TV-Tipp: "Hubert und Staller: Eine schöne Bescherung" (ARD)

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TV-Tipp: "Hubert und Staller: Eine schöne Bescherung" (ARD)
19.12., ARD, 20.15 Uhr: "Hubert und Staller: Eine schöne Bescherung"
Das hat’s, wenn überhaupt, garantiert noch nicht oft gegeben: Eine Erfolgsserie verliert ihren Titelhelden, aber der Titel ändert sich nicht. Oder genauer gesagt: nur geringfügig. Wenn im Januar die achte Staffel von "Hubert und Staller" startet, werden die Freunde der heiter bis tödlichen Vorabendkrimis verblüfft feststellen, dass aus dem Duett ein Solo geworden ist; deshalb heißt die Serie dann auch "Hubert ohne Staller".

Damit der Übergang vergleichsweise sanft erfolgt, hatten die Verantwortlichen die Idee, den Abgang Helmfried von Lüttichaus von langer Hand und in Gestalt des dritten Spielfilms zur Serie vorzubereiten: Zu Beginn von "Eine schöne Bescherung" gewinnt Staller in der Weihnachtslotterie eine Reise nach Rom. Hubert (Christian Tramitz) muss den Mörder einer alten Dame daher ohne den Freund und Partner finden, denn als sich der Kollege wenige Tage vor Heiligabend in den Zug setzt, geht die Polizei noch davon aus, dass die Frau eines natürlichen Todes gestorben ist. Staller taucht erst wieder auf, als der Fall gelöst ist, aber er bleibt nicht lange: Er hat sich schon auf der Hinfahrt in eine römische Zuckerbäckerin verliebt.

Was für die passionierten Fans des komischen Duos vermutlich kaum vorstellbar ist, funktioniert erstaunlich gut. Hubert ohne Staller klingt zwar zunächst wie Starsky ohne Hutch oder Miami ohne Vice, aber der Erfolg der Serie ist nicht zuletzt das Ergebnis einer Ensemble-Leistung; der Anteil von Michael Brandner als Kriminalrat Girwidz, der gern Arbeit und Verantwortung delegiert, ist ähnlich groß wie der von Tramitz und Lüttichau. Das gilt auch für die weiteren Mitwirkenden, selbst wenn es seit 2011 eine rege Fluktuation gegeben hat. Weil das Drehbuch (Philip Kaetner, Oliver Mielke) die Handlungslast des Films geschickt auf mehrere Schultern verteilt, fällt Stallers Abwesenheit fast gar nicht ins Gewicht. Dafür sorgt auch die Geschichte, selbst wenn der Krimi-Kern kaum größeres Erzählpotenzial als eine Serienfolge hat: Die nunmehr mumifizierte Rentnerin, die seit einem Jahr tot in ihrem Wohnzimmer sitzt, hat bei der örtlichen Bank kurz vor ihrem gewaltsamen Ableben eine stattliche sechsstellige Summe abgehoben. Da Filialleiter Hübner (Herbert Knaup) die Neuigkeit umgehend in der Kneipe kundgetan hat, vermuten Hubert und Girwidz den Täter unter den Mitgliedern des Stammtischs, zu denen neben Hübner auch Postbote Brenner (Simon Schwarz) und Metzger Schartl (Waldemar Kobus) gehören.

Weil die Krimiebene also bei Weitem nicht so komplex ist wie im zweiten "Hubert und Staller"-Film ("Unter Wölfen", 2016), müssen allerlei Nebenstränge herhalten, um die knapp neunzig Minuten zu füllen. Dafür sorgt vor allem der komische Teil der Geschichte, der sich am gewohnten Muster orientiert: Girwidz überträgt dem gelegentlich überraschend cleveren Trottel vom Dienst (Paul Sedlmaier) den Einkauf seiner Weihnachtsgeschenke, was im Großen und Ganzen recht gut funktioniert; aber ausgerechnet das Präsent für die Schwiegermutter bleibt auf der Strecke. Zumindest einen gewissen Bezug zum Krimigeschehen hat ein Unfall eines Weihnachtsmanns, der mit seinem Schlitten in einen Holzstapel kracht; es handelt sich um den exakt vor einem Jahr verschwundenen Gatten von Metzgerfreundin Katharina. Damit Hubert nicht so allein ist, dichtet ihm das Autorenduo (Mielke ist zudem Produzent von "Hubert und Staller") eine Tochter an: Kurz vor Weihnachten steht plötzlich Anna (Sinje Irslinger) vor der Tür, angeblich Frucht einer 16 Jahre zurückliegenden Beziehung. Hubert zeigt sich zwar von seiner besten Grantlerseite, ist aber irgendwie auch ganz angetan von der jungen Frau, die seine schlechte Laune mit klugen Kommentaren kontert.

Das ist alles recht kurzweilig, aber auch ein denkbar harmloser Zeitvertreib und selbst in der Vorweihnachtszeit im Grunde eine Nummer zu klein für einen "Mittwochsfilm im Ersten", zumal auch die Umsetzung (Regie: Sebastian Sorger, ebenfalls Teil des Serienteams) nicht über den Vorabendstandard hinausgeht. Doch es gibt schöne Bilder vom winterlichen Oberbayern (Kamera: Johannes Kirchlechner), und nur Kritiker werden es einfallslos finden, dass Komponist Gerd Ekken Gerdes seine Musik mit sämtlichen populären Weihnachtsliedern durchsetzt hat; vom unvermeidlichen angloamerikanischen Christmas-Pop ganz zu schweigen. Einige Scherze sind reichlich plump (der betrunkene Wirtshaushund), aber viele Dialogzeilen und Drehbucheinfälle sind ausgesprochen witzig und besonders wirkungsvoll, wenn sie beiläufig eingestreut werden. Mitunter begeben sich zwar selbst die namhaften Gastdarsteller auf die unteren Ebenen des Gagniveaus, aber trotzdem macht es Spaß, dem Ensemble zuzuschauen. Außerdem darf zumindest Brandner aus seiner üblichen Rolle fallen. Um den Täter zu einer Panikaktion zu provozieren, mischt er sich "undercover" unter die Stammtischbrüder und gibt sich als Grafologe aus, der die Handschrift der alten Frau entziffern soll: Die Rentnerin, erzählt er der staunenden Runde, hat die Seriennummern sämtlicher Banknoten notiert, weshalb das ganze Geld demnächst quasi wertlos sei. Der Plan geht zwar auf, doch da Girwidz von den Kollegen aus Rosenheim betrunken aus dem Verkehr gezogen wird, muss er die Leitung des Reviers in "Hubert ohne Staller" (Start: 9. Januar) an eine Nachfolgerin abgeben und gemeinsam mit Hubert auf Streife gehen.