Bundesregierung lässt Deutsche aus Südsudan ausfliegen

Bundesregierung lässt Deutsche aus Südsudan ausfliegen
Angesicht der neuen Gewalt holt Deutschland seine Staatsbürger aus dem Südsudan. Internationale Beobachter, die den Friedensprozess in dem jüngsten afrikanischen Land überprüfen sollen, rufen nachdrücklich zum Dialog auf.

Nach der Eskalation der Gewalt im Südsudan lässt das Auswärtige Amt Deutsche in Sicherheit bringen. Eine Sprecherin des Ministeriums teilte am Mittwoch in Berlin mit, der dafür eingerichtete Krisenstab habe entschieden, Bundesbürger auszufliegen. Auch Staatsbürger anderer Länder sollen mit der Luftwaffe außer Landes gebracht werden. Zu Details äußerte sich die Sprecherin mit Verweis auf Sicherheitsüberlegungen nicht.

Nach Angaben des Auswärtigen Amts hielten sich rund 100 Deutsche im Südsudan auf. Die Evakuierungen seien bereits am Mittwoch angelaufen. Im Rahmen der UNMISS-Mission im Südsudan sind derzeit laut Verteidigungsministerium 15 Bundeswehrsoldaten im Einsatz. Wegen der Kämpfe wurde auch das SOS-Kinderdorf in der Hauptstadt Juba evakuiert, wie die Hilfsorganisation am Mittwoch mitteilte. Die rund 130 Kinder und Jugendliche seien in einer Kirche in Sicherheit gebracht worden.

Mehr als 270 Opfer

Zum fünften Jahrestag der Unabhängigkeit des Südsudans in der vergangenen Woche war die fragile Situation im jüngsten afrikanischen Staat in neue Gewalt umgeschlagen. Bei Kämpfen zwischen Anhängern von Präsident Salva Kiir und von Vizepräsident Riek Machar wurden mehr als 270 Menschen getötet. Beide Seiten machten sich gegenseitig für die Eskalation verantwortlich.

Während Machars Seite Kiir vorwirft, die im August in einem Friedensabkommen vereinbarte Teilung der Macht nicht vollziehen zu wollen, spricht Kiirs Seite von einem neuerlichen Putschversuch Machars. Der Südsudan ist eines der ärmsten Länder der Welt, verfügt aber über reiche Ölvorkommen.

Internationale Beobachter forderten Kiir und Machar, die beide zum Waffenstillstand aufgerufen haben, umgehend zum Dialog auf. Der Geschäftsführer der Kommission, die den Friedensprozess im Südsudan überprüft, Berhanu Kebede, sagte am Mittwoch im UN-Sender Radio Miraya, es gebe weder Sieger noch Verlierer. Kiir und Machar müssten an den Verhandlungstisch zurückkehren, um den Frieden dauerhaft zu sichern.

Nach dem Ende der jüngsten Gefechte wurden weitere Details der Kämpfe bekannt. So hätten Kampfhubschrauber der Armee die Residenz von Vizepräsident und Ex-Rebellenführer Machar bombardiert und weitgehend zerstört, berichtete die "Sudan Tribune" am Mittwoch. Ein Sprecher Machars sagte der Zeitung, das Ziel des Angriffs sei eindeutig gewesen, Machar zu treffen. Dieser habe sich zum Zeitpunkt des Angriffs jedoch an einem anderen Ort befunden.

Regierungssprecher Michael Makuei äußerte sich nicht zu den Vorwürfen. In einer Erklärung wies er Aussagen des UN-Sonderberaters Adama Dieng zurück, der der Armee am Dienstag vorgeworfen hatte, Mitglieder bestimmter Ethnien verfolgt und getötet zu haben. Dies sei nicht der Fall, erklärte Makuei. Zivilisten, die seit Freitag getötet worden seien, seien vermutlich ins Kreuzfeuer geraten. Kiir und Machar gehören unterschiedlichen Ethnien an. Im Bürgerkrieg, der Ende 2013 begonnen hatte, waren beiden Seiten Massaker entlang ethnischer Linien vorgeworfen worden.