Missbrauchsfälle: Papst versetzt zwei Bischöfe in den Laienstand

Missbrauchsfälle: Papst versetzt zwei Bischöfe in den Laienstand
Papst Franziskus hat einen in Deutschland lebenden chilenischen Erzbischof wegen Missbrauchsvorwürfen in den Laienstand versetzt.

Ebenso wie den emeritierten Erzbischof von La Serena, Francisco José Cox Huneeus, entließ er Vatikanangaben vom Samstag zufolge den emeritierten Bischof von Iquique in Chile, Marco Antonio Órdenes Fernández, aus dem Klerikerstand. Franziskus traf die Entscheidungen den Angaben zufolge in beiden Fällen nach einem Paragrafen, der die kirchenstrafrechtliche Verfolgung sexuellen Missbrauchs klärt. Die beiden Betroffenen können den Angaben zufolge keine Berufung gegen die bereits am Donnerstag beschlossene, aber erst am Samstag bekanntgegebene Versetzung in den Laienstand einlegen.

Der 84-jährige Cox Huneeus gehört der Schönstadtbewegung an und lebt seit 2002 im Zentralhaus von deren Patres in Vallendar bei Koblenz. Der damalige Erzbischof von Santiago de Chile, Kardinal Francisco Javier Errazuriz, begründete den Wegzug mit "unangemessenem Verhalten" des Geistlichen. Errazuriz steht mittlerweile wegen seines eigenen Umgangs mit Missbrauchsfällen in der Kirche seines Landes in der Kritik. Franziskus ernannte ihn 2013 zum Mitglied des Kardinalsrats, den sogenannten K9-Rat, der eine Reform der vatikanischen Kurie erarbeiten soll.

Die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche in Chile überschatteten die Papstreise in das lateinamerikanische Land im vergangenen Januar. Nachdem er zunächst einen hochrangigen Geistlichen gegen Vorwürfe verteidigt hatte, gestand Franziskus Fehleinschätzungen ein und bat bei mehreren Treffen mit chilenischen Opfern um Vergebung. Eine in seinem Auftrag durchgeführte Untersuchung dokumentierte zahlreiche Fälle. Daraufhin bot fast die gesamte chilenische Bischofskonferenz ihren Rücktritt an.

Bei einer Papstaudienz für den chilenischen Präsidenten Sebastián Piñera Echenique sei es am Samstag auch um das Thema Missbrauch gegangen, teilte der Vatikan mit. Dabei sei der Einsatz für Zusammenarbeit bei der Bekämpfung und Prävention dieser Verbrechen sowie deren Vertuschung bekräftigt worden.

Der von 1990 bis 1997 als Erzbischof von La Serena amtierende Erzbischof Cox Huneeus wurde seit längerem des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen beschuldigt. Im Alter von 63 Jahren trat er ohne offizielle Angabe von Gründen von seinem Amt zurück. Katholische Bischöfe müssen bei Erreichen der Altersgrenze von 75 Jahren dem Papst ihren Amtsverzicht anbieten.

In Chile ermittelt die Justiz gegen Cox. Anfang Oktober sagten mehrere Zeugen vor Gericht aus. Cox war von 1975 bis 1981 Bischof der Region Chillán, arbeitete später als Sekretär des Päpstlichen Rates für die Familie in Rom und wurde 1990 zum Erzbischof der Region Serena berufen.