Fernseh-Vorschau: "Nimm Dein Leben in die Hand" und "Die Arier"

Fernseh-Vorschau: "Nimm Dein Leben in die Hand" und "Die Arier"
Was lohnt sich im Fernsehen vom 2. bis 8. April?
Evangelisch.de blickt auf die Fernsehwoche - wo lohnt sich das Einschalten im Fernsehen vom 2. bis 8. April?

3.4., ARD, 17.30 Uhr: "Gott und die Welt: Nimm Dein Leben in die Hand"

Mechthild Rüther zeigt in ihrem Film das Leben und die großen Mühen dreier junger Leute aus Südafrika und ihren Kampf, im Alltag zu bestehen und ihr Leben zu ändern. Die Reportage beginnt mit einem wichtigen Tag für Kcareesh, Thobela und Sinethemba: Heute wird sich entscheiden, welchem der fünf Ausbildungskurse sie zugeteilt werden. Die drei Südafrikaner zwischen 18 und 26 Jahren haben mit viel Glück einen der 50 Plätze in einem zweimonatigen Berufstrainingskurs bei Don Bosco, dem Institut der Salesianer in Kapstadt, bekommen. Es ist ihre Chance, ein paar Schritte weiter zu kommen auf dem Weg in eine Berufstätigkeit. Wie viele junge schwarze Südafrikaner haben sie kein Geld, keinen Schulabschluss, viele haben keine Eltern mehr, wohnen in Hütten der Townships am Rand von Kapstadt. Fast alle haben Erfahrungen mit Gewalt, viele mit Drogen.
Der Film begleitet die drei Leute in den Wochen ihrer Ausbildung bis zum Abschluss; er ist auch eine kritische Bestandsaufnahme des Don-Bosco-Projekts in Kapstadt.

 4.4., ARD, 20.15 Uhr: "Mitten in Deutschland: NSU – Die Opfer"

In der von Produzentin Gabriela Sperl initiierten Trilogie "Mitten in Deutschland" setzen sich verschiedene Regisseure und Autoren mit den Morden des "Nationalsozialistischen Untergrunds" auseinander. Der Auftakt, "Die Täter", endete mit dem ersten Mord, der zweite Film, "Die Opfer", beginnt mit der Tat. Dieser Beitrag zur Trilogie auch der bedrückendste. Das Drehbuch von Grimme-Preisträgerin Laila Stieler ("Die Polizistin") basiert auf den Erinnerungen von Semiya Şimşek. Sie war 14, als ihr Vater Enver, ein türkischstämmiger Blumenhändler aus dem hessischen Ort Schlüchtern, im Herbst 2000 erschossen wurde. Enver Şimşek war das erste Opfer der beiden heimtückischen Mörder, aber was seine Familie nach der Tat durchmachen musste, ist fast noch erschütternder: Die Polizei machte das Opfer zum Täter und suchte nach Hinweisen für Drogenschmuggel. Später wurde eine Schutzgelderpressung infrage gezogen. Dass der feige Mord einen ausländerfeindlichen Hintergrund haben könnte, ist offenbar nie in Erwägung gezogen worden. Semiya Şimşek hat alle diese Erfahrungen in ihrem Buch "Schmerzliche Heimat" beschrieben. Züli Aladags Film erzählt ihre Geschichte, sie ist das emotionale Zentrum. Dieser Film ist vielleicht der wichtigste Teil der Trilogie, denn er gibt den Opfern endlich eine Stimme.

5.4., Arte, 20.15 Uhr: "Rechts, zwo, drei - Driftet Europa ab?"

Die Dokumentation nimmt eine der aktuell größten Krisen in Europa in den Blick. Die Autoren gehen quer durch Europa den Motiven hinter den Stammtischparolen der oft charismatischen und gebildeten Anführer auf den Grund: Furcht vor dem Fremden, Angst vor muslimischer Zuwanderung, Ablehnung demokratischer Strukturen, Wut und Hass auf gewählte Politiker. In Ländern wie Polen, Deutschland oder Frankreich geht es um politische Macht und wachsenden Einfluss - auch auf Europa. Weniger im Fokus, aber sehr brisant: Kroatien. Auch ohne Flüchtlingsprobleme sorgt eine nationalistische Regierung angesichts einer tiefen Wirtschaftskrise, für rechte Stimmungsmache. Es kommt zu offenem Rechtsextremismus. Was treibt die Anführer der rechten Parteien Europas wirklich an? Welche Folgen hat der Rechtsruck für die demokratischen Gesellschaften und für den Zusammenhalt der Europäischen Union? Ursachen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der rechten Bewegungen werden hinterfragt, wobei sowohl Experten als auch politische Gegner zu Wort kommen. In einer vertiefenden Analyse zeigen Wissenschaftler, warum Europas Rechtspopulisten aktuell Fremdenhass und die Angst vor Flüchtlingen für sich nutzen können.

5.4., Arte, 22.00 Uhr: "Die Arier"

Alle 30 Minuten findet in Deutschland eine rechtsextreme Straftat statt. Die afrodeutsche Regisseurin Mo Asumang erhielt eine Morddrohung von der Band White Aryan Rebels. Die Unterstützer der "NSU"-Terrorzelle sind Mitherausgeber des Nazi-Magazins "The Aryan Law & Order". Bei der mutmaßlichen Rechtsterroristin Beate Zschäpe findet man einen Artikel, der die "arische Rasse" erklärt. Und in den USA werden unzählige Morde durch "Aryan Hate Groups" verübt. Mo Asumang findet, es sei an der Zeit, der Sache mit den Ariern auf den Grund zu gehen. In einer persönlichen Reise begibt sie sich auf die Suche nach den Ursprüngen des Arier-Begriffs und dessen Missbrauch durch Rassisten in Deutschland und den USA. Sie besucht Demonstrationen und Propagandaveranstaltungen der selbsternannten Arier in Gera, Wismar und Potsdam, wo sie jedoch nur Schweigen und Ablehnung erntet. Sie forscht in Archiven und reist schließlich in den Iran, wo sie alte Inschriften findet, die den Ursprung des Arier-Begriffs bezeugen und ihm eine ganz andere Bedeutung geben. In den USA trifft sie sich mit dem Ku-Klux-Klan und einem Top-Rassisten von schauerlichem Weltruf: Tom Metzger, dem Gründer der Organisation White Aryan Resistance, dessen Ziel es ist, mit der sogenannten Lone-Wolf-Taktik eine "arische" Revolution zu starten.

6.4., ARD, 20.15 Uhr: "Mitten in Deutschland: NSU – Die Ermittler"

Mit dem dritten Teil der "NSU"-Trilogie schließt sich der Reigen: Nun geht es um die Perspektive der Ermittler. Der Film beginnt mit dem Tod der beiden mutmaßlichen Serienmörder im November 2011 und der Suche nach Beate Zschäpe. Erzählt wird die Handlung aus Sicht des Thüringer LKA-Zielfahnders Paul Winter (Florian Lukas), der dem Trio schon seit ihrem Verschwinden Ende der Neunziger auf der Spur ist. Der Film entspricht am ehesten dem üblichen TV-Krimimuster; die Handlung beginnt mit einem rasant geschnittenen Banküberfall. Ähnlich wie das erste Stück über die Täter ist auch das Ermittlerporträt eine Mischung aus Fakten und Fiktion; mit dem Unterschied, dass die vermuteten Vertuschungsversuche der Wahrheit recht nahe kommen dürften. Nicht nur deshalb macht der Film vor allem fassungslos. Einige der vielen offenen Fragen werden möglicherweise im Anschluss in der Dokumentation "Der NSU-Komplex" beantwortet.

7.4., WDR, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Dr. Mensch"

Klara S. ist 25 Jahre alt und Ärztin an einem Krankenhaus. Sie ist Berufsanfängerin, erst seit sechs Monaten im Job und hat trotzdem eine ganze Station zu betreuen. Als einzige Ärztin ist sie verantwortlich für 20 Patienten. Und dann passiert ihr ein Fehler: Sie spritzt einer Patientin ein falsches Medikament. Eine Entscheidung, die das Leben der jungen Ärztin für immer verändern wird. Wie viele Fehler in deutschen Krankenhäusern passieren, wagt niemand zu sagen. Und erst seit wenigen Jahren wird darüber in den Kliniken auch offen gesprochen; allerdings noch immer nicht in allen. Die Dokumentation von Britta Reinke und Ulf Eberle thematisiert diese Fehler aus Sicht der Ärzte selbst: Wie fühlt man sich, wenn man jemanden schädigt, obwohl Heilung das Ziel war? Was bedeutet es für eine junge Ärztin, einen Fehler zu machen und dann damit alleine gelassen zu werden? Die "Menschen hautnah"-Autoren haben mit Ärzten über das gesprochen, was nicht sein darf: Fehler in der medizinischen Betreuung.

8.4., Arte, 20.15 Uhr: "Wir sind jung. Wir sind stark."

Der Film basiert auf den wahren Begebenheiten des Jahres 1992, als rechtradikale Jugendliche in Rostock-Lichtenhagen ein Ausländerwohnheim in Brand setzten. Zu den Tätern gehört ein junger Mann (Jonas Ney), dessen Vater, ein ehrgeiziger Lokalpolitiker (Devid Striesow), sich einst für die Bürgerrechtsbewegung in der DDR eingesetzt hat. Die Ereignisse bringen ihn in ein Dilemma: Er muss sich entscheiden zwischen politischem Kalkül und seinem alten Ideal. Wie gelähmt verharrt er in der Brandnacht tatenlos in seinem Haus. Der historische Hintergrund des Films ist authentisch. Die Bundesregierung sah sich damals schweren Vorwürfen ausgesetzt, wieso sie den aufbrodelnden Fremdenhass nicht energischer stoppte; nicht nur deshalb wirkt die Handlung beklemmend aktuell. Regisseur Burhan Qurbani wurde 1980 als Sohn afghanischer Eltern in der Bundesrepublik geboren und absolvierte ein Studium an der Filmakademie Ludwigsburg. Er gibt Tätern und Opfern ein Gesicht. "Wir sind jung. Wir sind stark." ist Qurbanis Debütfilm und hatte seine Weltpremiere auf dem Internationalen Filmfestival in Rom. 2015 ging der Deutsche Filmpreis für den besten Nebendarsteller an Joel Basman.