Das bekommt auch Ellen Lucas (Ulrike Kriener) zu spüren, als sie den Mord an einer Prostituierten aufklären will: Irgendwann funkt das BKA dazwischen, und prompt geht gar nichts mehr. Offenbar betrachten die Kollegen vom Bundeskriminalamt den Tod der Hure als Kollateralschaden und lästige Nebensache: Ein Verbrechen wird hingenommen, um ein größeres zu verhindern.
Tilmann P. Gangloff setzt sich seit 40 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei erwachsenen Kindern und lebt am Bodensee. Er war über 30 Jahre lang Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, ist ständiges Mitglied der Jury Kindermedien beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), und 2023 mit dem Bert-Donnepp-Preis für Medienpublizistik ausgezeichnet worden.
Schlüsselfigur des Films ist Victor Gheorgi, der Mann fürs Grobe im Syndikat. Roeland Wiesnekker hat die mit Abstand interessanteste Rolle des Films und verkörpert diesen scheinbar kaltblütigen Gangster mit seiner ganzen Klasse. Der Rest der Geschichte ist ohnehin nur Ablenkungsmanöver. Auch die zwei, drei privaten Szenen wirken, als habe man die weiteren Reihendarsteller (Tilo Prückner als Lucas’ Vermieter, Anke Engelke als ihre Schwester) notgedrungen irgendwie beschäftigen müssen. Viel spannender ist die Konfrontation der Kommissarin mit ihren Gegenspielern, zumal sie irgendwann praktisch allein da steht, denn selbst der Chef (Michael Roll) fällt ihr in den Rücken; vom arroganten BKA-Mann (Thomas Loibl) ganz zu schweigen.
Abgesehen von den überflüssigen Ausflügen ins Privatleben inszeniert Stefan Kornatz den Krimi bemerkenswert dicht. Buch und Regie zeichnen sich zudem durch große Sorgfalt gerade auch im Detail aus; immer wieder stößt man auf Kleinigkeiten, die zunächst nicht wichtig erscheinen, aber zur Komplexität des sehenswerten Krimis beitragen.


