Muezzin soll in evangelischer Kirche zum Gebet rufen

Der Auftritt des Muezzins in "The Armed Man" im Jahre 2007 in der evangelischen Stadtkirche von Rotenburg bei Bremen ist damals heftig kritisiert worden.
Foto: epd-bild/Dieter Sell
Der Auftritt des Muezzins in "The Armed Man" im Jahre 2007 in der evangelischen Stadtkirche von Rotenburg bei Bremen ist damals heftig kritisiert worden.
Muezzin soll in evangelischer Kirche zum Gebet rufen
In der Bremer Friedenskirche soll demnächst im Rahmen eines "musikalischen Gottesdienstes" ein Muezzin zum Gebet rufen.

Das "Allahu Akbar" ("Gott ist sehr groß") des muslimischen Ausrufers ist Teil des Oratoriums "The Armed Man", das der englische Musiker Karl Jenkins als Friedensmesse komponiert hat. Es wird am 13. November in der evangelischen Kirche aufgeführt. Was andernorts zu heftigen Diskussionen geführt hat, war nach den Worten der Kirchenmusikerin Megumi Ishida-Hahn in Bremen völlig unstrittig. "Wo, wenn nicht bei uns - das muss hier passieren", sagte sie am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Im Berliner Dom etwa durfte das Werk vor einigen Jahren nicht aufgeführt werden, weil es dem Domkirchen-Kollegium nicht akzeptabel erschien, dass das Glaubensbekenntnis des Islam in einer Kirche laut wird. Auch in der evangelischen Stadtkirche Rotenburg bei Bremen gab es vor knapp zehn Jahren Streit. Kritiker bemängelten, ein Muezzin dürfe nicht in der Kirche singen. Von Religionsvermischung und von muslimischer Mission in einer evangelischen Kirche war die Rede. Befürworter führten an, die Komposition sei ein Dokument des gegenseitigen Respekts, gerichtet gegen die Angst vor dem Fremden.



Jenkins "The Armed Man" ist ein anspruchsvolles Projekt, an dem in Bremen mehr als 40 Sängerinnen und Sänger sowie ein Projektorchester beteiligt sind. Direkt auf den gesungenen Gebetsruf des Muezzins, der gleichzeitig ein Glaubenskenntnis des Islam ist, folgt mit dem "Kyrie eleison" eine zentrale christliche Glaubensformel. In der Messe verschmelzen klassische und zeitgenössische Musik mit Texten unterschiedlicher Religionen zu einer Anklage gegen den Krieg.

"Gleichberechtigt lässt Jenkins den Gebetsruf des Muezzin neben jüdischen und christlichen Hoffnungstexten erklingen", sagte Gemeindepastor Bernd Klingbeil-Jahr. Bewusst werde die Friedensmesse im Gottesdienst aufgeführt. "Weil es von der liturgischen Gestalt her ein Gottesdienst ist", betonte der evangelische Theologe. So entstehe ein großer atmosphärischer und musikalischer Bogen, an dessen Ende die Einsicht formuliert werde: "Frieden ist besser als ewiger Krieg."