Pietismus-Tagung an der Luther-Universität

Blick aus dem Foyer des neuen Audimax in Halle an der Saale, im Hintergrund ist der Universitätsplatz mit dem Löwengebäude und dem Melanchtoniasium zu sehen.
Foto: epd-bild / Jens Schlüter
Blick aus dem Foyer des neuen Audimax in Halle an der Saale, im Hintergrund ist der Universitätsplatz der Martin-Luther-Universität zu sehen.
Pietismus-Tagung an der Luther-Universität
Unter dem Motto "Gefühl und Norm" richtet die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg vom 26. bis 29. August den fünften Internationalen Kongress zur Pietismusforschung aus.

Zu der Veranstaltung in Zusammenarbeit mit den Franckeschen Stiftungen der Saalestadt und der Historischen Kommission zur Erforschung des Pietismus werden 150 Teilnehmer aus Europa, Australien und Nordamerika erwartet, wie die Hochschule am Montag in Halle (Saale) mitteilte.

Der Kongress hat das Ziel, die historischen Diskussionen zum Verhältnis von Gefühl und Norm im Pietismus interdisziplinär zu rekonstruieren, wie es hieß. Dazu gehöre auch die Frage, welche Instanz mit welchen Argumenten und in welchen Formen und Funktionen überhaupt Normen festlegen und darüber befinden durfte, welche Gefühle akzeptiert und welche verworfen wurden.

Eröffnet wird das Expertentreffen mit einem Vortrag von Jacqueline Van Gent vom Centre of Excellence for the History of Emotions an der Universität im australischen Perth. Neben den Fachvorträgen steht auch eine wissenschaftliche Exkursion auf dem Programm: Die Teilnehmer besuchen das Literaturmuseum Gleimhaus in Halberstadt und das Klopstockhaus in Quedlinburg. Beide Städte zählten zu wichtigen "Herzens- und Gefühlsorten" des 18. Jahrhunderts, sagte ein Universitätssprecher.

Der Pietismus entwickelte sich im 18. Jahrhundert zur wichtigsten Reformbewegung im Protestantismus. Zentral war für seine Wegbereiter der diagnostizierte Mangel an Herzensfrömmigkeit und an einer entsprechend tatkräftigen Praxis - sowohl bei Theologen, Geistlichen und Lehrern als auch in der Bevölkerung. Im Zentrum pietistischer Reformbemühungen stand das frommfühlende Subjekt. "Dabei war es zu dieser Zeit überhaupt keine Selbstverständlichkeit, von oder über Gefühle zu sprechen", sagte Christian Soboth vom Interdisziplinären Zentrum für Pietismusforschung der Luther-Universität.