Kirche macht zu wenig Angebote an junge Erwachsene

Nach dem Konfirmationsunterricht hört die Kirchenbindung oft auf.
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Nach aktuellen Studien gelten 20 Prozent der Menschen im Alter von 16 bis 29 Jahren als hochreligiös. Doch ist ihre Anbindung an die kirchlichen Institutionen oft nicht gegeben.
Kirche macht zu wenig Angebote an junge Erwachsene
Die Kirche macht Religionsforschern zufolge jungen Erwachsenen zu wenig Angebote. "Das junge Erwachsenenalter ist eine Leerstelle in der kirchlichen Jugendarbeit", sagten die Professoren Tobias Faix und Tobias Künkler dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Kirchliche Jugendarbeit höre oft nach dem Konfirmationsunterricht auf. Zu diesem Schluss kommen die beiden Leiter des Forschungsinstituts "empirica für Jugend, Kultur und Religion" in ihrer "Empirica-Jugendstudie 2018".

Junge Menschen suchen nach Gemeinschaftserfahrungen

Die Studie soll am Montag nächster Woche am Rande der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Würzburg vorgestellt werden, deren Schwerpunktthema "Glaube junger Menschen" ist. "Junge Erwachsene wollen sich in den Gemeinden engagieren, sind zugleich aber sehr mobil in dieser Lebensphase. Hier ist es sinnvoll, stärker projektbezogene Angebote zu machen", sagten die beiden Forscher. "Außerdem suchen diese jungen Menschen nach Gemeinschaftserfahrungen." Individuell und authentisch müssten die Angebote daher sein. "Junge Menschen gehen dorthin, wo sie sich wohlfühlen, und achten dabei immer weniger auf konfessionelle Unterschiede."

Die Forscher arbeiten für die christliche CVJM-Hochschule in Kassel. Die Studie "Generation Lobpreis" beschäftigt sich hauptsächlich mit sogenannten hochreligiösen evangelischen Jugendlichen. Als "hochreligiös" gilt, wer dem Glauben auch in seinem Alltag einen hohen Stellenwert beimisst, wer regelmäßig betet oder in der Bibel liest oder einen Gottesdienst besucht.

Ein emotionaler und individualistischer Glaube

Nach aktuellen Studien gelten 20 Prozent der Menschen im Alter von 16 bis 29 Jahren als hochreligiös. Doch ist ihre Anbindung an die kirchlichen Institutionen oft nicht gegeben. "Die Generation 'Lobpreis' lebt einen sehr emotionalen und individualistischen Glauben", sagten Faix und Künkler. Sie seien eine sehr wichtige Gruppe, denn 88 Prozent der befragten Jugendlichen engagieren sich ehrenamtlich. "Wir haben eine sehr engagierte Generation vor uns, die nicht rebelliert und nicht revolutionär ist. In dem Bestehenden wollen sie aber einen Raum, wo sie gehört werden und den sie mitgestalten dürfen."



Der Lobpreis - also die Anbetung Gottes durch Worte, Gesten und Musik - sei Ausdruck und oft auch Lebenshaltung ihres Glaubens. "Man kann Lobpreis wie eine eigene Liturgie betrachten, in der es um die körperliche und geistliche Erfahrung von Gottes Anwesenheit geht." Für viele sei die traditionelle Gottesdienstliturgie nicht mehr selbsterklärend. Gemeinden müssten auch darüber nachdenken, mehr Formate mit alternativen Liturgien anzubieten, erklärten die Wissenschaftler.