Fernsehwochenvorschau: "Kann man Gott beleidigen?"

Die Goldene Reliquienkammer St. Ursula in Köln.
Bernd Meiners/ZDF
Der Streit um Blasphemie wird hinterfragt in der Sendung "Kann man Gott beleidigen?" auf Arte am 15.8.. Ein Beispiel ist die Goldene Reliquienkammer St. Ursula in Köln: Zur Verehrung Gottes gehörte im Mittelalter die Heiligen- und Reliquienverehrung.
Fernsehwochenvorschau: "Kann man Gott beleidigen?"
Fernsehwochenvorschau vom 12. bis 16.08.2018
Blasphemie ist ein brisantes Thema in Zeiten, in denen Religion weltweit an Bedeutung gewinnt oder sogar zu einem Politikum werden kann, das Terror und Gewalt auf den Plan ruft. Die Dokumentation geht dem Streit zwischen Meinungsfreiheit und Respekt vor der Religion nach. Und das lohnt sich sonst noch im TV.

12.8., ZDF, 9.30 Uhr: "Evangelischer Gottesdienst: Sehnsucht nach mehr"

Die Bibel sagt, dass Gott uns nicht verlässt, predigt Hans-Peter Mumssen aus der freikirchlichen Pfingstgemeinde Elmshorn. "Der Heilige Geist aber sorgt dafür, dass wir das auch erleben." Der Pastor zählt diverse Beispiele dafür auf, dass Gottes Gegenwart für Menschen konkret erfahrbar wurde. Das ZDF überträgt seinen evangelischen Gottesdienst heute aus dem Christuszentrum Arche in Elmshorn. Die Gemeinde mit dem bekannten Gospelchor richtet bereits zum dritten Mal einen ZDF-Gottesdienst aus.

12.8., ARD alpha, 22.00 Uhr: "Auf ein Wort: Nazi"

Wilhelm Heitmeyer ist ehemaliger Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld. Seit über dreißig Jahren forscht er über Rechtsextremismus, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit. Im Gespräch mit Michel Friedman geht er Fragen nach, die sich jeder irgendwann mal stellt: Wie kommt das Böse in die Welt? Was ist Wahrheit? Kann der Mensch die Wahrheit erkennen? Ist Gott allmächtig? In der neuen Sendung "Auf ein Wort" diskutiert Friedman mit renommierten Geisteswissenschaftlern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens über Grundsatzfragen unserer Zeit. Der Moderator und Philosoph begibt sich mit seinen Gästen auf eine Gedankenreise und erkundet die Dialektik scheinbar eindeutiger Begriffe.

12.8., ARD alpha, 22.45 Uhr: "Streetphilosophy: Askese - Vereinfache dein Leben"

In dieser Ausgabe übt "Streetphilosophy"-Moderator Jonas Bosslet Verzicht. Die Fragen, die er sich stellt: Was brauche ich wirklich? Geht es mir besser, wenn ich meinen Besitz reduziere? Macht das mein Leben einfacher oder doch komplizierter? In Berlin gilt mitunter: je weniger Besitz, desto hipper. Minimalismus als Ideologie der Avantgarde. Deren Dresscode ist schwarz, von Kopf bis Fuß. Aber: Wie soll Askese überhaupt funktionieren in einer Stadt wie Berlin, die voller Ablenkungen ist? Verkommt die eigentliche Idee so nicht zum sinnbefreiten Trend? Jonas will das herausfinden. Dafür entzieht er sich der Großstadt und lebt mehrere Tage im Wald. Mit dabei im Rucksack: das Manifest "Walden" von Henry David Thoreau, der über das Leben im Wald philosophierte. Jonas spricht darüber mit der Philosophin Silvia Mazzini. Ihr Thema: "Armut als Lebensform und asketische Selbsttechniken". Mit einem Berliner Minimal-Musiker entdeckt Jonas bei einer Nachtsession im Studio die Kraft, die einfache Tonabfolgen entfalten, und bespricht mit einer Minimalistin, wie es sich anfühlt, wenn alle Besitztümer in zwei Koffer passen.

12.8., Tagesschau24, 21.02 Uhr: "Pflege: Hilft denn keiner?"

Rund 2,5 Millionen Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig, und es ihre Zahl steigt stetig. Derzeit werden zwei Drittel der Pflegebedürftigen zuhause von Familienmitgliedern gepflegt, doch immer weniger Angehörige sind dazu bereit oder in der Lage; nicht zuletzt wegen des Armutsrisikos, das damit einhergeht. Der Film von Julian Graefe, Jürgen Rose und Thomas Schneider erzählt vom Kampf der pflegenden Angehörigen, von den Nöten professioneller Pfleger und erklärt, woran menschenwürdige Pflege oft scheitert. Einer der Protagonisten ist Kurt, 69 und stark pflegebedürftig, seit er in Folge eines Herzinfarkts einen Hirnschaden erlitten hat. Seine Frau Roswitha pflegt ihn zu Hause, seit sieben Jahren, inzwischen rund um die Uhr. Mit viel Liebe und Fantasie kämpft sie täglich dafür, dass er trotz seiner Krankheit Freude am Leben hat. Sie selbst jedoch verzweifelt zunehmend an ihrer Aufgabe: weil sie für ihren Mann keinen passenden Platz in einer Tagespflege findet, der sie entlasten könnte, und sei es nur stundenweise. Da Roswitha keine Zeit mehr hat, ihren Beruf auszuüben, ist es finanziell eng, und für ihre Rente sieht sie ohnehin schwarz. Zugleich fehlt es an Fachkräften in den Pflegeberufen: Die Arbeit in der Pflege ist anstrengend, belastend und in der Regel schlecht bezahlt. Ob in der ambulanten Pflege oder in den Heimen: Meist fehlt es den Pflegern an Zeit, sich um den einzelnen Menschen zu kümmern. Ein Kernproblem: Pflege in Deutschland ist inzwischen ein Geschäft. Große Konzerne sind machtvolle Akteure auf dem Pflegemarkt. Kommerzielle Anbieter dünnen Personal aus, um die Rendite zu steigern; mit schlimmen Folgen für die Pflegebedürftigen. Der Staat verlässt sich darauf, dass die Familien durch Eigenarbeit oder Geld die Lücken schließen. Die Dokumentation zeigt aber auch Wege aus dem Notstand. Dazu braucht es eine willige Kommune, ein gut funktionierendes Netzwerk und vor allem die Möglichkeit, jeden Pflegefall ganz individuell zu lösen, damit möglichst viele Menschen möglichst lange zuhause leben und gepflegt werden können.

13.8., ARD, 21.45 Uhr: "Exclusiv im Ersten: Wer ist das Volk?"

Syrische Flüchtlinge werden gewalttätig, Nachahmer des Ku-Klux-Klans lassen sich auf dem Stadtplatz fotografieren, Stadtfestbesucher tragen unbehelligt rechtsextremistische Kleidung und das Bündnis "Zukunft Heimat" lädt regelmäßig zu Großdemonstrationen: Cottbus ist eine Stadt in Aufruhr.

Auch ein halbes Jahr, nachdem Gewalttaten syrischer Flüchtlinge das Fass zum Überlaufen brachten, kommt Cottbus nicht zur Ruhe. Dabei macht die Politik nun das, was sie lange versäumt hat: Sie handelt. Mehr Polizei, mehr Sozialarbeiter, mehr politische Aufmerksamkeit - selbst Bundespräsident Steinmeier besucht Cottbus. Wer ist das Volk, und wer nicht? Diese Frage schwebt über der Stadt, die heute gespalten ist. Dabei spielen für viele Cottbuser nicht nur die zugezogenen Flüchtlinge, sondern auch die Folgen der Wendezeit, die Frage nach der Braunkohle und Probleme in Infrastruktur und Bildung eine Rolle. Die einen setzen auf Integration, die anderen auf eine rechte Widerstandsbewegung, die von Cottbus aus durchs ganze Land rollen soll. Der Film von Stefanie Groth und Diana Kulozik nimmt die Zuschauer mit in die Lebensrealität der Cottbuser und fragt: Wer ist denn nun das Volk? Es erzählen die besorgte Mutter, die mit ihrer Angst bei den Rechten Gehör findet, der junge Syrer, der hier endlich ankommen will, der Polizist, der allen Seiten gerecht werden muss, die Lokalreporterin, die an ihrer Stadt zweifelt und der Architekt, der mit seinem Engagement versucht, alle zusammenzuhalten.

13.8., 3sat, 22.25 Uhr: "Iuventa"

"Jugend Rettet" ist eine in Berlin ansässige Nichtregierungsorganisation, die seit 2016 im Mittelmeer Rettungsaktionen mit ihrem Schiff "Iuventa" für in Seenot geratene Flüchtlinge durchführte. Das Schiff wurde im August 2017 von den italienischen Behörden festgesetzt. Es gab Berichte über eine Zusammenarbeit der Crew mit Menschenschmugglern. Italienische Behörden hatten schon längere Zeit gegen die Aktivitäten von "Jugend Rettet" ermittelt. Weltweit berichteten Medien kontrovers über die Vorwürfe und die Arbeit des Vereins. Die Besatzungsmitglieder weisen die Vorwürfe von sich. Der "Spiegel" unterstützt ihre Version und bezweifelte in einem Bericht die Behauptungen der italienischen Behörden. Die freiwilligen Helfer von "Jugend Rettet" warten weiterhin darauf, ihr Schiff zurückzuerhalten. Der Filmemacher Michele Cinque hatte vor zwei Jahren von der ersten Mission erfahren und war mit den Mitgliedern in See gestochen. Er hat mehrere Missionen bis zur Konfiszierung des Schiffs beobachtet und einzelne Team-Mitglieder vorher und nachher in Berlin, auf Lampedusa und auf Malta begleitet. Aus dem umfangreichen Material entstand das Bild einer Gruppe engagierter junger Leute, die nicht frei von Selbstzweifeln sind; im Verlauf der öffentlichen Diskussion um die Aufnahme von Flüchtlingen begann auch innerhalb der Organisation ein selbstkritischer Reflexionsprozess über Sinn und Nutzen der Aktionen. Cinques Film ist einerseits eine Verbeugung vor dem Engagement der Gründer von "Jugend Rettet", andererseits aber auch ein Dokument ihrer Unerfahrenheit und Naivität.

13.8., 3sat, 23.55 Uhr: "37 Grad: Hier ist noch lange nicht Schluss"

Keine Kneipe, kein Geschäft, keine Schule, kein Arzt: Postlow ist eine kleine Gemeinde in Mecklenburg-Vorpommern mit wenig Zukunftschancen. Deutschland boomt zwar, aber nur in den Metropolen. In Postlow gibt es kaum Arbeitsplätze, für Straßenreparaturen und Sanierungen fehlt oft das Geld. Der Frust ist groß, Häuser verfallen, viele junge Leute ziehen weg. Wie leben die Menschen, die in ihrer Heimat bleiben wollen? Der Ort liegt weitab von den Wirtschaftszentren und zu weit entfernt von der Ostsee, um vom Tourismus zu profitieren. Postlow hat in den vergangenen zehn Jahren rund hundert Einwohner verloren. 287 Menschen leben noch hier, viele sind über fünfzig. Nach der "Wende" mussten die großen landwirtschaftlichen Genossenschaften schließen, es ging wirtschaftlich immer mehr bergab, investiert wurde kaum. Der Verfall ist nun vielerorts sichtbar: In der idyllischen Gegend mit weiten Feldern und Alleen stehen verlassene Gutshöfe, leere Häuser und DDR-Bauten in schlechtem Zustand. Nur vereinzelt gibt es noch kleine Gewerbeunternehmen. Manche Häuschen in Postlow sehen zwar gepflegt aus, doch Leben spielt sich auf den Straßen nur wenig ab. Laut aktuellem Zukunftsatlas gehört der Landkreis Greifswald-Vorpommern, in dem Postlow liegt, zu denen mit den schlechtesten Entwicklungschancen.

Aber nicht alle wollen sich mit dieser Entwicklung abfinden. In ihrer Langzeitbeobachtung stellt Daniela Agostini Menschen vor , die sich auf ganz unterschiedliche Weise für ihre Heimat einsetzen. Zum Beispiel Marlis K., 53. Zusammen mit ihrem Mann hatte sie eine Geschäftsidee. Sie hat auf dem abgelegenen Anwesen ihrer Schwiegereltern eine kleine Oase geschaffen: eine liebevoll eingerichtete kleine Mosterei mit Hofladen, in der Leute aus der Gegend ihr Obst verarbeiten lassen können. Das schafft Arbeit, auch für zusätzliche Kräfte. Doch in diesem Jahr ist die Ernte eine Katastrophe. Wie soll das Paar seine Tatkraft behalten, wenn die Existenz gefährdet ist? Oliver H. (28) ist einer der wenigen Jungen, die in Postlow geblieben sind. Er hat Arbeit bei der Straßenmeisterei in der Stadt Anklam und lebt mit seiner Familie im Haus seiner verstorbenen Großeltern, Tür an Tür mit den Eltern. Oliver hat seine Kindheit hier verbracht, war nie weg und will das auch gar nicht. Postlow ist seine Heimat; was zählt, sind Familie, Freunde und die Freiwillige Feuerwehr. Gemeinsam mit den jungen Leuten der Gemeinde will er seine Energie investieren, um das Dorfleben wieder in Schwung zu bringen. Drittes positives Beispiel ist Ursula B. (74). Sie kam mit zwei Jahren als Flüchtlingskind mit ihrer Mutter und den beiden Brüdern aus Ostpreußen nach Postlow. Von ihrer alten Schule ist nur mehr eine Ruine geblieben. Doch sie hat auch schöne Erinnerungen an die Vergangenheit. Seit fünfzig Jahren lebt sie im Plattenbau, hier möchte sie bleiben, auch wenn es keinen Laden und keinen Arzt gibt. Zum Glück existiert noch der Zusammenhalt mit den Nachbarinnen, sie helfen sich gegenseitig und leisten sich im Alter Gesellschaft.

13.8., Arte, 19.40 Uhr: "Re: Der Jude und sein Dorf"

Hans Bär besucht nach achtzig Jahren Exil in Argentinien zum ersten Mal sein Heimatdorf. Mit 14 floh er mit der Mutter vor den Nazis. Nun reist er mit seinen Enkelinnen nach Wohnbach. Was ist aus dem Dorf geworden? Gibt es Menschen, die er noch kennt? Das Dorf bereitet ein großes Empfangsfest vor. Doch was passiert in einem kleinen Ort, wenn jemand zurückkehrt, der an jene Zeit erinnert, in der Juden vertrieben und ermordet wurden? Hans Bär will mit aller Kraft noch einmal einen Blick in die Vergangenheit wagen, aber dann verlässt ihn der Mut: Als er ankommt, bringt er es nicht über sich, aus dem Auto zu steigen.

13.8., Tagesschau24, 19.15 Uhr: "Der NSU-Prozess und die Opfer"

Über fünf Jahre lang haben Gamze Kubasik und Abdulkerim Simsek den NSU-Prozess vor dem Münchner Oberlandesgericht mit gemischten Gefühlen verfolgt. Sie sind Tochter und Sohn zweier Mordopfer des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU). Auf das Konto der rechtsextremistischen rassistischen Terrorzelle gehen insgesamt zehn kaltblütig begangene Morde, neun an türkisch- und griechischstämmigen Männern und einer an einer deutschen Polizistin, außerdem 15 Raubüberfälle und mindestens zwei Sprengstoffanschläge. Enver Simsek war Blumenhändler in Nürnberg, er war das erste Mordopfer des NSU und wurde im Jahr 2000 erschossen. Mehmet Kubasik hatte einen kleinen Kiosk in der Dortmunder Nordstadt, er starb 2006 durch die Kugeln der NSU-Terroristen. Für Gamze Kubasik und Enver Simsek ist das zähe Gerichtsverfahren ein Martyrium. An 437 Verhandlungstagen erleben sie das unerträgliche Schweigen der Angeklagten, das schamlose Feixen rechtsextremer Zeugen und das peinliche Versagen von Ermittlern und Geheimdiensten. Ständig werden Kubasik und Simsek an die traumatische Zeit nach den Morden erinnert, als die Opferfamilien selbst in den Fokus polizeilicher Ermittlungen rückten.

Die Filmautoren Eva Frisch, Eckhart Querner und Alf Meier haben den gesamten Prozess verfolgt, vom ersten Verhandlungstag im Mai 2013 bis zum Urteil. Sie erlebten, dass sich das Interesse der Öffentlichkeit fast ausschließlich auf die meist schweigende Hauptangeklagte Beate Zschäpe und ihre mitangeklagten Unterstützer richtet, auf ihre Motive, ihre Gesinnung, ihr Verhalten vor Gericht. Deshalb war es dem Autorenteam besonders wichtig, die Opferfamilien in den Mittelpunkt ihrer Dokumentation zu stellen. Allerdings waren die meisten der Angehörigen nicht in der Lage, sich vor der Kamera zu äußern. Zu groß ist immer noch ihr Schmerz. Nur Gamze Kubasik und Abdulkerim Simsek waren bereit, für diesen Film ihre Geschichte zu erzählen. Die Dokumentation begleitet die beiden auf dem langen Weg bis zum Urteil, zeigt die Hoffnungen und Enttäuschungen, die sie erleben, wenn sich der Prozess ein ums andere Mal verzögert und ihre Plädoyers verschoben werden müssen, weil Verteidiger den Fortgang des Prozesses mit sinnlosen Beweisanträgen torpedieren. Kubasik und Simsek gestatten immer wieder auch kleine Einblicke in ihre Gedankenwelt, die sie normalerweise komplett von der Öffentlichkeit abschirmen. Am Ende des Mammutprozesses hofften sie auf ein gerechtes Urteil und vor allem auf Antworten auf ihre wichtigsten Fragen: Warum wurden gerade ihre Väter als Mordopfer ausgewählt, und welche Helfershelfer hatte der NSU vor Ort?  Die mutmaßlichen Unterstützer wohnen möglicherweise noch heute unbehelligt in der Nachbarschaft der Opferfamilien. Doch die Enttäuschung ist groß, denn bei der Urteilsverkündung erwähnt das Gericht das Leid der Opfer mit keinem Wort. Zudem fällt aus Sicht Kubasiks und Simseks das Strafmaß für zwei Angeklagte, die bekennende Nationalsozialisten sind, viel zu niedrig aus. Und dann kommt es noch zu einem traumatischen Zwischenfall auf der Zuhörertribüne.

13.8., Tagesschau24, 20.15 Uhr: "Nidals Liste - Gotteskrieger in Europa"

Die selbstgestellte Aufgabe ist lebensgefährlich: Der Deutsch-Syrer Nidal Kouba und seine Mitstreiter suchen unter den syrischen Bürgerkriegsflüchtlingen in Europa nach mutmaßlichen Terroristen, die sie den Behörden melden. Kouba ist 1985 mit seinen Eltern aus Syrien geflohen; die Familie hat in Deutschland Asyl bekommen. Er wuchs in Deutschland auf und war gut integriert, ein erfolgreicher Geschäftsmann mit Familie. Trotzdem ließ er alles zurück und ging nach Syrien, als dort der Arabische Frühling mit friedlichen Protesten gegen den Diktator Assad begann. Als aus der friedlichen Revolution ein brutaler Bürgerkrieg wurde, schloss er sich der Freien Syrischen Armee (FSA) an. Jetzt ist er zurück in Deutschland mit einer Liste von ehemaligen FSA-Kämpfern, die zu islamistischen Brigaden oder dem IS übergelaufen sind. Viele dieser "Gotteskrieger" sind mit den Kriegsflüchtlingen nach Europa gekommen. Mit Hilfe seiner Liste sucht Nidal sie, um sie vor Gericht zu bringen. Seine Mitstreiter sind Gleichgesinnte: ehemalige FSA-Kämpfer, Journalisten, Exilpolitiker. Ihre Rechercheergebnisse übergeben sie den europäischen Strafverfolgungsbehörden. Bei den Fahndern finden sie Gehör, doch die Führungsebenen bei Polizei und Staatsanwaltschaft sind zögerlich. Wie sollen die Informationen von Nidal und seinem Team gerichtsfest in einem Verfahren münden? Einziger Weg: Nidal muss als Zeuge vor Gericht aussagen. Die Folge: Er wird bedroht. Sieben Monate ließ sich Nidal Kouba bei seinen Recherchen von einem Kamerateam begleiten. Die Spurensuche führt quer durch Europa und nimmt auch die aktuelle sicherheitspolitische Debatte im Kampf gegen den islamistischen Terrorismus auf.

14.8., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Sag mir, wo die Frauen sind"

"Das Leben ohne Frau ist ein sinnloses Leben", sagt Uwe (50) aus Leuna. "Manchmal mach' ich den Fernseher nur an, um Stimmen zu hören", erzählt Olaf (41) von der Insel Usedom. Und Stefan (29) aus dem Erzgebirge findet es nicht gut, dass Beziehungen heute so schnell in die Brüche gehen. Die drei Männer kommen eigentlich gut an bei den Frauen. Trotzdem sind sie schon länger Single und leben seit mehreren Jahren unfreiwillig allein. Statistiken und Studien zeigen: Das liegt nicht an ihnen. In Ostdeutschland fehlen auf dem Land und in den Kleinstädten die Frauen. Die Männer finden Arbeit in handwerklichen Berufen, doch die Frauen gehen weg, weil sie sich in den Städten eine bessere Zukunft erhoffen. So kommt es, dass in manchen ländlichen Regionen Ostdeutschlands 20 Prozent mehr Männer als Frauen leben. Besonders die jungen Männer haben es schwer, eine Partnerin zu finden. Olaf betreibt ein Sägewerk und züchtet Pferde. Im Sommer organisiert er Ausritte, so lernt er immer viele Frauen kennen. Doch er fragt sich, warum bisher keine länger bei ihm bleiben wollte. Liegt es vielleicht daran, dass er so viel arbeitet und in einem Wohnwagen wohnt? Uwe sammelt und verkauft Ersatzteile für DDR-Oldtimer. Auf Trödelmärkten trifft er Gleichgesinnte und fühlt sich nicht so allein. Er versucht über eine Dating-Sendung im Radio seine Traumfrau zu finden. Bio-Bauer Stefan mag seine Arbeit, hat viele Freunde und lebt gern auf dem Land. Doch wird er sich jemals wieder verlieben, wenn er seinen Hof nicht verlässt? Die Dokumentation zeigt, wie die drei Protagonisten ihr Single-Dasein meistern und sich der schwierigen Herausforderung stellen, in ihrer Region eine Partnerin zu finden.

14.8., Arte, 20.15 Uhr: "Geheimauftrag Pontifex - Der Vatikan im Kalten Krieg"

Der ehemalige US-Präsident Ronald Reagan war davon überzeugt, dass der Vatikan neben den USA und der Sowjetunion die dritte Supermacht sei. Nirgendwo sonst auf der Welt tummelten sich auf engstem Raum so viele Spione aus allen Lagern. Selbst die ostdeutsche Stasi platzierte Topagenten im Umfeld des Papstes. Durch die Wahl von Johannes Paul II. rückte der Vatikan noch stärker ins Zentrum der Auseinandersetzung zwischen Ostblock und westlicher Welt. Einerseits unterstützte er massiv die polnische Oppositionsbewegung, andererseits trat er als Kapitalismuskritiker auf. Die Schüsse des Ali Agca auf Papst Johannes Paul II. im Jahr 1981 zählen bis heute zu den ungelösten Rätseln des Vatikans, verbunden mit zahlreichen falschen Fährten, Lügen, Täuschungen und Intrigen. Das knapp gescheiterte Attentat war der vorläufige Höhepunkt einer Auseinandersetzung zwischen der westlichen Welt und den Oststaaten, die Jahre später in den Zusammenbruch des sozialistischen Machtblocks mündete.

Die zweiteilige Dokumentation beleuchtet die nur wenig bekannte Rolle des Vatikans im Kalten Krieg. Investigative Recherchen, seltene Archivaufnahmen sowie aufwendige Dreharbeiten in Italien, Polen, den USA und Deutschland sorgen für einen dokumentarischen Thriller mit überraschenden Einsichten. Zu Wort kommen Interviewpartner wie der polnische Geheimdienstmitarbeiter Tomasz Turowski, der in Rom Johannes Paul II. für den Ostblock ausspionierte, Richard V. Allen, der nationale Sicherheitsberater der USA in der Zeit des Papstattentates, einflussreiche Vatikanfunktionäre und italienische Ermittlungsrichter. Manche von ihnen, etwa der Chef einer geheimen Operation der ostdeutschen Stasi in Warschau oder John Lenczowski, Reagans wichtigster Berater in sowjetischen Angelegenheiten, haben bislang noch nie vor einer Kamera über die Ereignisse gesprochen. Zugespitzt auf die Geschehnisse im kleinsten Staat der Welt, dem Vatikan, entsteht ein einzigartiges Porträt des dramatischen Kampfes zweier Weltsysteme.

14.8., Arte, 22.00 Uhr: "Jesus und der Islam"

Jesus ist nicht nur Gründerfigur des Christentums, er spielt auch im Koran eine wichtige Rolle. Die Autoren sprachen darüber mit 26 bedeutenden Wissenschaftlern aus aller Welt. Zu Wort kommen Historiker, die sich mit den Anfängen des Islam, dem orientalischen Christentum und dem rabbinischen Judentum befassen, außerdem Philologen, Epigraphisten und Spezialisten für die Geschichte des Korans. Den Ausgangspunkt bildet das eingehende Studium der beiden Verse in der Koransure 4, denen zufolge es allen Zeugen der Kreuzigung nur so schien, als sei Jesus gekreuzigt worden. Nach und nach weitet sich die Betrachtung auf sämtliche theologische, literarische und historische Fragen aus, die der Text aufwirft. Die siebenteilige Reihe arbeitet die Gemeinsamkeiten der drei großen monotheistischen Religionen heraus und zeigt die Kontinuität ihrer Entwicklung vom Judentum Mose über das Judenchristentum Jesu auf. Sie befasst sich mit der Entstehung des Islam in einer heidnischen Region, die seinerzeit stark von biblischen Einflüssen und den christlichen Gemeinden Syriens geprägt war. Arte zeigt heute die Teile eins bis drei; vier und fünf folgen am Mittwoch, sechs und sieben am Donnerstag.

14.8., Tagesschau 24, 21.10 Uhr: "Said - mein neues Leben in Sachsen"

Mehr als die Hälfte der Geflüchteten, die seit 2015 nach Sachsen kamen, sind längst weitergezogen. Bessere Jobaussichten in anderen Bundesländern und die verbreitete Gewalt von rechts in Sachsen sind die Beweggründe. Aber eie geht es denen, die bleiben? Wie lebt es sich als Geflüchteter in Sachsen? Um diese Frage zu beantworten, begleiteten die Filmemacher Nina Mair und Robert Jahn den jungen Afghanen Said ein Jahr durch sein neues Leben in Sachsen.

Said ist erst 18 Jahre, aber er will sich dem Hass nicht beugen. Der junge Afghane lebt in Pirna bei Dresden. Freital und Heidenau sind nicht weit. Gefahr und Hass gehören auch für ihn zum Alltag. Kraft um durchzuhalten, findet er bei Imke, seiner neuen deutschen "Mama". Zu seinen leiblichen Eltern hat Said keinen Kontakt mehr. Der Vater ist tot, die Mutter lebt als Illegale irgendwo im Iran. Nach Europa kam er allein. In Sachsen engagiert sich Said in einer Theatergruppe. Gemeinsam mit anderen sächsischen und afghanischen Jugendliche tourt Said durch Dresden und Umgebung, ihr Thema ist "Willkommen Flucht". Auch für die Theaterarbeit werden Said und die anderen angegriffen. Und bei einer Demo in Freital erlebt Said Wut und Hass der Rechten hautnah. Doch er gibt nicht auf. Er kämpft sich durch sein Asylverfahren und schafft den Sprung in eine Tischlerausbildung. Fast immer an seiner Seite ist Imke. Für Saids Ersatzmama ist es Lebensaufgabe anderen zu helfen. Sie selbst wurde in Pirna geboren, aber ihr Vater kam nach dem zweiten Weltkrieg als Flüchtling nach Sachsen. Sein Lebensmotto nach der Flucht: Die eigene Tür für Fremde immer offen halten. Und das lebt auch Imke. Ohne sie hätte Said den Neuanfang in Sachsen nicht geschafft. Für ihn ist klar: Seine Zukunft liegt in Sachsen.

14.8., ZDFinfo, ab 18.45 Uhr: "Rätselhafte Geschichte", "Geheimnisse der Kirche"

Einen ganzen Abend lang geht ZDFinfo berühmten Geschichten, Mythen und Legenden auf den Grund. Den Auftakt bildet um 18.45 Uhr "Die Suche nach der Bundeslade".  Die Bundeslade gehört wie der Heilige Gral zu den Mythen der Geschichte. In diesem Schrein sollen nach biblischer Vorstellung die Steintafeln mit den Zehn Geboten aufbewahrt worden sein. Doch seit 2500 Jahren ist die legendäre Lade spurlos verschwunden. Der Journalist Jamie Theakston folgt ihrer Spur von Jerusalem über verschiedene Kontinente bis nach Äthiopien, wo der Kult um das machtvolle Artefakt bis heute höchst lebendig ist.

Ab 19.30 Uhr steht der Garten Eden im Mittelpunkt. Die Geschichte von Adam und Eva ist eine der bekanntesten der Welt. Nach der biblischen Erzählung im Buch Genesis lebten beide in einem wahren Paradies, bis sie daraus vertrieben wurden. Die Wissenschaft betrachtete die Geschichte lange Zeit als eine Art Morallehre, die auf einem Mythos und nicht auf Fakten beruhe. Doch ein prähistorischer Fundort in der Türkei bringt die Grundpfeiler der Anthropologie über die Steinzeit ins Wanken. Nach einigen Dokumentationen ohne direkten Bezug zum Christentum geht es ab 22.30 Uhr um die Frage, wie sich die Teilung des Roten Meers abgespielt haben könnte. Ein Ex-Polizist und ein Software-Experte sind zu unterschiedlichen Ergebnissen gelangt: Bob Cornuke geht nach Untersuchungen in Ägypten und Saudi-Arabien davon aus, das Wunder habe an der Straße von Tiran stattgefunden. Carl Drews identifiziert als Ort einen See im Nildelta. Er simuliert am Computer, wie der Wind das Wasser geteilt haben könnte.

Ab 23.15 Uhr zeigt ZDFinfo zwei Folgen der Reihe "Geheimnisse der Kirche". In seinen Filmen hinterfragt der kanadisch-israelische Journalist Simcha Jacobovici, wie viel Wahrheitsgehalt in den Verschwörungstheorien steckt, die sich um biblische Erzählungen ranken. 2000 Jahre alte Knochenfunde liefern verblüffende Hinweise, wie Kreuzigungen zur Zeit Jesu durchgeführt wurden. Müssen wir unsere klassische Vorstellung von Jesus am Kreuz revidieren? Um 0.00 Uhr folgt "Die Nägel von Golgatha". Stammen zwei Nägel aus einem archäologischen Grab vom Kreuz Jesu? Aufwendige Untersuchungen sollen die Verbindung zu Jesus Ankläger und der Kreuzigung beweisen. Aber sind die Nägel echt?

15.8., Arte, 19.40 Uhr: "Re: Abitur unterm Halbmond"

Die "Re:"-Ausgabe begleitet den Abiturienten Berkin Ersoy und die deutsche Lehrerin Annika Grühn durch das 150. Jubiläumsjahr der Deutschen Schule Istanbul. Nach Terroranschlägen in der Metropole am Bosporus und extremen diplomatischen Verwerfungen zwischen Berlin und Ankara aufgrund willkürlicher Festnahmen deutscher Staatsbürger in der Türkei steht das Jubiläumsjahr unter keinem guten Stern. Viele Lehrer sind gegangen, keine neuen Lehrer nachgekommen. Auch Annika Grühn macht sich im ersten Halbjahr Gedanken, wie es weiter geht mit ihr und der Schule. Der Abiturient Berkin kommt aus einer türkischen Mittelschichtfamilie. Seine Eltern investieren einen Großteil ihrer Gehälter in die Ausbildung ihrer Kinder. Das türkische Bildungsministerium nimmt noch keinen Einfluss auf den Lehrplan. Dennoch überlegt sich die Lehrerin Grühn ganz genau, was sie im Unterricht sagen darf und was nicht. Gleichzeitig hat die Schule den Anspruch, kritische Geister auszubilden. Berkin weiß selbst, wie wichtig das heutzutage ist und ergänzt, dass er auch die in der Schule vermittelten "deutschen" Tugenden wie Pünktlichkeit und Disziplin angenommen hat.

15.8., Arte, 23.35 Uhr: "Kann man Gott beleidigen?"

Blasphemie ist ein brisantes Thema in Zeiten, in denen Religion weltweit an Bedeutung gewinnt oder sogar zu einem Politikum werden kann, das Terror und Gewalt auf den Plan ruft. Die Ereignisse seit der Hetze gegen den Schriftsteller Salman Rushdie bis hin zum Terroranschlag auf die Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" in Paris haben die Debatte um Blasphemie zugespitzt auf eine Frontstellung: hier die Meinungsfreiheit, dort der Respekt vor der Religion. Vor allem Künstler und Karikaturisten sehen sich seit jeher mit dem Vorwurf der Blasphemie konfrontiert, wenn sie mit ihren Werken eine Vertiefung religiöser Motive vorantreiben oder bewusst kirchliche Institutionen attackieren wollten. Die Dokumentation geht diesem Streit nach und fragt Vertreter aller Glaubensrichtungen, wie sie das Thema Gotteslästerung bewerten. Dabei schaut sie zurück auf die Ursprünge der Religion und ordnet das Thema Blasphemie historisch ein. Sie stellt Werke von Künstlern, Filmemachern und Karikaturisten vor, die als blasphemisch bezeichnet wurden und die teils drastische Konsequenzen nach sich zogen. Wie beim dänischen Karikaturisten Kurt Westergaard, der seit der Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen unter Polizeischutz steht. Die österreichischen Künstler Hermann Nitsch und Deborah Sengl thematisieren mit ihrer Kunst gesellschaftliche Missstände und setzen hierfür christliche Symbole ein. Der Karikaturist Gerhard Haderer hat sich häufig mit dem Machtphänomen der katholischen Kirche beschäftigt, und die Filme Ulrich Seidls liefern immer wieder Stoff für hitzige Blasphemie-Diskussionen.

16.8., ZDF, 22.15 Uhr: "Türsteher Europas"

Die EU investiert Milliarden, um afrikanische Staaten als ihre neuen Grenzschützer zu etablieren. Unterstützt werden auch Diktaturen, die im Gegenzug Grenzen dicht machen. Profiteur dieser Politik ist die Rüstungsindustrie. Die EU bildet afrikanische Sicherheitsbehörden aus und liefert Material. In zwölf Ländern haben die Autoren der Dokumentation erkundet, wie Europa seine Außengrenzen in den afrikanischen Kontinent verschiebt. Bei den Deals hat die EU klare Ziele: Entwicklungshilfe gegen Flüchtlingsstopp. Mehr als acht Milliarden Euro investiert die EU in den kommenden Jahren. Wer beim Kampf gegen Migration als Türsteher der EU agiert, bekommt Geld. Zu den neuen Partnern der Europäischen Union zählen auch Diktaturen wie der Sudan oder Eritrea, denen Menschenrechtsverbrechen vorgeworfen werden oder die gar selbst in das lukrative Schleusergeschäft verwickelt sein sollen. Die Wissenschaftlerin Mirjam van Reisen hat zu den Schleusergeschäften in Eritrea geforscht. Im Interview mit dem ZDF macht sie deutlich: "Menschenhandel in diesem Umfang in einem Land, das so abgeriegelt und kontrolliert ist, kann ohne Wissen der eritreischen Regierung nicht gehen. Was wir hier unterstützen, sind mafiöse Organisationen, die die Bevölkerung in Schach halten." Europa nehme mit der neuen Strategie Menschenrechtsverletzungen in Kauf, so Kritiker. "Die Sahara ist mittlerweile ein Friedhof unter freiem Himmel", sagt der Chefredakteur eines Radiosenders im Niger und zeigt Fotos von ausgetrockneten Leichen von Migranten. Diese hätten versucht, die Wasserstellen in der Wüste zu umfahren. Dort sind nun Grenzschützer stationiert, von den Europäern ausgebildet und mit Fahrzeugen ausgestattet, um Schlepper festzunehmen. Satellitenaufnahmen und Daten, ausgewertet in der Zentrale der EU-Grenzschutzagentur Frontex in Warschau, helfen dabei, die Migrationsrouten durch Afrika ausfindig zu machen. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR bestätigt: Es sterben mittlerweile offenbar mehr Migranten und Flüchtlinge auf dem Weg durch die Sahara als im Mittelmeer.

Die Recherche der Autoren folgt den Geldströmen: von den Wüsten der Sahara durch den Sahel bis nach Uganda, wo die größten Flüchtlingslager Afrikas stehen. Dabei kommt heraus: Während die EU den Staaten, die als neue Grenzschützer agieren, mehr Geld bietet, bekommt beispielsweise Uganda gemessen an der Zahl der aufgenommenen Flüchtlinge weniger Geld als bisher. Die Reporter Jan M. Schäfer und Simone Schlindwein haben unter anderem in Uganda, im Niger und im Sudan untersucht, wie die EU ihre Migrationspolitik in Afrika durchsetzt, wer davon profitiert und welchen Preis die Migranten dafür zahlen müssen.

16.8., WDR, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Das Messie-Haus, meine Familie und ich"

Frieder hat sein Elternhaus in Ludwigshafen geerbt, ein Haus ohne Licht und Strom. Die Räume zugemüllt vom Keller bis zum Dach. Hier lebte sein älterer Bruder Karl die letzten zwölf Jahre allein. Im Juni 2016 verständigten die Nachbarn die Polizei. Seit Tagen war der Briefkasten nicht mehr geleert worden. Der Notarzt fand die Leiche des Bruders inmitten von Müll. Die Nachbarn informieren auch Frieder, den einzigen noch lebenden Verwandten. Nachdem die Mutter 2004 starb, hatte Frieder das Haus nicht mehr betreten. Und nun das: Zwischen Stapeln von Zeitschriften, Büchern, Knäckebrot, Radios, VHS-Kassetten, CDs und Fernsehern nur schmale Gänge, auf denen man sich bewegen kann. Ein bestialischer Gestank in der Luft. Überall Mäusekot. Gemeinsam mit Freunden versucht Frieder, sich durch die Müllberge zu wühlen - mit Handschuhen und Atemschutzmaske. Monatelang trennen sie Papier, Plastik, Elektroschrott und lassen es abtransportieren. In dem Chaos finden sich Reichsmark, Plastikbehälter mit gesammeltem Urin, Geld, Waffen, Würmer, aber auch: Tagebücher und Briefe des Vaters, der Mutter, des Bruders. Hunderte von Familienfotos und Video8-Bänder, die der Bruder mit einer Kamera aufgenommen hat. Ein riesiges Archiv der Familie wird langsam sichtbar. Und eine riesige Aufgabe liegt vor Frieder, der 1970 sein Elternhaus im Streit verlassen hat. Plötzlich ist die Familiengeschichte und mit ihr das, was in seinem Leben schief gelaufen ist, allgegenwärtig. Die Schläge, die Wut, die Trauer, die Rebellion. Die schwierigen Beziehungen zu den Eltern, zu dem Bruder, all die Zurückweisungen, Verletzungen und das tief sitzende Gefühl, ausgeschlossen gewesen zu sein. Ein Jahr lang hat Erika Fehse Frieder bei seiner Reise in die Vergangenheit und dem schmerzhaften Unterfangen, sich der eigenen Familiengeschichte zu stellen, begleitet.