TV-Tipp: "Kommissarin Lucas: Kreuzweg" (ZDF)

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TV-Tipp: "Kommissarin Lucas: Kreuzweg" (ZDF)
14.7., ZDF, 20.15 Uhr
Der Glaube spielt im Reihenkrimi aus gutem Grund nur selten eine Rolle; zu groß ist die Gefahr, religiöse Gefühle zu verletzen. Ob die Kommissare Katholiken, Protestanten oder Atheisten sind, wird so gut wie nie thematisiert. Es sei denn, es passt – wie in diesem Fall – zur Handlung.

In Regensburg steht der Katholikentag an. Kurz vor Beginn der Veranstaltung wird ein Mönch mit gebrochenem Genick auf dem Domplatz gefunden, just dort, wo das Großereignis mit einem Gottesdienst und diversen Ansprachen eröffnet werden soll. Ellen Lucas (Ulrike Kriener) und ihr Kollege Tom Brauer (Lasse Myhr) schauen sich erst mal im Kloster um, treffen dort aber auf eine Welt, die nach eigenen Regeln lebt: Außenstehende sind nicht willkommen; der Empfang ist alles andere als herzlich, die Hilfsbereitschaft äußerst überschaubar.

Natürlich treibt Autor Peter Probst die Zustände hinter den Klostermauern etwas auf die Spitze, um den Kontrast zu verstärken: Die Mönche wirken teilweise mindestens wunderlich; einige sind überhaupt nicht mehr von dieser Welt. Auch die Atmosphäre ist übertrieben feindselig. Andererseits liegt in der Konfrontation zwischen den Kriminalisten und den Klosterbrüdern der Reiz des Films, zumal Probst und Regisseur Ralf Huettner, der das Drehbuch offenbar so stark bearbeitet hat, dass er sich als Koautor nennen ließ, noch interessante Nebenschauplätze einfließen lassen: Der Orden betreibt eine eigene Bank und ist damit in die Schlagzeilen geraten, weil eine Geldanlage ethisch zumindest fragwürdig ist. Abgesehen davon lassen sich die Geldgeschäfte kaum mit der von Papst Franziskus gepredigten und vorgelebten Armut der Kirche in Einklang bringen, und nun wird die Geschichte wieder zum Krimi, weil sich der Kreis zur Leiche schließt: Bei dem Toten sind Rückstände eines Materials gefunden worden, das auch zum Bau einer Bombe verwendet werden könnte. Lucas geht davon aus, dass ein Attentat auf den Kirchentag geplant ist; es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn die Veranstaltung mit Tausenden Besuchern aus aller Welt soll auf keinen Fall abgesagt werden.

Fast zwangsläufig ist der Krimi mit dem programmatischen Titel "Kreuzweg" auch ein Film über Religion und Katholizismus. Abschreckendes Beispiel für die Abgründe, in die ein krankhafter Glaube führen kann, ist ein Ordensbruder, der derart inbrünstig um Zwiesprache mit seinem Gott fleht, dass seine Knie bereits blutig sind; aber Gott antwortet nicht. Gegenentwurf ist die sachlich kühle Kommissarin, in deren Leben Religion keine Rolle spielt. Irgendwo zwischen diesen Extremen steht ihr Chef (Michael Roll), dem Lucas lautstark die Unbefangenheit abspricht, weil er beim Eröffnungsgottesdienst eine Fürbitte vortragen darf. Ein ungewöhnlicher Krimi, der dank vieler Aufnahmen vom tatsächlichen Katholikentag 2014 (der Film ist eine Wiederholung aus dem Jahr 2016) ) zudem sehr aufwändig wirkt. Richt spannend wird es allerdings erst zum ausführlichen Finale, als der junge Kollege der Kommissarin entführt wird und den Attentäter samt seiner Bombe zum Veranstaltungsort bringen soll.