Fernseh-Vorschau der Woche: Von Familien, Eltern, Kindern und Daten

Fernseh-Vorschau der Woche: Von Familien, Eltern, Kindern und Daten
Was lohnt sich im Fernsehen vom 13. bis 19. Februar?
Evangelisch.de blickt auf die Fernsehwoche - wo lohnt sich das Einschalten im Fernsehen vom 13. bis 19. Februar?

15.2., ZDF, 0.15 Uhr: "Familie Braun"

Schon allein die Grundidee dieser Kurzfilmreihe ist grandios, auch und gerade weil sie wie ein Witz beginnt: Geht ein Nazi zur Wohnungstür, weil es geklingelt hat, steht ein kleines schwarzes Mädchen davor. Der Wuschelkopf mit den Jim-Knopf-Augen ist das Ergebnis einer mehrere Jahre zurückliegenden flüchtigen Begegnung. Weil die Frau in ihre eritreische Heimat ausgewiesen wird, muss sich jetzt der Vater um seine Tochter kümmern. Während sich bei Kumpel Kai unter der rauen Schale bloß ein weicher Keks verbirgt, hat Thomas ein weiches Herz, und das wird von der kleinen Lara alsbald erobert. Die Serie ist ein Musterbeispiel dafür, dass auch mit kleinem Geld Großes möglich ist. Bis auf wenige kurze Ausflüge vor die Tür des heruntergekommenen Wohnsilos spielt sich die Handlung ausschließlich in der liebevoll als Nazi-Refugium gestalteten Zweiraumwohung der beiden Rechtsextremisten ab. Da Lara in typisch kindlicher Unbefangenheit diverse Fragen zur eigentümlichen Einrichtung hat, kommen die beiden geistigen Tiefflieger in manche Erklärungsnöte. Das ZDF zeigt heute alle Folgen am Stück. Die komplette Reihe kann zudem über YouTube und die ZDF-Mediathek aufgerufen werden.

16.2., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Ohne Eltern im fremden Land"

Weit weg von den Eltern zu sein, allein in einem fremden Land: Für die meisten Kinder und Jugendlichen ist das schwer vorstellbar, für viele junge Flüchtlinge ist es die Realität. Ulrike Schenk hat für "37 Grad" drei von ihnen besucht: Samir aus Afghanistan, Abdifatah aus Somalia und Yeshi, ein Waisenmädchen aus Tibet, sind ohne ihre Familien in Deutschland. Sie sind sogenannte minderjährige unbegleitete Flüchtlinge, die vor Terror und Gewalt fliehen mussten. Samir ist mit 15 Jahren vor den Taliban aus dem gefährlichen Osten Afghanistans geflohen; seine Mutter hat er auf der Flucht verloren. Der Junge hat in nur zehn Monaten so gut Deutsch gelernt, dass er es in die neunte Klasse einer Wiesbadener Realschule geschafft hat. Abdifatah wurde mit 13 Jahren von seiner Mutter auf die Flucht geschickt; sein Vater ist in Somalia vor seinen Augen ermordet worden. Seine Mutter lebt inzwischen mit den beiden kleinen Geschwistern in einem Flüchtlingslager in Kenia. Abdifatah ist gerade 16 geworden und kämpft mit Unterstützung einer Hamburger Anwältin für ein Wiedersehen mit der Familie. Yeshi ist aus Tibet geflohen. Ihre Mutter ist bei einer Demonstration gegen die chinesischen Machthaber spurlos verschwunden, ihr Vater ist an den Folgen chinesischer Haft gestorben. Die Autorin hat die Jugendlichen vier Monate lang begleitet. Sie dokumentiert ihr Leben im fremden Land, zeigt ihre Sorgen und ihre Hoffnungen auf eine bessere Zukunft.

16.2., Arte, 21.30 Uhr: Themenabend "Unser Leben, unsere Daten, unsere Zukunft"

Der Themenabend widmet sich einer radikalen gesellschaftlichen Veränderung, die mit der Entwicklung neuester Technologien einhergeht. In zwei Dokumentationen ("Der digitale Patient", 21.30 Uhr; "Ich weiß, wer Du bist", 22.10 Uhr) beleuchtet Arte die Fragestellung, wie technischer Fortschritt unser Leben in Zukunft beeinflussen wird, welche großen Unternehmen in diesem riesigen Markt mitmischen und welche Gefahren in der anstehenden, totalen Vernetzung liegen. Neue Technologien wie Datenbrille und Gesichtserkennung, Gesundheits-"Wearables" oder die Telemedizin machen es bereits heute möglich, sehr persönliche Daten über jeden Bürger zu sammeln und zu speichern, auszuwerten und zu nutzen. Sowohl Facebook als auch Google besitzen bereits Gesichtserkennungsalgorithmen mit erstaunlicher Treffsicherheit. Auch die Entwicklungen in der Gesundheitsbranche sind nicht mehr aufzuhalten. Es gibt Pilotprojekte, bei denen Patienten ihre Körperdaten per App an Ärzte und Versicherungen schicken. Das hat für die Gesundheit der Patienten durchaus Vorteile - doch die Kehrseite der Medaille ist offensichtlich: Wer garantiert die Vertraulichkeit dieser Daten? Und was würde passieren, wenn Versicherungen ihre Leistungen an Bedingungen knüpfen würden, wie eine Änderung des Lebenswandels oder Umstellung der Ernährung des Patienten?

17.2., ARD, 20.15 Uhr: "Der Hodscha und die Piepenkötter"

Man kann diesen Film als Komödie betrachten, und das wäre auch nicht falsch; stellenweise ist "Der Hodscha und die Piepenkötter" in der Tat sehr witzig. Tatsächlich aber bleibt einem das Lachen des Öfteren im Halse stecken, denn die Geschichte, die Gernot Gricksch und Buket Alakus erzählen, ist brandaktuell; und diese Bezüge zur Aktualität sind überhaupt nicht komisch. Vordergründig geht es um eine Bürgermeisterwahl in einer rheinischen Kleinstadt. Ein ehrgeiziger Parteifreund der Amtsinhaberin sieht seine Chance gekommen, als in der Bevölkerung Unmut über den Neubau einer Moschee entsteht. Eigentlich hat Ursel Piepenkötter (Anna Stieblich) keinerlei Vorbehalte gegen das Projekt, aber dann macht ihr Konkurrent Schadt (Fabian Busch) die Sache zum Wahlkampfthema. Der Stoff hätte auch zum Polit-Drama getaugt, und exakt darin liegt seine Qualität: Was Gricksch so amüsant verpackt, ist ein heißes Eisen, denn Schadt lässt nichts unversucht, um die muslimischen Mitbürger in Misskredit zu bringen. Die Sprüche, die der Autor dem Rechtspopulisten in den Mund legt, klingen vertraut und erinnern unangenehm an die Pegida-Parolen. Dass der Film dennoch eine Komödie mit zudem romantischen Untertönen geworden ist, liegt vor allem am Titelpaar. Kontrahent von Piepenkötter ist zwar der Parteikollege, aber ihr Gegenspieler ist der sympathische neue Religionsgelehrte (Hilmi Sözer) der muslimischen Gemeinde. Auch der Hodscha hat jedoch einen düsteren Schatten (Hasan Ali Mete), und dieser Mann ist der Prototyp des Fundamentalisten. Für das deutsche Fernsehen, in dem Witze über den Islam und erst recht seine Repräsentanten weitgehend tabu sind, ist allein dieser Figurenentwurf ziemlich mutig. Gleiches gilt für die klare Haltung des Films. AfD-Wähler wird die Komödie nicht bekehren; aber der Versuch ist aller Ehren wert.

18.2., WDR, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Der Kommissar und seine Söhne"

Der Film porträtiert und ehrt einen ungewöhnlichen Menschen: Als Kriminalkommissar Carlos Benede zum ersten Mal Vater wird, ist er alleinstehend und sein Kind elf Jahre alt. Alex ist Carlos’ Adoptivsohn. Der Junge hat mehr erlebt, als in einer Kinderseele Platz hat: Seine Mutter ist von seinem Vater erstochen worden, der Sohn hat sie kurze Zeit später auf dem Küchenboden gefunden. Er ist ein typischer "Übriggebliebener", wie Benede sagt. Der Kommissar hat beruflich mit dem Fall zu tun, weil er als Ermittler beim Opferschutzdezernat arbeitet. Nach dem Mord kommt Alex zunächst zu Verwandten und dann in eine Pflegefamilie. Der Kontakt zu Carlos Benede bleibt jedoch bestehen. Als Alex die Pflegefamilie verlassen muss, bittet der Junge den Kommissar, sein Vater zu werden. Jahre später sagt Benede ein zweites Mal "ja" zu einem Kind: Polizisten bringen ihm einen vierjährigen Jungen, dessen Mutter auf offener Straße getötet wurde, auch diesmal vom eigenen Vater. Benede, voll berufstätig und Single, ist nun Vater von zwei Söhnen. Der Kommissar ist selbst in einem Heim aufgewachsen. Seine Mutter, eine spanische Gastarbeiterin, hatte ihn als Baby bei den Franziskanerinnen abgegeben, seinen Vater kennt er nicht. Von den Nonnen hat er Hingabe, Bedingungslosigkeit und Zuversicht gelernt.

18.2., WDR, 23.25 Uhr: "Menschen hautnah: Kein Wort mehr"

Die Dokumentation beleuchtet ein Phänomen, das in unserer Gesellschaft zum Alltag gehört und dennoch als Tabu gilt: den abgebrochenen Kontakt zwischen Eltern und Kindern. Die Gründe für den Abbruch des Kontaktes sind individuell und dennoch spiegeln sich in ihnen immer die gleichen Muster: ein Geflecht aus Missverständnissen und enttäuschten Erwartungen, aus Verletzungen und dem Drang nach Freiheit. Monika G. hat sich vor über dreißig Jahren endlich von ihrem gewalttätigen Mann getrennt. Alles schien gut; bis die Töchter erwachsen waren und nicht mehr mit ihr redete. Erst ein paar Monate, dann ein paar Jahre, dann mehr als ein Jahrzehnt. Eine Begründung bekam sie nicht. Die ältere, Daniela, musste erst in zahlreichen Therapien lernen, sich die eigenen Bedürfnisse vor Augen zu führen. Als sie klein war, ist ihre Mutter immer wieder nachts in ihr Zimmer gekommen, um Schutz vor ihrem Mann zu suchen. Zwischen dem Dasein für ihre Mutter und ihre kleine Schwester ging Daniela irgendwo verloren. Seit ein paar Monaten macht sie eine gemeinsame Therapie mit der Mutter. Danielas jüngere Schwester Irena hat seit Jahren gar keinen Kontakt zur Mutter und hütet ihr Leben eisern als Geheimnis vor der Mutter. Der Film erzählt die Geschichte von Mutter und Töchtern aus verschiedenen Perspektiven; die Schilderungen verflechten sich schließlich zum Gesamtbild einer in sich zerrissenen Familie.