TV-Tipp: "Wer's glaubt, wird selig"

TV-Tipp: "Wer's glaubt, wird selig"
Meist gehen Regisseure, die sich bei ihrem Erstlingswerk durch eine ganz spezielle Handschrift hervortun, irgendwann im Fernseh-Einerlei unter. Marcus H. Rosenmüller dagegen hat es bis heute geschafft, jenem Stil treu zu bleiben, der schon "Wer früher stirbt ist länger tot" (2006) so unverwechselbar machte. "Wer’s glaubt, wird selig" knüpft in jeder Hinsicht nahtlos an das großartige Debüt an.

Der Film zeichnet sich durch eine ganz spezielle Atmosphäre aus, die Figuren sind leicht schräg, aber ungemein liebenswert, die originell erzählte Geschichte verblüfft immer wieder mit überraschenden Details, die Darsteller sind wunderbar, die Ausstattung liebevoll; und weil Rosenmüller erneut mit seinem bevorzugten Kameramann Stefan Biebl zusammenarbeitet, erzeugt die Bildgestaltung erneut hier jenes unverwechselbare Licht, das beispielsweise auch "Sommer in Orange" geprägt hat.

Andererseits ist das Drehbuch (Rosenmüller gemeinsam mit Jeremy Leven) so gut, dass vermutlich selbst ein Regisseur mit weniger Talent daraus noch einen brauchbaren Film gemacht hätte: Das einstige bayerische Skiparadies Hollerbach braucht dringend eine neue Einnahmequelle, denn die Schneefallgrenze beginnt neuerdings erst oberhalb des Skilifts. Als seine frömmelnde Schwiegermutter Daisy (Hannelore Elsner) von einem Kruzifix erschlagen wird, hat der aus dem Norden zugewanderte Georg (Christian Ulmen) eine geniale Idee: Sollte es gelingen, Daisy heilig sprechen zu lassen, könnte Hollerbach ähnlich wie Altötting zum Wallfahrtsort werden. Nun müssen nur noch zwei Wunder her; und ein Abgesandter des Vatikans, der sie bezeugt.

Die Handlung an sich ist nicht neu und musste auch schon in weit harmloserer Form als Stoff für ARD-Lustspiele herhalten, aber Rosenmüller würzt sie mit derart viel schwarzem Humor, dass man als Christenmensch schon ein gerüttelt Maß an Selbstironie aufbringen muss, zumal schließlich auch noch der Papst (Nikolaus Paryla) im Dorf auftaucht. Aber das Niveau ist nie boshaft oder gar blasphemisch; gerade das zweite Wunder läuft auf ausgesprochen groteske Weise aus dem Ruder. Für zusätzliche Verwirrung sorgt der päpstliche Gesandte, der aufgrund einer Unpässlichkeit seinen Zwillingsbruder schicken musste; Fahri Yardim glänzt in einer herrlichen Doppelrolle.

Nicht minder sehenswert sind die weiteren Schauspieler. Das gilt vor allem für Marie Leuenberger als Georgs Frau. Sie hält sich problemlos neben dem ungleich erfahreneren Ulmen und empfiehlt sich mit dieser Leistung nach diversen Nebenfiguren nachhaltig für weitere Hauptrollen. Neben ihr glänzt Lisa Maria Potthoff als Georgs Schwägerin, die mal in einem Pornofilm mitgewirkt hat; seither sind alle Männer im Dorf verrückt nach ihr. Georgs schräge Mitstreiter sind gleichfalls treffend besetzt; alle haben spürbar Spaß an dieser liebenswerten Komödie, deren Humor mitunter recht handfest daherkommt.