Lutherstätten: Ansturm auf Originalschauplätze

Lutherstätten: Ansturm auf Originalschauplätze
Die Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt hat sich sehr zufrieden über die Besucherresonanz im Reformationssommer gezeigt - obwohl die besucherstärksten Monate September und Oktober gerade erst beginnen.
02.09.2017
epd
Christina Özlem Geisler

Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte Direktor Stefan Rhein, allein die Nationale Sonderausstellung "Luther! 95 Schätze - 95 Menschen" im Wittenberger Augusteum habe seit ihrer Eröffnung am 12. Mai knapp 120.000 Besucher gezählt. Die meisten der Museumsgäste kämen auch ins angrenzende Lutherhaus.

"Für uns ist aber auch schön zu sehen, wie 2017 die authentischen Orte Martin Luthers in Eisleben und Mansfeld entdeckt werden", sagte Rhein. Die dürften sich seinen Worten zufolge über einen "regelrechten Ansturm" freuen: Luthers Geburtshaus in Eisleben hätten bis Ende August schon mehr als 55.000 Menschen aufgesucht - fast drei Mal so viele wie in anderen Jahren. Mansfeld mit dem Elternhaus des Mönchs und Reformators freue sich bereits über mehr als 12.000 Besucher.

Für Wittenberg, wo in diesem Sommer aus Anlass des 500. Reformationsjubiläums zahlreiche kulturelle Veranstaltungen geboten werden, stellte Rhein fest: "Natürlich ist vor allem die Achse zwischen dem asisi-Panorama, unserem Lutherhaus, der Stadt- sowie der Schlosskirche eine der intensivsten Laufstrecken." Auffällig sei dabei die Neugier auf Luther unter ausländischen Gästen. Man höre viel Koreanisch, Italienisch, Französisch und auch Niederländisch, erzählte Rhein. Das Diskussionsangebot der Weltausstellung Reformation in den Wallanlagen der Altstadt sei "anspruchsvoll und unheimlich bereichernd, aber kirchliche Angebote haben es neben den authentischen Orten schwerer in einer säkularisierten Umwelt", sagte der Stiftungsdirektor.

Den Erfolg von Lutherorten und Weltausstellung dürfe man jedoch nicht gegeneinander ausspielen, sagte Rhein. Die zeitgenössische Kunstausstellung im Alten Gefängnis etwa ziehe Hauptstädter an, das Asisi-Panorama überwältige visuell. Wer mehr über die Hintergründe der Reformation und Wirkungsgeschichte Luthers wissen möchte, komme in die Nationale Sonderausstellung. "Wittenberg ist 2017 ein Gesamtkunstwerk", resümierte der katholische Philologe: "Es gibt verschiedene Bausteine, die aufeinander aufbauen und sich ergänzen."

"Luther! 95 Schätze - 95 Menschen" zeigt noch bis 5. November den Weg Martin Luthers (1483-1546) zum Thesenanschlag an der Schlosskirche. Ein zweiter Bereich thematisiert, wie Luther über die Jahrhunderte hinweg Menschen beeinflusst und berührt hat. Unter ihnen finden sich Persönlichkeiten wie Edward Snowden, Axel Springer oder Karl May. Die Kinderausstellung "Der Mönch war's!" ist nach Angaben Rheins so erfolgreich, dass sie in der Konzeption des neuen Lutherhauses ein wichtiger Bestandteil bleiben soll. Wenn am 10. September die Weltausstellung Reformation zu Ende geht, wird die Nationale Sonderausstellung nochmal verstärkt für einen Besuch werben. Damit solle gezeigt werden, dass der Spannungsbogen bis zum Stichtag des Reformationsjubiläums am 31. Oktober gehalten werden kann.