UN-Klimagipfel eröffnet: Welt steckt in Schwierigkeiten

Klimagipfel
Foto: dpa/Peter Klaunzer
Gruppenfoto zu Beginn des Weltklimagipfels in Kattowitz.
UN-Klimagipfel eröffnet: Welt steckt in Schwierigkeiten
Obwohl sich die Weltgemeinschaft vor drei Jahren auf ein Klima-Abkommen geeinigt hat, ist die Trendwende nicht erreicht: Der CO2-Ausstoß steigt weiter. Die Klimadiplomaten beim Gipfel in Kattowitz stellen sich auf intensive Verhandlungswochen ein.

Zum Auftakt des UN-Klimagipfels im polnischen Kattowitz hat sich UN-Generalsekretär Antonio Guterres besorgt über mangelnde Forschritte im Kampf gegen die Erderwärmung gezeigt. "Wir stecken in tiefen Schwierigkeiten", sagte Guterres am Montag bei der Eröffnungszeremonie des Gipfels. Die Klimaschutz-Anstrengungen der Menschheit hielten nicht Schritt mit der Entwicklung des Klimawandels. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) rief zu "mehr Verbindlichkeit, Mut und Solidarität beim Klimaschutz" auf.

Transparenzregeln und Finanzhilfen

Bis zum 14. Dezember wollen die Delegierten aus mehr als 190 Ländern über die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens von 2015 beraten. Unter anderem wollen die Klimadiplomaten Transparenzregeln und Berichtspflichten für die Klimaschutz-Anstrengungen der Staaten vereinbaren. Verhandelt wird auch über Finanzhilfen für arme Staaten, die besonders unter den Folgen des Klimawandels leiden.

Drei Jahre nach der Verabschiedung des Pariser Abkommens ist zudem eine Bestandsaufnahme der bisherigen Klimaschutzmaßnahmen der Weltgemeinschaft geplant. Laut einer kürzlich vorgestellten Studie des UN-Umweltprogramms UNEP haben die CO2-Emissionen im vergangenen Jahr einen Rekordwert von 53,5 Millionen Tonnen erreicht.

"Wir sind nicht auf Kurs", betonte Guterres. Den wirtschaftsstarken Länder gelinge es bislang nicht, den Kohlendioxid-Ausstoß ausreichend zu drosseln. Er erinnerte daran, dass nach Auffassung von Wissenschaftlern bis Mitte des Jahrhunderts ein Netto-CO2-Ausstoß von null erreicht werden muss, um verheerende Folgen der Erderwärmung zu verhindern.

Wichtigste Klimakonferenz seit 2015

Nach den Worten des UN-Generalsekretärs ist der Gipfel in Kattowitz die wichtigste Klimakonferenz seit 2015, als das Pariser Abkommen geschlossen wurde. Der Vertrag habe den Rahmen für den Kampf gegen die Überhitzung des Planeten gesetzt, nun müsse das "Regelbuch" des Abkommens in Kattowitz beschlossen werden.

Auch Bundesumweltministerin Schulze unterstrich die Dringlichkeit, das Regelwerk zu beschließen. "Am Ende soll jeder genau wissen, was er zu tun hat, damit wir gemeinsam den Klimawandel bekämpfen können", erklärte sie in Kattowitz.

Vernunft lässt sich nicht aufhalten

Der "Süddeutschen Zeitung" (Montag) sagte Schulze, die Staaten dürften sich nicht davon beirren lassen, wenn sich große Länder wie die USA oder Brasilien vom Pariser Klimaabkommen abwenden. "Die Großen, die sich kurz wegducken, werden wiederkommen", sagte Schulze. "Die Vernunft wird sich nicht dauerhaft aufhalten lassen."

Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) bezeichnete den Klimaschutz als "Überlebensfrage der Menschheit". Kattowitz müsse nun eine Trendwende markieren, erklärte der Minister.

Müller bekräftigte, dass Deutschland weitere 1,5 Milliarden Euro für den Green Climate Fund bereitstellen werde, der arme Länder im Kampf gegen den Klimawandel unterstützt. Nach Ministeriumsangaben gehörte Deutschland bei der Erstauffüllung des Fonds im Jahre 2014 mit 750 Millionen Euro zu den größten Gebern. Bei der Wiederauffüllung sei Deutschland das erste Land, das eine konkrete Summe ankündige.



Dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Montag) sagte Müller: "Auch ohne konkretes Datum für den Kohleausstieg wird Deutschland in Kattowitz ein starkes Signal aussenden." Er werde dort die "Allianz für Entwicklung und Klima" starten - eine Initiative, um private Investitionen für Klimaschutzprojekte in Entwicklungs- und Schwellenländern zu gewinnen.

Der CSU-Politiker zeigte sich zuversichtlich, dass Deutschland sein Verfehlen der Klimaziele für 2020 wettmachen könne. "Ich bin sicher, dass wir unseren Rückstand bei der CO2-Einsparung aufholen werden - das ist auch ein Gebot der Verantwortung und der Solidarität." Zugleich betonte der Minister: "Wir werden das Klima nicht in Deutschland retten. Wir müssen international denken und handeln - und so Vorreiter sein. Klimapolitik heißt, in Entwicklungs- und Schwellenländer investieren. Afrika, Brasilien, Indien und China: Der Klimaschutz entscheidet sich maßgeblich dort."