Frankfurt feiert die Reformation

Frankfurt feiert die Reformation
Mit einem Gottesdienst und einem bunten Programm hat die Frankfurter evangelische Kirche am Pfingstmontag auf dem Römerberg das 500-Jahr-Jubiläum der Reformations gefeiert.

"Das ist ja wie im Stadion beim Public Viewing", ruft ein Jugendlicher, als er am Vormitag des Pfingstmontags den Frankfurter Römerberg betritt. Dort hat die Evangelische Kirche vor der Alten Nicolaikirche eine riesige Bühne samt Leinwand aufgebaut. Davor sitzen und stehen rund 1.500 Menschen, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern. "An einem Tisch" lautet das Motto des Gottesdienstes, mit dem die Evangelischen das 500-Jahr-Jubiläum der  Reformation feiern wollen. Zu Luthers Ehre wehen lila Kirchenfahnen vor dem Rathaus der Stadt, lila Luftballons wehen im Wind.

"Wir feiern die Reformation anders als in den früheren Jahrhunderten", sagt Stadtdekan Achim Knecht. "Wir finden, dass das Reformationsjubiläum heute ein Anlass ist, sich zusammenzusetzen mit der katholischen Kirche  und so den Geist von Pfingsten zu leben." Kirchenpräsident Volker Jung betont in seiner Predigt, dass alle Menschen von Gott eingeladen sind, am Tisch Platz zu nehmen. Und er fragt: "Wie halten wir es mit der Einladung?" Als Jung betont, dass es nicht im Sinne Gottes sein könne, Zäune und Mauern zu bauen, um andere Menschen abzuweisen, erntet er von der Menge Applaus.

Rund um den Römer steht an diesem Pfingstmontag das Miteinander im Mittelpunkt. "Ich finde es ganz wunderbar, dass hier so viele Menschen gekommen sind, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Und vor allem so viele junge Menschen", sagt Ursula Kaiser.  Birte Kaufmann ist eine dieser Jugendlichen. Sie ist beeindruckt von der Vielfalt der mitwirkenden Akteure. Vor allem der Auftritt des Chores der Atterberry Chapel hat ihr gefallen.

Nach dem Gottesdienst nehmen die Menschen getreu dem Tagesmotto "An einem Tisch" Platz an 80 Bierzeltgarnituren rund um Römer und Paulskirche. Dort speisen die jungen und alten, die fremden und einheimischen Besucher Frankfurter Grüne Soße oder US-amerikanische Wraps. Doch damit nicht genug: Während des Mahls lauschen sie in kleinen Grüppchen kurzen Ansprachen von Tischrednern wie Oberbürgermeister Peter Feldmann, dem katholischen Stadtdekan Johannes zu Eltz, Gewerkschaftsvertretern oder Kirchenvorstehern. Sie erzählen, was für sie Reformation und evangelische Kirche bedeuten. Peter Feldmann gerät dabei ins Schwärmen und erzählt von seinem Traum einer besseren Welt. Für den Stadtverordnete und Sitzungspräsidenten der Frankfurter "Regenbogensitzung" Thomas Bäppler-Wolf ist die Reformation eine klasse Sache: "Und das Beste, die evangelische Kirche entwickelt sich ja immer weiter". Dies könne man von der katholischen nicht immer behaupten, fügt er augenzwinkernd hinzu.

Statt, wie an vielen anderen Orten, die Erinnerung an den Thesenanschlag Martin Luthers am 31. Oktober zu feiern, wählten die Frankfurter den Pfingstmontag. Statt an die Spaltung der Kirchen zu erinnern, lag es den Verantwortlichen am Herzen den Geist von Pfingsten, der für die ökumenische Verbundenheit der Kirche steht, über den Feierlichkeiten wehen zu lassen. "Wir leben gerne in einer Vielfalt, wie Frankfurt sie bieten kann", sagte Pfarrer Olaf Lewerenz, Koordinator für das Reformationsjubiläum.

Bereits am Vorabend war das Musiktheater "König Davids Bericht" nach einem Roman von Stefan Heym uraufgeführt worden. Rund 80 Musiker und Schauspieler sorgten in der gut besuchten Heiliggeistkirche für einen fulminanten Auftakt der Reformationsfeierlichkeiten.