Fernsehwochenvorschau: "Amerikas Drohnenkrieger"

Drohnen Whistleblowerin Heather Linebaugh und Kriegsveteranen "Amerikas Drohnenkrieger“  berichten auf phoenix über Drohenkriege.
Foto: phoenix/NDR/Jason Lam
Drohnen Whistleblowerin Heather Linebaugh und Kriegsveteranen "Amerikas Drohnenkrieger“ berichten in dem Dokumentarfilm von Sonia Kennebeck über eine der umstrittensten militärischen Maßnahmen.
Fernsehwochenvorschau: "Amerikas Drohnenkrieger"
Das läuft vom 23. bis 29.06.2018 im Fernsehen
Kampfdrohnen gelten als die Waffen der Zukunft. Schon heute überwachen und bombardieren US-amerikanische Drohnen Kämpfer in Afghanistan und Irak aus sicherer Distanz. In einem Dokumentarfilm auf Phoenix berichten drei Kriegsveteranen der US Air Force über ihre Mitschuld am weitgehend geheimen Drohnenkrieg.

23.6., Phoenix, 19.30 Uhr: "Kräuter, Kruzifixe, Quacksalber"

Hannes Schuler hat sich für seinen Film gemeinsam mit Ärzten, Naturheilkundlern und Historikern auf Spurensuche in die mittelalterliche Welt der Medizin begeben. Eindrucksvolle Bilder zeugen vom frühen Einsatz von Blutegeln, von düsteren Beschwörungen, brachialen Amputationen und verbotenen Leichensektionen. Doch zum Vorschein kommt auch eine lichte Seite der Medizin, die voller überraschender Erkenntnisse steckt. Von der islamisch geprägten Welt wird die Rede sein, die damals den Fortschritt verkörpert - im Gegensatz zum christlichen Abendland. Schauplätze in Deutschland, England und Spanien gewähren spannende Einblicke in das schon damals differenzierte Wissen über die Heilkraft der Kräuter. Warum und wie wirkt die Blutegeltherapie, die heute selbst erfahrene Schulmediziner wieder einsetzen? Und was verbirgt sich hinter dem überraschend modernen Ansatz einer ganzheitlichen Vier-Säfte-Theorie? In der Charité in Berlin vergleicht ein führender Transplantationschirurg das OP-Besteck des Mittelalters mit dem Besteck von heute und wir stellen mit Erstaunen fest: Die Instrumente sind fast gleich geblieben; allein der medizinische Kenntnisstand, mit dem sie zum Einsatz kommen, ist ein anderer geworden.
Die Dokumentation erzählt von Denk- und Forschungsverboten der christlichen Welt und von einer toleranten und wissenschaftsfreundlichen Kultur des Islam; eine Kultur, ohne die der medizinische Fortschritt so nicht denkbar gewesen wäre. Der Film bringt Licht ins scheinbar dunkle Mittelalter.

24.6., HR, 1.00 Uhr: "Die letzten Männer von Aleppo"

Krieg in Syrien und kein Ende in Sicht. Besonders betroffen ist die historische Stadt Aleppo. Nirgends zeigt sich das alltägliche menschliche Drama in Syriens Bürgerkrieg brutaler als im Leben von Aleppos freiwilligen Helfern, den sogenannten "Weißhelmen". Khaled und Mahmoud gehören zu denjenigen, die nach Bombenangriffen oder Anschlägen als Erste zur Unglücksstelle eilen, um Menschenleben zu retten, aber viel zu oft nur noch Tote bergen können. Mit den ehrenamtlichen Helfern erlebt das Filmteam von Feras Fayyad über den Zeitraum von fast zwei Jahren den harten Alltag, die Angst, den Tod und die tägliche Bedrohung in den Straßen Aleppos. Sie kämpfen um ein Stück Menschlichkeit dort, wo der Krieg zur Normalität wurde. Mit einem strikten Cinéma-vérité-Ansatz weben der syrische Filmemacher Fayyad (Buch und Regie) und sein dänischer Koregisseur und Cutter Steen Johannessen ein Patchwork aus eindrucksvollen Momenten, das sich wie eine klassische Tragödie entfaltet. Ein aufwühlendes, unvergessliches Porträt von Helden wider Willen, eine Ode an Mut und Barmherzigkeit. Der Dokumentarfilm hat im Januar den Preis für den besten Dokumentarfilm im Wettbewerb "World Cinema Documentary“ beim internationalen Sundance Film Festival gewonnen. Die Freiwilligenorganisation "White Helmets" wurde 2016 für den Friedensnobelpreis nominiert und mit dem alternativen Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

24.6., MDR, 0.10 Uhr: "Unter schwarzem Kreuz"

Der zweiteilige Dokumentarfilm erzählt die Geschichte des Ordens der Brüder vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem und damit auch die Geschichte der Beziehungen von Deutschen und Polen. Mit dem Begriff Kreuzritter sind vor allem die missionarischen Kreuzzüge ins Heilige Land verbunden. Weniger bekannt ist die Rolle des Deutschen Ordens bei der Gründung eines mächtigen und vor allem wirtschaftlich erfolgreichen Staates im Osten Europas. Die Marienburg, südlich von Danzig, war der Sitz des Hochmeisters und gilt heute als Symbol des Deutschordensstaates. Der päpstliche Auftrag des Ordens war nach dessen Niederlage in Palästina die Missionierung von heidnischen Völkern im heutigen Baltikum. Das aber reichte den Mönchen nicht. Sie gründeten einen Staat. Wie aber haben es ein paar hundert Ordensritter geschafft, daraus eine politische und militärische Großmacht zu bilden, die sich mehr als zwei Jahrhunderte lang gegenüber den zahlenmäßig überlegenen Nachbarn Polen und Litauen behaupten konnte? Die zweite Folge erzählt die Geschichte des Niedergangs dieses einzigen Ständestaates in der europäischen Geschichte. Denn trotz seiner für die damalige Zeit fortschrittlichen Verwaltung und einer starken Armee zerfiel dieser Staat. Der Niedergang vollzog sich allmählich in der andauernden Konfrontation mit dem Königreich Polen-Litauen. Militärisch konnte der Orden zwar nie vollständig besiegt werden, am Ende aber zählte für die Bürger der neugegründeten Städte die wirtschaftliche Freiheit mehr als die Zugehörigkeit zum klösterlichen Ordensstaat.

25.6., ARD, 22.30 Uhr: "Glauben, Leben, Sterben"

Mit dem Prager Fenstersturz im Mai 1618 begann der Dreißigjährige Krieg und damit der letzte große Religionskrieg in Europa. Er weitete sich zu einem Flächenbrand aus, in den nahezu alle europäischen Mächte des damaligen Europa verwickelt waren. Erst als Millionen Menschen gestorben waren und der halbe Kontinent verwüstet war, konnten sich Europas Katholiken und Protestanten im Westfälischen Frieden auf eine neue Ordnung des Zusammenlebens einigen. Warum das Ringen um die richtige Konfession zu einem solchen Gemetzel führen konnte, ist heute kaum mehr nachzuvollziehen. Schwer vorstellbar auch die Not und das Elend, die der Krieg über das Land brachte. In Form eines Dokudramas lässt der Film fünf Menschen erzählen, wie sie den Dreißigjährigen Krieg erlebt und erlitten haben. Alle haben wirklich gelebt, Spuren und Zeugnisse hinterlassen und waren zugleich Opfer und Täter: der Söldner Peter Hagendorf aus Zerbst, der sich mal in dem einen und mal in dem anderen Heer verdingt; die Nonne Klara Staiger, die versucht, ihr Kloster zu retten; die Bäuerin Marta Küzinger, die ihren lutherischen Glauben heimlich lebt; der Bankier Hans de Witte, der als Calvinist die Katholischen finanziert; der Jesuitenprediger Jeremias Drexel, den der Krieg am Ende anekelt. Kontrastiert werden diese „Augenzeugenberichte" aus der Vergangenheit mit Eindrücken einer Reise durch das heutige deutschsprachige Europa. Gibt es noch Spuren von dem Konflikt von einst? Wie steht es um den Glauben heute? Renommierte Experten wie der Politikwissenschaftler Herfried Münkler oder die Historiker Georg Schmidt und Christoph Kampmann analysieren den Antagonismus von damals und fragen, ob der Dreißigjährige Krieg uns etwas über die Kriege unserer Zeit lehren kann. Das Dokudrama zum Dreißigjährigen Krieg von Stefan Ludwig ist also nicht nur einem historischen Datum geschuldet, sondern schlägt den Bogen von der europäischen Tragödie von vor 400 Jahren zu den Konflikten und Krisen heute.

25.6., 3sat, 23.55 Uhr: "37 Grad: Zu teuer, zu klein, schon weg"

Es ist überall dasselbe: In den Metropolen spielen die Mietpreise verrückt. In den vergangenen Jahren sind sie geradezu explodiert. Das Durchschnittseinkommen liegt in Deutschland bei 3000 Euro brutto. Die Löhne steigen längst nicht so rasant wie die Mieten. "37 Grad" hat einige Familien ein halbes Jahr lang auf ihrer verzweifelten Suche nach einer neuen, bezahlbaren Wohnung begleitet. Angelina zum Beispiel lebt mit ihrem Mann und den beiden Söhnen in einer kleinen Zweizimmerwohnung in einer Hochaussiedlung in München. Beide Eltern sind berufstätig, Angelina als Angestellte bei einem Fachanwalt, ihr Mann als Spediteur. Wenn der Vater morgens um 4:30 Uhr raus muss, ist gleich die gesamte Familie wach. Die beiden Jungs teilen sich ein Zimmer. Der Große muss viel zurückstecken, sich still verhalten, wenn der Kleine schläft. Lange geht das nicht mehr gut: Die gesamte Fammilie leidet unter "Wohnstress". Angelina ist an Multipler Sklerose erkrankt und bräuchte dringend einen Rückzugsraum und ein richtiges Bett. Die Eltern schlafen im Wohnzimmer auf der Couch. Sie könnten 1.000 Euro für eine größere Wohnung zahlen. Doch dafür finden sie nichts. In München kostet eine Mietwohnung im Durchschnitt 16,40 Euro pro Quadratmeter, kalt, und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen. Selbst auf dem Land haben sie es schon versucht. Doch da gibt es keine Krippenplätze. Dann müsste Angelina aufhören zu arbeiten. Ivana aus Stuttgart, selbstständige Kosmetikerin mit eigenem Salon, lebt seit 13 Jahren mit ihren beiden Kindern in einem Mehrfamilienhaus in der Stuttgarter Innenstadt. Jetzt soll die Witwe mit ihren Kindern ausziehen. Ihr Vermieter hat Eigenbedarf angemeldet. Doch sie findet nichts Neues. Es fällt ihr schwer, die vielen Absagen nicht persönlich zu nehmen. Ihr einziger Wunsch: nicht auf der Straße zu landen. Ivana verbringt viele schlaflose Nächte.

25.6., Phoenix, 18.00 Uhr: "Bedroht, beschimpft, beleidigt"

Sie setzen sich ein für Menschen in Not: Sanitäter, Ärzte, Feuerwehrleute. In ihrem Beruf retten sie Leben, doch bei ihrer Arbeit geraten die Helfer immer öfter selbst in Bedrängnis. Gaffer behindern Rettungskräfte bei einem Unfall auf der Autobahn, Notfallsanitäter werden angepöbelt, wenn der Krankenwagen im Einsatz eine Straße blockiert. Immer neue Attacken gegen Rettungskräfte sorgen in Deutschland sorgen für Empörung, denn unsere Gesellschaft würde ohne dieses Engagement nicht funktionieren. Viele Helfer arbeiten ehrenamtlich, schieben Nachtschichten und Wochenenddienste. Nach einer Studie der Uni-Bochum wurde im vergangenen Jahr jede vierte Rettungskraft in Nordrhein-Westfalen Opfer körperlicher Gewalt, zirka 60 Prozent der Sanitäter werden mehrmals im Monat beschimpft, beleidigt, bedroht. Enrico Demerray und Angelika Wörthmüller stellen in ihrem Film unter anderem Krankenschwester Sarah B. vor. Sie arbeitet in der Notaufnahme am Innenstadt-Campus der Münchner Uni-Klinik. Für sie ist es inzwischen schon normal, dass sie sich während ihres Dienstes Schimpfwörter anhören muss, Beleidigungen, für die sie die Patienten verklagen könnte. Sie wurde schon in den Bauch geboxt und kennt die Angst vor Patienten, die ihr körperlich überlegen sind und sich nicht zu beherrschen wissen. Auch Notfallsanitäter Stefan D. wurde von einem alkoholisierten Mann geschlagen und getreten, als er in Hannover mit dem Rettungswagen im Einsatz war. Die "ZDF.reportage" taucht ein in den Arbeitsalltag dieser Menschen. Sie erwarten für ihren Dienst nicht mal Dankbarkeit, aber Respekt; das Autorenduo fragt sich, ob die solidarische Gemeinschaft immer mehr aus den Fugen gerät.

26.6., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Einsatz im Wüstensand"

Radpanzer rollen durch die Wüste. Die Patrouille führt ein junger Offizier. Matthias ist 27, als er den Befehl bekommt, in den Einsatz zu gehen. Die Zeit in Mali wird ihn verändern. Was bewegt junge Menschen, zur Bundeswehr zu gehen? Das Pflichtbewusstsein als deutscher Staatsbürger? Abenteuerlust? Jörg Stolpe und Daniel Moj haben Matthias ein Jahr bei der UN-Mission Minusma begleitet: vom Training in Deutschland durch Gefahren im Einsatz bis zur Heimkehr zur Familie. Der junge Mann ist Zugführer bei den Gebirgsjägern in Bad Reichenhall, als die Dreharbeiten im Juni 2017 beginnen. Nach Studium und militärischer Ausbildung muss er seine Soldaten führen; auch im Ernstfall als Kampftruppe für die weltweiten Einsätze der Bundeswehr. In der gesamten Sahel-Region herrscht erhöhte Gefahr für terroristische Anschläge und Entführungen. Nord-Mali mit Gao und Kidal gilt als Drehkreuz des Drogenschmuggels von Südamerika Richtung Europa. Matthias: Das wird die bisher größte Herausforderung in seiner Laufbahn. Er hofft nur, dass "seine Jungs“ alle wieder heil zurückkommen. Kurz vor der Abreise nach Mali heiratet er. Seine Frau Clara ist schwanger, als er mit einem A310 der Deutschen Luftwaffe vom Flughafen Köln-Wahn abhebt. Zwölf Stunden später steht er im Feldlager "Camp Castor" der Bundeswehr in Gao. Es ist bereits dunkel, aber trotzdem ist Luft noch 40 Grad warm. Zeit zum Akklimatisieren bleibt nicht: Übernahme von Waffen und Ausrüstung, Einrichten im Lager und die ersten Patrouillen im Einsatzraum. Mit seinem Zug übernimmt Matthias die Aufgaben einer schnellen Eingreiftruppe: Schutz der eigenen Kräfte, Aufklärung bei Anschlägen oder Unterstützung der UN-Soldaten anderer Länder. Die Männer sind die "Feuerwehr“ in der Hitze der malischen Wüste. Im schlimmsten Fall werden sie auf Menschen schießen müssen. Während der vier Monate in der Wüste stellt sich Matthias den Fragen nach dem Sinn des Einsatzes, nach der Pflicht des Dienens, nach dem Tod und dem Töten. Moj und Stolpe zeigen ein authentisches Bild einer neuen Generation von Soldaten, die sich dafür entscheiden, für ihr Land zu dienen. Gleichzeitig macht der Film deutlich, wie sich die Bundeswehr in den vergangenen zwanzig Jahren verändert hat: weg von einer Präsenz-Armee, hin zu einer Einsatztruppe, die unser Land fernab der Heimat verteidigen soll.

27.6., 3sat, 0.10 Uhr: "Die Marathon-Frauen"

Boston, 1967. Beim weltberühmten Marathon passierte Unglaubliches: Die 20-jährige Studentin Kathrine Switzer wurde mitten auf der Strecke plötzlich gewaltsam von einem Offiziellen bedrängt. Der Rennleiter versuchte, ihr die Startnummer vom Hemd zu reißen, sie so zum Abbruch zu zwingen. Nur durch den beherzten Einsatz ihres Freundes konnte Switzer entkommen und das Rennen beenden: Als erste Frau, die offiziell diese Distanz bewältigt hat. Die Bilder dieses Vorfalls sind bis heute ein weltweites Symbol für die Gleichstellung der Frauen im Sport. Denn bis dahin war Frauen die Teilnahme am Marathon verboten. Die vorherrschenden Gründe waren skurril, so könnten Frauen angeblich danach nicht mehr schwanger werden oder ihnen würden Bärte wachsen. Die Amerikanerin Switzer schwor sich nach dem Rennen, fortan für die Gleichberechtigung der Frauen im Marathon zu kämpfen. Ihr Einsatz machte sie zur Ikone der Marathon-Frauen.
Etwa zeitgleich bewies in Deutschland der Arzt Ernst van Aaken durch Studien, dass Frauen sogar ausdauerfähiger sind als Männer. Van Aaaken veranstaltete in Deutschland die ersten reinen Marathonläufe für Frauen, damals eine kleine Revolution im Sport. Doch erst 1984 führte der Einsatz für Gleichberechtigung ins Ziel: bei den Spielen in Los Angeles wurde der Frauen-Marathon zum ersten Mal olympische Disziplin. Autor Ole Zeisler hat mit Zeitzeugen und den Pionierinnen in Deutschland und den USA über den langen Lauf zur Gleichberechtigung gesprochen.

27.6., Phoenix, 21.45 Uhr: "Mode ohne Makel"

Unter der sogenannten "Fast Fashion“ leidet die Umwelt genauso wie die Arbeitnehmer in Billiglohnländern. Doch das muss nicht sein. Marika Liebsch stellt innovative Modeschöpfer und Unternehmer vor, denen es gelingt, faire Mode schick und bezahlbar zu gestalten. Michael Spitzbarth zum Beispiel ist Naturbursche und Modeschöpfer. Jahrelang versucht er große Outdoor-Firmen dazu zu bewegen, nachhaltiger zu produzieren; ohne Erfolg. Dann gründet er sein eigenes Label Bleed und macht den Großen nun vor, wie es geht. Bald will er sogar eine komplett regional hergestellte Bio-Jeans auf den Markt bringen. Schon bei der Produktion eines jeden Kleidungsstücks fällt zusätzlich fast die Hälfte der Stoffmenge als Müll an. "Warum diesen Rohstoffschatz nicht nutzen?", denkt sich die Textildesignerin Reet Aus in Estland und entwickelt nun aus solchen Stoffresten Recycling-Mode im großen Maßstab. Von Hamburg aus wollen Thekla Wilkenig und Pola Fendel den Kleidungs-Einzelhandel revolutionieren: "Wir wollten raus aus dem Konsumwahn, aber trotzdem weiterhin immer cool gekleidet sein." Gemeinsam gründen sie die Kleiderei. "Warum nicht Kleidung genauso leihen wie Bücher? So können wir unzählige Fehlkäufe verhindern und trotzdem immer wieder neue Mode ausprobieren." Nun versorgen sie Hunderte Frauen monatlich mit einem Klamotten-Überraschungspaket ganz nach deren Style-Vorstellungen. Das Konzept ist so erfolgreich, dass erste Großunternehmen es nachahmen wollen.

28.6., WDR Fernsehen, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Krieg um’s Kind"

Cornelia Knöfel ist Umgangsbegleiterin und betreut Paare, die sich nur noch um ihre Kinder streiten. Manchmal ist es allein die neue Frisur der Kleinen, die schon Anlass zu Ärger gibt. Deshalb regelt Knöfel Übergaben, Kindergeburtstage, Urlaubszeiten und vieles mehr. "Menschen hautnah“ hat sie sechs Monate lang bei ihrer Arbeit begleitet und zeigt, was Eltern sich und ihren Kindern antun. Zu ihren Klienten gehört zum Beispiel die neunjährige Charlize. Das Mädchen sieht seinen Vater alle 14 Tage für eineinhalb Stunden; immer in Begleitung von Knöfel. Der Vater ist darüber nicht begeistert, aber ohne Cornelia Knöfel hätte er seine Tochter gar nicht mehr sehen dürfen. In 80 Prozent der Fälle sind es Väter, die Knöfel beim Umgang begleitet. Die Umgangsbegleitung wird vom Jugendamt angeboten, manchmal auch vom Gericht angeordnet. Eine Mutter betrachtet die Arbeit der Umgangsbegleiterin gar als Einmischung in ihr Leben. Sie ist Mutter von zwei Töchtern, die beim Vater leben. Sie möchte, dass ihre Kinder wieder bei ihr wohnen; ein Gerichtsverfahren folgt dem anderen. Knöfel soll verhindern, dass der Streit über die Kinder ausgetragen wird. Ein bitterer Film über die Dinge, die sich Paare mit Kindern nach der Trennung gegenseitig antun.

28.6., Phoenix, 20.15 Uhr: "Amerikas Drohnenkrieger"

In dem Dokumentarfilm von Sonia Kennebeck kommen Menschen zu Wort, die das Schweigen über eine der umstrittensten militärischen Maßnahmen jüngster Zeit brechen. Sie sprechen über den weitgehend geheimen Drohnenkrieg der USA. Im Zentrum des Films stehen drei Kriegsveteranen der US Air Force, die in unterschiedlichen Funktionen selbst am Drohnenkrieg beteiligt waren. Ihre Mitschuld an der Tötung Unbekannter – und möglicherweise Unschuldiger – an weit entfernten Kriegsschauplätzen lässt sie nicht zur Ruhe kommen. Im Verlauf des Films nehmen ihre Geschichten dramatische Wendungen. So fährt eine Protagonistin selbst nach Afghanistan, wo sie mit einem grauenhaften Vorfall und dessen Opfern konfrontiert wird. Kampfdrohnen gelten als die Waffen der Zukunft. Mit Kameras ausgestattet, können ferngesteuerte "Reaper“- oder "Predator“-Drohnen aus mehreren Kilometern Höhe Menschen wochenlang überwachen, ohne dass sie es bemerken. Wie eine Art unsichtbarer und tödlicher Stalker verfolgen sie ihre menschlichen Ziele. Aus sicherer Distanz gesteuert, bombardieren US-amerikanische Drohnen Kämpfer in Afghanistan, Irak, Pakistan, Somalia und Jemen. Die Einsätze sind streng geheim, Opfer werden offiziell nicht gezählt, weder feindliche Kämpfer noch Zivilisten. Es ist ein Krieg, der komplett im Verborgenen stattfindet, geführt von Tausenden zum Schweigen verpflichteter Soldatinnen und Soldaten. Aber in der Debatte um Drohnen werden die Erfahrungen der Soldaten, die sie steuern, fast immer außer Acht gelassen. Eine Erklärung ist, sie seien ja keiner körperlichen Gefahr ausgesetzt. Doch von den psychischen Schäden spricht kaum jemand. Air-Force-Analysten, die das Live-Videomaterial der Drohnenkamera sichten, sind nicht nur Zeugen der Bombenanschläge, sondern sie beobachten anschließend auch, wie Angehörige die Leichenteile der Opfer einsammeln und anschließend beerdigen. Andere Analysten quält die Schuld, möglicherweise den Tod von Zivilisten verursacht zu haben. Doch über die konkreten Details ihrer traumatischen Erfahrungen dürfen sie auch nach der Entlassung aus dem Militär nicht sprechen – nicht einmal mit Therapeuten. Manche Soldaten kommen mit dieser Belastung nicht zurecht und zerbrechen.

29.6., Arte, 19.40 Uhr: Re: "Abgeschoben ... und dann?"

Die Bundesregierung will Afghanen wieder uneingeschränkt in ihre Heimat abschieben. Und das, obwohl ein neuer Lagebericht des Auswärtigen Amtes die Sicherheitslage im Land als "volatil" bezeichnet. Was passiert mit den Menschen nach der Abschiebung? Im Frühjahr 2017 hatte "Re:" mehrere Abgeschobene in Kabul begleitet. Ein Jahr später will die Reportage wissen, wie es ihnen ergangen ist. Shams Ahmadi ist im Januar 2017 aus Bayern nach Kabul abgeschoben worden. Als "Re:" ihn dort im März vergangenen Jahres traf, irrte er orientierungslos durch die Straßen der afghanischen Hauptstadt und wollte nur eins: zurück nach Deutschland. Gut ein Jahr später gilt er als verschwunden. Niemand weiß, wo Shams sich aufhält, als Arte die Suche nach ihm in Kabul beginnt.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte, die trotz weiterhin prekärer Sicherheitslage eine verstärkte Abschiebung nach Afghanistan fordert, will "Re:" herausfinden, was aus Shams und den anderen jungen Afghanen geworden ist. Einige sind bereits wieder auf dem Weg nach Europa, andere sogar zurück in Deutschland. Unter denen, die im Land geblieben sind, ist der junge Unternehmer Mirwais Arya. Er hatte sein Geld in einen Burger-Laden und eine Pizzeria investiert, statt es einem Schlepper zu geben; offenbar eine gute Entscheidung.

29.6., Arte, 1.45 Uhr: "Streetphilosophy: Zeig dich!"

In dieser Folge von "Streetphilosophy" geht Jonas Bosslet der Frage nach, wo in unserer Transparenzgesellschaft noch Raum für Verborgenes ist. Geheimnisse machen das Leben spannender und Beziehungen überraschender. Dennoch versuchen die meisten Menschen, sich selbst immer weiter in die Öffentlichkeit zu rücken und andere zu durchleuchten. Was versprechen sie sich von all der Transparenz? Und wann ist es wichtig, nicht alles zu offenbaren und Geheimnisse zu haben? Zu Beginn der Folge verlässt Jonas seine Komfortzone und greift sich das Mikro: Er verbringt einen Abend in einer Karaoke-Bar und merkt, dass das eine Menge Mut voraussetzt, obwohl das Publikum aus seinen Kumpels besteht. Am nächsten Morgen trifft er RoxxyX. Sie ist "Camgirl" und gibt wesentlich mehr von sich preis. Jonas fragt sich, ob explizit ausgestellte Nacktheit der Fantasie überhaupt noch Spielraum lässt. Vom jungen Philosophen Christian Uhle will er wissen, was Transparenz überhaupt ist. Blicken wir in einer transparenten Welt tatsächlich besser durch? Müssen wir uns noch auf unsere Intuition verlassen, wenn alles sichtbar ist? Können wir uns überhaupt authentisch verhalten, wenn wir uns beobachtet fühlen? Auf der Suche nach einer neuen Bleibe muss Jonas feststellen, dass er sich für ein WG-Zimmer in Berlin auch ganz schön "nackig" machen muss. Was ist die richtige Strategie im Kampf um das begehrte Zimmer? Besser authentisch sein oder sich verstellen? Einer, der das Spiel mit den Masken besser beherrscht als Jonas, ist "Milliarden-Mike". Er war fast zwanzig Jahre lang wegen millionenschwerer Betrügereien im Gefängnis. Eine weiße Corvette und ein dickes Bündel Geldscheine gehören heute zu seiner Grundausstattung. Was macht das mit einem, wenn man ein Leben lang auf Ehrlichkeit pfeift?