Weitere liberale Moscheegemeinde in Berlin eröffnet

Weitere liberale Moscheegemeinde in Berlin eröffnet
In Berlin ist am Freitag eine von der Frauenrechtlerin Seyran Ates gegründete liberale Moscheegemeinde eröffnet worden. In der Gemeinde beten künftig muslimische Frauen und Männer gemeinsam in einem Raum. Zudem werden neben männlichen auch weibliche Geistliche das Freitagsgebet leiten. Die Ibn Rushd-Goethe Moscheegemeinde trifft sich künftig in einem Raum der Evangelischen Kirchengemeinde Tiergarten in Berlin-Moabit. Zur Eröffnung war auch Polizei vor Ort. Ates war in der Vergangenheit Ziel von Angriffen.

In Berlin gibt es bereits eine Gemeinde des Liberal-Islamischen Bundes. Diese trifft sich regelmäßig in einem Raum des christlichen Refo-Konvents an der evangelischen Reformationskirche in Moabit. Die von Ates mitgegründete Gemeinde ist aber nicht Mitglied im Liberal-Islamischen Bund.

Zur Eröffnung der liberalen Moscheegemeinde war am Freitagnachmittag nach dem Mittagsgebet ein umfangreiches Programm mit Musik, Gedicht- und Koranrezitationen geplant. Am Samstag stehen unter anderem zwei Podiumsdiskussionen mit Islamwissenschaftlern auf dem Programm. Geleitet wurde das erste Freitagsgebet von Imamin Elham Manea und von Imam Abdel-Hakim Ourghi.

Ates sagte zur Moscheeeröffnung, gerade in Zeiten, "in denen der Islam immer mehr mit Terror in Verbindung gebracht wird" müsse gezeigt werden, "dass der Islam sehr wohl mit der Demokratie vereinbar ist". Deshalb sei die Ibn Rushd-Goethe-Moschee "auf der Grundlage einer säkularen Gesellschaft und eines liberalen Islam" gegründet worden.

Benannt ist die neue Gemeinde nach dem im andalusischen Cordoba geborenen arabischen Islamgelehrten, Philosophen und Arzt Ibn Rushd (1126-1198) und nach Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), der unter anderem die Gedichtsammlung "West-östlicher Divan" verfasst hat. In Berlin gibt es Schätzungen zufolge rund 100 Moscheegemeinden verschiedener islamischer Strömungen.

Der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Berlin-Stadtmitte, Bertold Höcker, sagte zur Nutzung kirchlicher Räume für die Moscheegemeinde für die Dauer von einem Jahr, "interreligiöse Arbeit" sei eines der Schwerpunktthemen des Kirchenkreises. Die Gemeinschaft um Ates habe einen vorläufigen Ort gebraucht. "Das ist unser Verständnis von christlicher Gastfreundschaft", so Höcker.

Der Humanistische Verband (HVD) begrüßte die Moscheegründung. Er hoffe, dass dieser Schritt weitere liberal gesinnte Muslime animiere, sich zu organisieren, erklärte Jan Gabriel, Präsident des HVD Berlin-Brandenburg. Es bedürfe dringend eines Gegengewichtes zu den "konservativen Islamverbänden, die bislang den öffentlichen Diskurs dominierten". Ates ist Kuratoriumsmitglied in dem religionskritischen Verband.