TV-Tipp: "Sophie kocht" (ARD)

TV-Tipp: "Sophie kocht" (ARD)
18.2., NDR Fernsehen, 20.15 Uhr: "Sophie kocht"
Dass ein deutscher Fernsehfilm nach dem Drehbuch eines niederländischen Kinofilms entsteht, gibt’s auch nicht alle Tage; da passt es ins Bild, dass das deutsche Remake, "Sophie kocht", von Ben Verbong und somit einem Holländer gedreht worden ist. Das Plakat des Originals ("Soof") zeigt eine neckisch lächelnde unbekleidete Frau inmitten eines Meeres aus Obst und Gemüse, das züchtig Brust und Unterleib bedeckt. Darunter steht ein Motto: "Das Leben kann ein bisschen Pfeffer gebrauchen." Titelheldin Soof ist eine Frau an die vierzig und sieht sich mit der für dieses Alter Frage aller Fragen konfrontiert: War das schon alles?

Die deutsche Version behandelt natürlich kein komplett anderes Thema, aber das Drehbuch von Kerstin Oesterlin und Jessica Schellack verschiebt den Schwerpunkt um eine entscheidende Nuance. Die Autorinnen rücken eine Frage in den Vordergrund, um die sich derzeit viele Freitagsfilme im „Ersten“ drehen (zuletzt „Besser spät als nie“, demnächst „Mutter auf Streife“): Sind Männer bereit, ein wenig Verzicht zu üben, damit auch Frauen ihren Lebenstraum verwirklichen können? Bislang konnte sich Sophie (Annette Frier) nur mit halber Kraft ihrem kleinen Catering-Service widmen, weil sie sich in erster Linie noch um Haushalt und die drei Kinder kümmern musste. Das Eheleben ist auch nicht mehr so prickelnd wie einst, und ihr Gatte Hubertus (Hans-Jochen Wagner) macht keinerlei Anstalten, beruflich kürzer zu treten. Das ändert sich allerdings, als er angesichts einer Flaute in seinem Betrieb nicht ganz freiwillig ein Sabbatjahr beginnt. Mit dem Dasein als Hausmann hat er zunächst zwar gewisse Probleme, aber dafür startet Sophie durch: Dank der Fürsprache eines populären Musikers (Marc Terenzi als Marc Terenzi) wird sie zum Star der Münchener Cateringszene; und weil sie Marc dabei näher kommt, als Hubertus lieb ist, tröstet sich der vernachlässigte Gatte mit einer attraktiven Fitnesstrainerin (Sylvie Meis).

Dass regelmäßig bekannte Menschen durchs Bild laufen, ist zwar ein netter Gag, aber der Film hätte auch ohne diesen Promibonus funktioniert. Mit Ausnahme von Claudia Kleinert, der Sophie im Supermarkt begegnet, sind sie auch Teil der Handlung: Nina Ruge sorgt mit einem Beitrag für eine  Zeitungskolumne dafür, dass Sophie noch bekannter wird, und TV-Koch Alfons Schuhbeck lässt es sich nicht nehmen, die Kollegin persönlich im erlauchten Kreis der Münchener Gastronomiegrößen willkommen zu heißen.

Außerdem integriert Verbong die Gaststars mit der gleichen souverän wirkenden Selbstverständlichkeit, mit der er auch das ganz normale Chaos des familiären Alltags karikiert. Der Holländer, der neben erfolgreichen Kinofilmen für die ganze Familie („Das Sams“, „Es ist ein Elch entsprungen“) immer wieder auch anspruchsvolle TV-Komödien dreht (zuletzt die Freitagsfilme „Hochzeitskönig“ und „Mona kriegt ein Baby“), hat der munter erzählten Geschichten ohnehin genau die richtige Verpackung gegeben: „Sophie kocht“ behandelt mit der ehelichen Langeweile und der weiblichen Selbstverwirklichung gleich zwei Themen, die für viele Paare von großer Relevanz sind, macht aber nie ein Drama draus. Das verhindern schon allein die Zwillinge im Grundschulalter; die beiden sind schlimmer als ein Sack Flöhe und haben grundsätzlich nur Unfug im Sinn. Die Handlungswendungen sind ausnahmslos hübsch eingefädelt, und weil Verbong als alter Hase weiß, wie’s geht, stört auch die reichliche Verwendung beliebter komödiantischer Versatzstücke (wenig schmeichelhafte Dinge über jemanden sagen, der hinter einem steht) nicht weiter. Kurzweiliges Gute-Laune-Fernsehen also, das sogar zum Nachdenken anregt.