evangelisch.de: Frau Hermanns, wie sind Sie zu der Ehre gekommen, den kommenden Kirchentag in Düsseldorf mitzugestalten?
Susanne Hermanns: Ich teile mir die Aufgabe mit Max Weber – wir sind das Beauftragten-Team der Evangelischen Kirche im Rheinland für den Kirchentag 2027 in Düsseldorf. Im Grunde sind wir so etwas wie ein "Scharnier" zwischen unserer gastgebenden Landeskirche und der Kirchentagsgeschäftsstelle in Fulda. Unsere Aufgabe ist es, die Interessen der Landeskirche einzubringen, sie gut zu repräsentieren und eigene Projekte für den Kirchentag anzustoßen und zu begleiten. Genau das läuft gerade: Wir sondieren, mit welchen rheinischen Themen und Formaten wir auf dem Kirchentag vertreten sein wollen. Daneben ist unsere zentrale Aufgabe, für ein Mitwirken und die Teilnahme am Kirchentag in Düsseldorf zu motivieren. Und zu zeigen: Es ist ein Heimspiel für die gesamte Kirche im Rheinland – von der Saar bis zur Ruhr, von der Mosel bis zur Lahn.
Auf meine neue Aufgabe freue ich mich, da ich schon lange bei der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKIR) tätig bin, ursprünglich komme ich aus der Jugendarbeit. Schon beim Kirchentag 2007 in Köln war ich dabei – damals als regionale Mitarbeiterin für die EKIR. Später habe ich im Rheinischen Landesausschuss mitgearbeitet und schließlich in dessen Vorstand. Auf vielen Kirchentagen habe ich thematische Bühnenprogramme mitgestaltet – und auch Kabarett gemacht, was mein zweites Standbein ist. Als feststand, dass der Kirchentag nach Düsseldorf kommt, sagten viele: "Wir brauchen jemanden wie dich – jemand, der sich mit Kirchentag auskennt, mit den Strukturen und mit unserer Landeskirche."
Haben Sie schon mit der Arbeit begonnen?
Hermanns: Ja, wir sind mitten in der Konzeptions- und Ideenfindungsphase. Max Weber und ich fragen uns: Was macht das Rheinland aus? Da kommen Themen wie der Rhein, Humor und Karneval ins Spiel, aber auch die Vielfalt Düsseldorfs. Außerdem prägt uns eine starke Ökumene und Internationalität. Und: Unsere Jugendarbeit ist sehr aktiv und jetzt schon hochmotiviert, mitzuwirken. Es gibt viele spannende Ansätze und Ideen, die wir jetzt sortieren und konkretisieren.
Wie ist die Beteiligung der Landeskirche im Verhältnis zum Kirchentag selbst?
Hermanns: Geplant ist, dass wir als Landeskirche auch mit eigenen Projekten auf dem Kirchentag präsent sein werden. Darüber hinaus möchten wir möglichst viele Menschen aus dem Rheinland zur Teilnahme motivieren – oder noch besser – aktiv mit einbeziehen. Am ersten Abend jedes Kirchentags, dem "Abend der Begegnung", kann sich die gastgebende Landeskirche in der Stadt besonders präsentieren. Dafür wollen wir alle Kirchenkreise ins Boot holen: mit Ständen, Aktionen und Begegnungen. Ein weiteres großes Thema ist, die Gemeinden in Düsseldorf einzubinden. Wir möchten Menschen dafür gewinnen, ihre Kirchentüren zu öffnen, sich für Quartierbetreuung, Tagzeitengebete, Feierabendmahle und Gute-Nacht-Cafés zu engagieren.
Wie kam es dazu, dass Düsseldorf Kirchentagsstadt wurde?
Hermanns: Die Orte werden weit im Voraus festgelegt – Hamburg zum Beispiel ist bereits als nächste Stadt gesetzt. Das Präsidium des Kirchentages hat bereits 2023 die Einladung der Evangelischen Kirche im Rheinland, des Landes Nordrhein-Westfalen und der Landeshauptstadt Düsseldorf angenommen. Die Landeskirche investiert nicht nur viel Engagement und Herzblut in einen Kirchentag, sondern auch die notwendigen finanziellen Mittel. Wir sind der Stadt Düsseldorf und dem Land Nordrhein-Westfalen sehr dankbar dafür, dass sie den Kirchentag finanziell unterstützen und damit vieles ermöglichen, von dem alle Düsseldorferinnen und Düsseldorfer und Menschen aus ganz NRW profitieren.
Düsseldorf bekam ja auch Kritik. Wer sind die Gegner, und was sind ihre Argumente?
Hermanns: Ja, tatsächlich, es gibt Kritik einer Düsseldorfer Gruppe. Wir nehmen Meinungsfreiheit ernst und haben uns ihren Standpunkt natürlich angehört. Ansonsten nehmen wir die Aktionen gelassen und mit rheinischem Humor.
Es gab auch Verwirrung um einen gleichnamigen Verein?
Hermanns: Es gab eine Vereinsgründung mit dem Namen "40. Deutscher Evangelischer Kirchentag Düsseldorf 2027 e.V." Hier musste der Kirchentag aus juristischen Gründen tätig werden, um Verwechslungen zu vermeiden. Der offizielle Name lautet jetzt "Kirchentag 2027 in Düsseldorf".
Wie geht die Kirche mit diesen Gegnern um? Gibt es Gesprächsangebote?
Hermanns: Ja, durchaus. In Hannover hatten sie einen Stand auf dem Markt der Möglichkeiten – das wurde ausdrücklich erlaubt. Der Kirchentag ist offen für den Dialog und wir zeigen Gesprächsbereitschaft.
Wie steht die Stadt Düsseldorf zum Kirchentag?
Hermanns: Die Stadt unterstützt das Projekt voll und ganz. Es gab bereits Treffen mit dem Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, eine Delegation der Stadt Düsseldorf hat den Kirchentag in Hannover besucht, und wir stehen in engem Austausch mit Düsseldorf Marketing. Auch bei der Staffelstab-Übergabe in Hannover war die stellvertretende Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke dabei. Wir spüren viel Rückenwind aus dem Rathaus.
Was bedeutet der Kirchentag konkret für Düsseldorf – logistisch und gesellschaftlich?
Hermanns: Zunächst einmal ist klar: Ein Kirchentag kostet Geld. Daher sind wir wie gesagt sehr dankbar, dass sich die Stadt Düsseldorf und das Land Nordrhein-Westfalen an den Kosten für den Kirchentag beteiligt. Auch wenn vieles ehrenamtlich gestemmt wird – Bühnen, Technik, Veranstaltungsorte, all das kostet. Logistisch müssen jetzt die Veranstaltungsorte festgelegt werden. Die Messehallen sind bereits reserviert, die Gemeinden angeschrieben. Wir hoffen natürlich auf ein großes Engagement der Gemeindemitglieder und ihre Gastfreundschaft. In Hannover hat man gesehen, wie sich eine ganze Stadt in Kirchentagsstimmung verwandelt – das wünschen wir uns auch für Düsseldorf. Als Kölnerin darf ich sagen: Es wird eine tolle Kulisse.
Wo können sich Interessierte bereits jetzt informieren oder engagieren?
Hermanns: Neben der Kirchentagswebsite kirchentag.de gibt es schon unsere landeskirchliche Seite. Dort gibt es ein Kontaktformular, eine Anmeldung zum Newsletter und bald auch mehr Informationen. Nach dem Kirchentag in Hannover kamen viele Rückmeldungen – die werten wir gerade aus. Wer Ideen hat oder mitwirken will, kann sich gerne melden. Und wir sagen: Ladet uns ein! Ob Gemeindefest, Kirchenkreistreffen oder Pre-Event – wir kommen vorbei. Ab Herbst besuchen wir die Kreissynoden, um zu informieren und zu motivieren.
Und was wünschen Sie sich persönlich für den Kirchentag?
Hermanns: Wir wünschen uns, dass in zwei Jahren alle mit dem Gefühl nach Hause gehen, mit dem wir aus Hannover weggegangen sind: erfüllt, verbunden, ermutigt, gestärkt. Der Kirchentag soll zeigen: Wir sind viele, wir gehören zusammen – mit unserer Vielfalt, unserer Stimme und unserem Glauben. Für Düsseldorf wünsche ich mir, dass die Stadt den Kirchentag nicht nur erlebt, sondern auch etwas davon behält – nachhaltig, spürbar, verwurzelt.