Seid nicht wie die Hamster auf dem Felde!

Illustration: evangelisch.de/Simone Sass
Seid nicht wie die Hamster auf dem Felde!
Die Bundesregierung empfliehlt, sich für den Notfall zu rüsten und Vorräte anzulegen. Eine kirchliche Stimme hierzu gibt es seit fast 2000 Jahren. Man sollte sie wieder hören, findet unser Redakteur Frank Muchlinsky.

In diesen Tagen wird an vielen Orten darüber diskutiert, ob das Anlegen von häuslichen Vorräten für den Krisenfall vernünftig sei, oder ob es nicht eher die Verunsicherung befördere. Manche sprechen gar von einer Panikmache, wenn die Regierung dazu aufruft, für einige Tage Vorräte an Wasser und Nahrung im Haus zu haben. Es ist eine schöne Sommerdiskussion entstanden, bei der sich die Kirche seltsamerweise bislang bedeckt gehalten hat. Dabei haben wir in diesem Fall eine Meinung beizusteuern, die wir nicht selbst entwickeln mussten. Keine Gremien, Konvente oder Synodenbeschlüsse waren nötig. Nicht mal katholischerseits ein Papstwort. Denn die Antwort kommt aus der Bibel selbst und dort von Jesus persönlich: Nein, ihr sollt nicht Vorräte anlegen! Hier der Kommentar zum Thema von Jesus im Wortlaut:

Sorgt nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?

Wer ist unter euch, der seines Lebens Länge eine Spanne zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt? Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen. Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen?

Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft. Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.

Mat 6,25-34

Wer dagegen Einwände hat, ist willkommen, diese zu formulieren. Allerdings gibt es an der Aussage nichts zu deuteln. Lasst das Sorgen sein! Jesus verbietet nicht nur das Hamstern, also das Horten von mehr als dem, was man wirklich braucht. Er sagt eindeutig, dass man nicht mal für den nächsten Tag vorsorgen soll. Sicherlich gab es keine einzige Epoche in der Menschheitsgeschichte, in der diese Anweisung nicht als weltfremd oder unverantwortlich bezeichnet worden wäre. Es liegt in der Natur ebenso wie in der Kultur des Menschen, vorzusorgen. Wir sind eben weder Blumen auf dem Felde noch Vögel unter dem Himmel. Es liegt in der Natur des Menschen, sich nach Sicherheit zu sehnen, und seine Kultur versucht, diese Sicherheit zu schaffen.

Für Jesus bedeutete der Glaube an Gott, sich gegenüber dem Leben nicht abzusichern. Wer nach Sicherheit strebt, verhält sich wie ein Heide, wie jemand, der Gott nicht kennt. Etwas verkürzt könnte man formulieren, Konserven sind in Jesu Augen Götzen. Denn: Bewusst auf Sicherheit zu verzichten, kann enorm befreiend sein. In diesem Sommer hat die Sorge viele Menschen dazu gebracht, sich nicht mehr vor die Tür zu trauen, oder gar große öffentliche Veranstaltungen zu besuchen. Wer sich sorgt, verpasst das Leben, das er schützen will. Wer leben will, muss angreifbar bleiben. Und dazu gehört es eben auch, keine Vorräte zu sammeln, die einem im Notfall zwei Wochen das Überleben sichern.

Wie gesagt: Es gab wohl niemals eine Zeit, in der solch eine Forderung, auf Sicherheit zu verzichten, unwidersprochen geblieben wäre. Sie sollte aber in jeder Zeit erhoben werden. Erst Recht in einer Zeit der Verunsicherung und der Angst!