TV-Tipp: "Schwartz & Schwartz: Mein erster Mord" (ZDF)

TV-Tipp: "Schwartz & Schwartz: Mein erster Mord" (ZDF)
27.10., ZDF, 20.15 Uhr: "Schwartz & Schwartz: Mein erster Mord"
Grimme-Preisträger Alexander Adolph hat für den Samstagskrimi im ZDF so unterschiedliche Reihen wie "Unter Verdacht" und "München Mord" entworfen. Der Auftakt zu "Schwartz & Schwartz", wie der erste "München Mord"-Film gemeinsam mit Eva Wehrum geschrieben, verspricht eine weitere hochinteressante Farbe. Die Titelfiguren sind zwei Brüder, die kaum unterschiedlicher sein könnten.

Der jüngere, Mads (Golo Euler), Polizist beim Kriminaldauerdienst in Berlin, führt ein überschaubares Leben mit Ehefrau (Cornelia Gröschel) und zwei kleinen Kindern. Andi, der ältere, ist das komplette Gegenteil und schon deshalb schwer zu charakterisieren, weil er permanent in neue Rollen schlüpft und niemand weiß, wann er zufällig mal die Wahrheit sagt, denn meistens schwindelt er den Menschen irgendwas vor. Für einen Schauspieler ist das natürlich ein Traum, den Devid Striesow mit Genuss auskostet: mal umschmeichelnd, mal knallhart; mal guter Kumpel und liebevoller Bruder, mal kaltblütig und skrupellos auf den Eigennutz fixiert. Kein Wunder, dass die beiden Männer nicht viel gemeinsam und noch weniger miteinander zu tun haben.

Das ändert sich, als Mads zu einer Leiche gerufen und anschließend zur Mordkommission versetzt wird: Die Frau des stadtbekannten Frauen- und Kinderarztes Robert Jasper, der eine Stiftung für behinderte Kinder ins Leben gerufen hat, ist ausgerechnet bei ihrer Geburtstagsparty gestorben. Todesursache war ein anaphylaktischer Schock, eine allergische Reaktion auf einen Nussanteil in einem Cocktail. Jasper gibt den trauernden Witwer, aber wenn Ulrich Noethen als Episodenhauptdarsteller in einem Reihenkrimi mitwirkt, ist die Figur selbstredend automatisch verdächtig. Mads sieht das ähnlich, zumal die Blutergüsse an den Oberarmen der Toten ein Hinweis auf häusliche Gewalt sind, hat aber keine Ahnung, warum der Doktor seine schöne und deutlich jüngere Frau Giulia (Petra van de Voort) ermordet haben sollte. Diese Antwort weiß ausgerechnet Andi, und er kennt auch das abscheuliche Geheimnis des Arztes; die Vorgeschichte wird nach und nach in Form geschickt integrierter Rückblenden nachgereicht.

Dieser Handlungskern würde als Krimistoff bereits genügen, aber Adolph und Wehrum, die den Film zusammen mit Anna Oeller auch produziert haben, ergänzen die Geschichte nicht nur um die reizvolle Brüderebene, sondern auch um eine polizeiinterne Intrige: Mads’ vermeintliche Gönnerin (Lisa Martinek) beim LKA lässt ihren Schützling eiskalt ins Messer laufen, weshalb Jaspers Anwalt leichtes Spiel hat, die Anschuldigungen gegen seinen Mandanten zu zerstreuen. Hilfe bekommt der junge Kommissar ausgerechnet von einer Kollegin (Brigitte Hobmeier), die ihn bislang ziemlich kühl abgefertigt hat, weil der Tod von Giulia Jasper eigentlich ihr Fall war. Als auf dem Computer von Mads eine Software entdeckt wird, mit deren Hilfe das LKA ausspioniert werden kann, ist er auch noch seinen Job los, dabei stammt die Spy-Software von Andi, der auf diese Weise immer auf dem Laufenden über die Ermittlungen war. Auf dem Mobiltelefon seines Bruders hat er ebenfalls einen Chip implantiert, sodass er permanent alles mithören kann, was sich in Mads’ Umgebung ereignet.

Das Drehbuch hat eine ganze Reihe solcher Nebenwege zu bieten, und die meisten führen zu Andi. Der Bruder ist einerseits ein charmanter Hochstapler, der sich für seine Liebe sogar böse verprügeln lässt, andererseits aber auch ein offenkundig sehr einsamer Mensch, der in einer Garage lebt. Striesow verkörpert die Rolle, als leide Andi unter einer bipolaren Persönlichkeitsstörung; trotzdem kann der suspendierte Mads den Fall nur mit Hilfe seines Bruders lösen. Allerdings scheinen die beiden in Jasper ihren Meister zu finden, denn der prominente Doktor entpuppt sich als ein Mann, den man nicht zum Feind haben will; Noethen ist geradezu gruselig gut, wenn Jasper den Wohltäter und Menschenfreund markiert.

Das Ende lässt offen, wie es mit Schwartz und Schwartz weitergeht, aber dass es weitergeht, steht bereits fest. Brigitte Hobmeier wird weiterhin mit von der Partie sein, Cornelia Gröschel ist sicher nicht nur als liebende Ehefrau und Mutter engagiert worden, und auch Lisa Martinek als sich schwäbelnd volkstümlich gebende LKA-Abteilungsleiterin Steinle wird immer wieder mal auftauchen. Dank der vielfältigen Rollenbilder und der vorzüglichen Besetzung decken die Figuren zudem ein breites Spektrum ab, wobei Striesow auch dank einiger zartkomischer Momente sicher den ungewöhnlichsten Part hat, zumal er dem Film zwischendurch eine entspannende Leichtigkeit gibt. Die Inszenierung besorgte mit Rainer Kaufmann einer der besten seines Fachs, die hervorragende Bildgestaltung sein bevorzugter Kameramann Klaus Eichhammer.