Theologie-Professor stellt Studien-Koran vor

Theologie-Professor stellt Studien-Koran vor
Ein neuer Studien-Koran soll Christen an das Heilige Buch des Islam heranführen und den interreligiösen Dialog fördern. Der Hamburger Theologie-Professor Werner Kahl hat den ersten Band am Freitag in Hamburg vorgestellt.

Das Werk solle Interessierte dabei unterstützen, die früh-mekkanischen Suren des Propheten Mohammed in ihrem historischen Umfeld zu begreifen, sagte Kahl in der Hamburger Missionsakademie. Ergänzt wird die Übersetzung von einer Übertragung des arabischen Textes in lateinische Schrift. Der Studien-Koran ist im Buchhandel erhältlich, kann aber auch unter www.missionsakademie.de kostenlos heruntergeladen werden.

Im Zentrum stehen die 43 Suren, die in das frühe Wirken Mohammeds zwischen den Jahren 610 und 615 datiert werden. Auch wenn die früh-mekkanischen Suren nicht direkt Bezug auf das Christentum nähmen, so hätten sie doch eine große Nähe zur Botschaft Jesu Christi, sagte Kahl. "Es dürfte sich hier kaum eine Aussage finden lassen, die inkompatibel wäre zur Verkündigung Jesu." Daher würden die frühen Suren die Möglichkeit bieten, grundlegende Übereinstimmungen von christlicher und muslimischer Glaubenstradition zu entdecken. Christen könne bewusst werden, dass sie sich mit Muslimen "in einem großen gemeinsamen Traditionsstrom befinden", der sie auch mit dem Judentum verbinde.

Das Hören der rezitierten Koran-Suren habe für Muslime eine sehr hohe Bedeutung, betonte Kahl. Der Studien-Koran könne helfen, die Poesie des Textes zumindest zu erahnen. Besonderes Gewicht habe er bei seiner Koran-Übersetzung daher auf die Reimprosa gelegt. In früheren akademischen Übersetzungen als Fließtext gerate dieses wesentliche Merkmal völlig aus dem Blick. Eine deutsche Übersetzung in Reimen, wie es der Romantik-Dichter Friedrich Rückert (1788-1866) versucht habe, sei jedoch unpassend, teilte Kahl mit. Stattdessen werden die Reime durch Absätze und Einrückungen kenntlich gemacht. Zwei weitere Bände mit Kommentaren aus christlicher Perspektive sollen bis 2017 folgen.