Trierer Bischof für Debatte über Zölibat und Sexualmoral

Trierer Bischof für Debatte über Zölibat und Sexualmoral
Für mehr Offenheit und Diskurs innerhalb der katholischen Kirche hat sich der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Stephan Ackermann, ausgesprochen. "Wir wollen in einen offenen, transparenten Gesprächsprozess eintreten", sagte der Trierer Bischof im Rahmen einer Fachtagung zur Prävention von sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche am Freitag in Köln. Das gelte auch beim Thema Zölibat. Ebenso sei die Frage der Sexualmoral "ein Thema, über das offen gesprochen werden muss".

Der Zölibat verpflichtet katholische Priester zur Ehelosigkeit. Die Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) hatte zuvor in Bonn in einem Beschluss gefordert, sich für die Abschaffung des Pflichtzölibats für katholische Priester und eine Gleichstellung von Männern und Frauen in der Kirche einzusetzen. Ackermann bekräftigte, dass künftig mehr Positionen in Leitungsgremien mit Frauen besetzt werden sollten.

Er betonte, das man sich mit den Präventionsmaßnahmen auf einen stetigen und dauerhaften Prozess begeben habe. Er sei dankbar für den "Blick von außen", da die Kirche in der Gefahr stehe, sich auf die "Binnenperspektive" zu beschränken. "Wir brauchen die Hilfe von Experten. Alleine schaffen wir das nicht", betonte der Bischof.

Neben Ackermann nahm auch der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindermissbrauchs der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, an der Tagung teil. Er kritisierte, dass sehr wohl bekannt sei, "was wir tun müssten, um Kinder und Jugendliche besser zu schützen und Betroffenen besser zu helfen". Doch der Kinderschutz in Deutschland scheitere immer wieder an fehlenden personellen und finanziellen Ressourcen: "Hier sehe ich die Politik von Bund, Ländern und Kommunen in der Pflicht", erklärte er.


Auf der Fachtagung, die unter dem Leitwort "Präventionserprobt!? Katholische Kirche auf dem Weg zur nachhaltigen Prävention von sexualisierter Gewalt" steht, zogen die Deutsche Bischofskonferenz und die Deutsche Ordensobernkonferenz zusammen mit dem Unabhängigen Beauftragten eine erste Bilanz: Man habe strukturelle und institutionelle Herausforderungen für Schutz und Hilfe bei sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in den Blick genommen. 

Mitarbeiter aus unterschiedlichen katholischen Einrichtungen hatten dabei den Angaben zufolge Faktoren und Kriterien vorgestellt, die den Entwicklungsprozess von Schutzkonzepten in ihren Einrichtungen erleichtern sollten. Der Unabhängige Beauftragte Rörig lobte, die gemeinsame Fachtagung sei ein Zeichen dafür, dass sich die katholische Kirche für eine öffentliche Auseinandersetzung bei Fragen der Prävention und Aufarbeitung öffne.