TV-Tipp: "Zimmer mit Stall - Ab in die Berge" (ARD)

Foto: Getty Images/iStockphoto/vicnt
TV-Tipp: "Zimmer mit Stall - Ab in die Berge" (ARD)
16.3., ARD, 20.15 Uhr
Wenn ARD und ZDF aus irgendwelchen Gründen ab sofort auf ihren filmischen Zeitvertreibssendeplätzen keine Geschichten mehr erzählen dürften, die dem Titelzusatz von "Zimmer mit Stall" entsprechen, hätten die Redaktionen ein echtes Problem; das Heimatfilmmotto "Ab in die Berge" prägt schließlich eine Vielzahl von Reihen. Das Schema ist immer wieder das gleiche, von "Hanna Hellmann" oder "Lena Lorenz" (ZDF) bis zu "St. Josef" (kürzlich im "Ersten"): Stadtfrau kommt aufs Land und muss sich dort mit seltsamen Einheimischen herumschlagen.

In "Zimmer mit Stall" beschließt die Münchener Flugbegleiterin Sophie (Aglaia Szyszkowitz) über den Kopf von Mann und Tochter hinweg, ihren Job an den Nagel zu hängen und einen Bauernhof zu kaufen. Gatte Philippe (François Smesny) ist sauer und kehrt zu seinen Eltern nach Paris zurück; für Teenager-Tochter Leonie (Alina Abgarjan) ist es dagegen das größte Unglück, dass sie keinen Empfang für ihr Smartphone hat. Später klaut sie Sophies Auto, um sich auf den Weg zum Vater zu machen, kommt aber nicht weit: Sophie träumt davon, aus dem Hof eine Pension zu machen, und dafür braucht sie jede Hilfe.

Aber die Auseinandersetzungen zwischen Mutter und Tochter sind ohnehin nur ein Nebenschauplatz. Der Kern des Films konzentriert sich auf einen zermürbenden Zweikampf: Der ehemalige Besitzer des Anwesens hat einen Brüder, der bislang auf dem Hof gelebt hat und sich nicht aus seinem Elternhaus vertreiben lassen will. Da der Kaufvertrag eine lebenslange Nutzung der Stallungen vorsieht, zieht er kurzerhand in den Stall und macht Sophie fortan das Leben schwer. Für Friedrich von Thun ist der typisch bayerische Grantler natürlich eine Paraderolle, die er derart nach Kräften auskostet, dass es schwerfällt, sympathische Züge an diesem Barthl auszumachen. Deshalb muss ein gleichfalls nicht unüblicher Drehbuchkniff herhalten: Der alte Mann ist erst nach einem Schicksalsschlag zum menschenfeindlichen Eigenbrötler geworden. Außerdem spielt er zusammen mit seinem Freund Ferdl (Philipp Sonntag) einen wunderbaren Blues; die Musik (Martin Probst und Raffael Holzhauser) ist ohnehin sehr schön.

Selbst wenn es zwischendurch kleine Andeutungen gibt: Die Information darüber, was Barthl widerfahren ist, hebt Ingo Rasper (Buch und Regie) fast bis zum Schluss auf, was immerhin für ein bisschen Spannung sorgt. Davon abgesehen zieht sich der recht gemütlich inszenierte Film zwischendurch ein bisschen, weil außer den ständigen Scharmützeln zwischen der Zugereisten und dem Alteingesessenen nicht viel passiert. Da hat Rasper zuletzt für ARD und ZDF deutlich fesselndere Filme gedreht, etwa "Die Kinder meines Bruders" (2016) mit David Rott als Berliner Lebenskünstler, der nach dem Tod seines Bruders einen Bauernhof und zwei Kinder erbt, oder "Hilfe, wir sind offline!" (2016), eine als Komödie verpackte Fallstudie über eine Familie, die plötzlich ins analoge Zeitalter zurückversetzt wird. Noch besser war die ungewöhnliche Liebesgeschichte "Besuch für Emma", eine tragikomische Romanze mit Dagmar Manzel und Henry Hübchen. Gerade dieses Element fehlt "Zimmer mit Stall" seltsamerweise: Die Leerstelle, die Philippe in Sophies Leben hinterlässt, wird nicht wieder gefüllt. Die Auseinandersetzungen zwischen ihr und Barthl bringen zwar sämtliche Voraussetzungen für eine romantische Komödie mit, aber mit Rücksicht auf die Zielgruppe (eher weiblich, eher älter, eher konservativ) scheuen die Filme der ARD-Tochter Degeto erfahrungsgemäß allzu große Altersunterschiede zwischen den Liebespaaren.

Deshalb besteht der Unterhaltungswert von "Zimmer mit Aussicht" vor allem aus den kleineren und größeren Missgeschicken, die Sophie widerfahren; aus einer besonders misslichen Lage muss sie sich ausgerechnet von Barthl retten lassen. Der Rest ist Schikane: Mal stürmt der Alte mit einer Axt ins Haus, weil Leonie zu laut Musik hört, mal beendet er ein Seminar von Sophies Schwester, die mit ihrem Achtsamkeitskurs in der Pension eingekehrt ist, indem er die Tanzmeditation mit dem Krach seiner Flexmaschine sabotiert. Sophie rächt sich, in dem sie dafür sorgt, dass ihre Ziegen seinen liebevoll angelegten Kräutergarten verwüsten. Er bezeichnet sie daraufhin als "ausgekochtes Miststück", was aus seinem Mund fast wie ein Kompliment klingt und die Vorfreude auf eine Fortsetzung wecken soll. Die wird es in der Tat geben, wenn sich für "Zimmer mit Stall" genügend Zuschauer finden.