracht werden. Auch die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann liegt das Thema am Herzen.

Die Theologin Margot Käßmann hat am "Weltkrebstag" dazu aufgerufen, sich mit der Endlichkeit des Lebens auseinanderzusetzen und über Krankheit und Tod auch zu sprechen. "Wagen sie es!", appellierte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Montag bei einem Benefizkonzert der Niedersächsischen Krebsgesellschaft in Hannover: "Wir müssen nicht alles auf uns zukommen lassen, verdrängen, sondern können ja auch gestalten, wie wir mit Krankheit umgehen, wie wir alt werden, wie wir sterben wollen."

Käßmann verwies auf die Palliativmedizin in Deutschland. Immer öfter erlebe sie, wie Menschen wirklich schmerzfrei in den Tod gingen. "Diese Schmerzmedizin muss weiter gestärkt werden." Bei einer Diagnose wie Krebs sei es gut, etwa bei der Niedersächsischen Krebsgesellschaft kompetente Ansprechpartnerinnen zu finden, sagte die frühere hannoversche Landesbischöfin. "Es ist gut, wenn Angehörige zuhören oder auch schweigen." Die erkrankte Person müsse entscheiden, ob und wie viel sie über die Krankheit reden wolle oder wann sie sich einfach Alltag wünsche. "Da sollte das Umfeld sensibel sein."

Die frühere Bischöfin berichtete davon, wie sie 2006 selbst an Brustkrebs erkrankt war. Mit der Diagnose konfrontiert habe sie der Ärztin gesagt, sie könne sich gerade nicht operieren lassen. Sie habe zu viele Termine und Verpflichtungen. Dann sei ihr klargeworden: "Es geht um viel mehr." Eine Krebsdiagnose lasse manches in anderem Blickwinkel erscheinen. Bei Angst, Schmerz und Trauer habe zudem nach christlicher Überzeugung der Tod nicht die letzte Macht. "Es ist nicht entscheidend, wie lange und gut wir leben, sondern dass wir in Gottvertrauen leben und sterben können."

Der Weltkrebstag findet jährlich am 4. Februar statt. Er soll die Vorbeugung, Erforschung und Behandlungen von Krebserkrankungen stärker in das öffentliche Bewusstsein bringen und auf die Auswirkungen auf Betroffene aufmerksam machen. Jährlich erkranken nach Angaben der Niedersächsischen Krebsgesellschaft mehr als 49.000 Menschen im Bundesland neu an Krebs.