Anschlag auf Pilger in Pakistan löst international Empörung aus

Anschlag auf Pilger in Pakistan löst international Empörung aus
Auf den schwersten Terroranschlag der letzten Tage in Pakistan reagiert die Welt mit Abscheu und Entsetzen. Pakistans Armee schlägt brutal zurück. Zugleich wachsen die Spannungen mit dem Nachbarn Afghanistan.

Der Anschlag auf einen Sufi-Heiligenschrein in Pakistan mit mehr als 80 Toten ist international verurteilt worden. Die Tat sei ein "hinterhältiger Terroranschlag", der sich gegen nichtsahnende Pilger richtete, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Freitag in Berlin. "Unsere Gedanken sind bei den Familien der Opfer." Das Kalkül der Terroristen, den pakistanischen Staat zu destabilisieren, dürfe nicht aufgehen. Die Staatengemeinschaft stehe im Kampf gegen den Terrorismus an der Seite Pakistans.

Zu dem Anschlag am Donnerstag in der Sindh-Provinz hat sich die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) bekannt. Mehr als 80 Menschen wurden getötet, darunter viele Frauen und Kinder, als sich ein Selbstmordattentäter in die Luft sprengte. Zudem wurden rund 250 Menschen verletzt.

Armeechef schwört Rache: 100 Aufständische erschossen 

Als Reaktion darauf gingen Sicherheitskräfte mit großer Härte gegen Tatverdächtige vor. Nach offiziellen Angaben vom Freitag wurden 100 mutmaßliche Aufständische getötet und zahlreiche verhaftet, wie der arabische Sender Al-Dschasira berichtete. Der Armeechef, General Qamar Javed Bajwa, sagte: "Jeder Tropfen von dem Blut unserer Nation wird gerächt werden, und zwar sofort. Keine Zurückhaltung mehr für niemand." Am Freitag strömten indes weiter Pilger zu dem Schrein.

Pakistan schloss die Grenze zu Afghanistan und verlangte die Auslieferung von 76 "meistgesuchten Terroristen".  Schon zuvor hatte Pakistan kritisiert, dass Gewalttaten von Afghanistan aus geplant würden. Der Anschlag auf den Sufi-Schrein verschärft die Spannungen zwischen beiden Ländern weiter. Einer der Streitpunkte ist der Umgang mit Flüchtlingen. Pakistan hat in den vergangenen sechs Monaten fast 600.000 Afghanen abgeschoben, die zum Teil seit Jahrzehnten im Land lebten - angeblich aus Sicherheitsgründen.

Auch der afghanische Präsident Aschraf Ghani verurteilte den Anschlag. "Die Terroristen haben wieder einmal gezeigt, dass sie keinen Respekt vor islamischen Werten haben", sagte er. Der Weltkirchenrat reagierte mit Sorge und Abscheu. Generalsekretär Olav Fykse Tveit versprach, die Christen würden für die Opfer beten. Religion dürfe nirgendwo auf der Welt als Rechtfertigung für Gewalt dienen, erklärte er in Genf.

Der Schrein Lal Shahbaz Qalandar in Sehwan ist das Grabmal eines Heiligen aus dem 13. Jahrhundert, der auch zum Respekt vor Andersgläubigen aufrief. Er wird besonders von Sufis verehrt, den Angehörigen einer mystischen Strömung im Islam.

Der Anschlag war der schwerste in einer Reihe von Gewalttaten in den vergangenen fünf Tagen. Die meisten gehen auf das Konto der radikalen Taliban-Splittergruppe Jamaat-ul-Ahrar, die angeblich die pakistanischen Taliban wieder geeint haben soll. Die pakistanischen Taliban waren seit 2014 nach einem Führungsstreit in zahlreiche Splittergruppen zerfallen. Ein Teil der Kommandeure bekannte sich später zum radikaleren IS, der in Pakistan und Afghanistan unter dem Namen "Daesh" operiert.

Sufi-Schreine, die in der Tradition eines mystischen Islams stehen, waren schon in der Vergangenheit Terrorziel: Im November 2016 starben bei einem Anschlag auf den 500 Jahre alte Shah-Noorani-Schrein in Pakistan über 50 Menschen. Der IS hatte sich damals ebenfalls zu der Tat bekannt. Für ihn ist die in Südasien weit verbreitete Sufi-Tradition mit Musik und Tanz als Bestandteil der religiösen Praxis ketzerisch und exzessiv.