Care warnt vor humanitärer Katastrophe im Jemen

Eine Jemenitin hält ihr unterernährtes Baby in einem therapeutischen Ernährungszentrum einer Klinik in Sana im Jemen.
Foto: dpa/Yahya Arhab
Eine Jemenitin hält ihr unterernährtes Baby in einem therapeutischen Ernährungszentrum einer Klinik in Sana im Jemen.
Care warnt vor humanitärer Katastrophe im Jemen
Hilfsorganisation fordert sicheren Zugang zu Zivilbevölkerung
Mehr als sieben Millionen Menschen droht der Hungertod, wenn die Weltgemeinschaft nicht mehr Einsatz zeigt. Trotz der bedrohlichen Lage im Jemen scheint der Konflikt in Vergessenheit geraten zu sein.

Angesichts einer drohenden humanitären Katastrophe im Jemen fordert die Hilfsorganisation Care mehr Unterstützung von der internationalen Staatengemeinschaft. Über 17 Millionen Menschen seien in dem Bürgerkriegsland dringend auf Hilfe angewiesen, sagte der Generalsekretär von Care Deutschland-Luxemburg, Karl-Otto Zentel, am Montag in Berlin. Mehr als sieben Millionen Menschen drohten zu verhungern.

Rund zwei Milliarden Euro werden benötigt, um den Menschen in dem Bürgerkriegsland zu helfen. Nach Care-Angaben sind derzeit nur rund 6,6 Prozent der Hilfen finanziert. Am 25. April soll in Genf eine internationale Geberkonferenz für den Jemen stattfinden. Neben der humanitären Unterstützung forderte Zentel eine langfristige Strategie, um die Region zu stabilisieren. Er wies in diesem Zusammenhang auf fehlende Schulen hin. Es wachse eine Generation in dem Bürgerkriegsland heran, die über keinerlei Bildung verfüge.

Mehr als drei Millionen Menschen sind innerhalb des Jemen auf der Flucht. Fast eine halbe Million Kinder unter fünf Jahren gelten zudem als stark unterernährt. Die Menschen bräuchten Lebensmittel, Wasser und sichere Unterkünfte, hieß es weiter. Zentel sprach von einem vergessenen Konflikt, der sowohl in den Medien als auch in der Politik kaum Beachtung finde. Auch bei den Spenden für Hilfsprojekte im Jemen zeige sich dieser Effekt.

Der Konflikt wird auf dem Rücken der Zivilisten ausgetragen

Der Care-Nothilfekoordinator für den Nahen Osten, Marten Mylius, berichtete von eingeschränkten Zugängen zur Zivilbevölkerung. "Die Lage der Bevölkerung hat sich dramatisch verschlechtert", sagte Mylius, der erst vor wenigen Tagen aus dem Jemen nach Deutschland zurückgekehrt ist. Die Menschen hätten kein Geld mehr, es gebe kein Leitungswasser und auch die medizinische Versorgung sei dürftig. Zudem werde die Lieferung von Nahrungsmitteln aus dem Ausland blockiert. Hinzu komme die Gefahr, dass sich Seuchen wie Cholera und Polio ausbreiteten.

Beide Experten bestätigten, dass es für jemenitische Flüchtlinge kaum Chancen gebe, das Land zu verlassen, auch wenn sie medizinische Versorgung bräuchten. Die Konfliktparteien trügen den Konflikt auf dem Rücken der Zivilbevölkerung aus. Sie zeigten wenig Interesse an einer Lösung.

Seit März 2015 gibt es schwere gewaltsame Auseinandersetzungen im Jemen. Huthi-Rebellen kämpfen gegen die Regierung, die von einer saudi-arabisch geführten Koalition unterstützt wird. Seit Beginn des Krieges wurden rund 10.000 Menschen getötet. Die Wirtschaft ist nahezu zum Erliegen gekommen. Seit Monaten werden weder Gehälter noch staatliche Transferleistungen ausgezahlt.