Bischof Hein hatte "Überdosis an Kinderbibeln"

Bischof Hein hatte "Überdosis an Kinderbibeln"
Der kurhessische Bischof Martin Hein ist nach eigenen Angaben mit einer "Überdosis an Kinderbibeln" aufgewachsen. Das habe dazu geführt, dass er vielen biblischen Geschichten mit einer gewissen Distanz gegenüberstehe, sagte Hein am Samstag beim evangelischen Kirchentag in Berlin.

Gerade die Geschichte des Steuereintreibers Zacharias betrachte er eher skeptisch, erklärte Hein in einer Dialogbibelarbeit mit Taoufik Hartit, dem Gründungspräsidenten des Bundes Moslemischer Pfadfinder und Pfadfinderinnen Deutschland.

Die Sehnsucht des kleinwüchsigen Zacharias, der unbedingt Jesus sehen wollte und dazu auf einen Baum klettern musste, sei ihm als Kind vollkommen fremd gewesen, sagte der hochgewachsene Bischof. Er rückte die Geschichte des Zacharias, der nach der Begegnung mit Jesus seinen Reichtum den Armen gab, in die Nähe der im Koran verankerten Barmherzigkeit Gottes. Hein erneuerte dabei seine auch in der eigenen Landeskirche umstrittene These, dass Juden, Christen und Muslime im Glauben an Gott miteinander vereint seien.

Auch Tartit verwies in seinem Beitrag auf Parallelen zwischen der Geschichte des Zacharais und der im Koran an zahlreichen Stellen präsenten Verbindung zwischen Glauben und Barmherzigkeit. Wer glaube, sei dazu verpflichtet, Gutes zu tun, lehre der Koran. Wenn Jesus in der biblischen Geschichte daran erinnere, dass Zacharias als Nachkomme Abrahams "zur Familie" gehöre, so betreffe dies Juden, Christen und Muslime gleichermaßen.

"Der Stamm ist gleichermaßen derselbe, nur die Zweige sind verschieden", sagte Hartit. "Diese Sichtweise eröffnet uns heute ungeahnte Horizonte für das friedliche Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen", führte er weiter aus. Daher sollten Christen und Muslime "einander Gemeinschaft anbieten, statt sich gegeneinander zu stellen".