Beckstein: Leere Kirche sind mir größere Sorge als Moscheen

Beckstein: Leere Kirche sind mir größere Sorge als Moscheen
Die großen Feierlichkeiten zum 500. Reformationsjubiläum, die am Montag beginnen, hält Beckstein für eine gute Idee. Denn die Reformation habe weit über die Kirche hinaus eine riesige Bedeutung. "Sie markiert einen großen Aufbruch."

Der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) hat keine Angst vor einer Islamisierung Deutschlands. "Aber ich habe Sorge vor einer Entchristlichung", sagte der überzeugte Protestant der "Passauer Neuen Presse" (Samstagsausgabe). "Leere Kirchen sind mir die größere Sorge als die Moscheen." Er zitierte dazu Meinungsforscher, denen zufolge bis zu 75 Prozent der Muslime sagen, ihnen sei ihr Glaube sehr wichtig, während weniger als 25 Prozent der Christen dies von sich sagten.

Der christliche Glaube ist für Beckstein außerdem "ein wichtiger Faktor für unsere Leitkultur". Religiöse Fragen hätten eine weit größere Bedeutung, als gemeinhin angenommen werde - "wenn auch nicht unbedingt in Übereinstimmung mit den Kirchen". Die Kirche habe die Vermittlung vom Sinn des Lebens und von Werten lange Zeit zu gering geachtet, kritisierte Beckstein. Doch Sinnfragen beschäftigten die Menschen sehr. "Wer nicht an Gott glaubt, glaubt ja nicht nichts, sondern er glaubt an alle Formen der Scharlatanerie."



Die großen Feierlichkeiten zum 500. Reformationsjubiläum, die am Montag beginnen, hält Beckstein für eine gute Idee. Denn die Reformation habe weit über die Kirche hinaus eine riesige Bedeutung. "Sie markiert einen großen Aufbruch." Martin Luther habe sich bewusst von der Obrigkeit in Rom abgewendet und das Laienpriestertum aller Gläubigen proklamiert. "Das ist für mich einer der entscheidenden Schritte in Richtung Neuzeit. Das Individuum rückt in den Mittelpunkt, das Gewissen", betonte der Mittelfranke. Daraus hätten sich auch später die Menschenrechte entwickelt.

Günther Beckstein war der erste evangelische Ministerpräsident Bayerns nach dem Zweiten Weltkrieg, fast 20 Jahre lang war er berufenes Mitglied des bayerischen evangelischen Kirchenparlaments, außerdem Vizepräses der EKD-Synode. Die evangelische Kirche feiert im kommenden Jahr 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation.