Amnesty prangert Misshandlung und Morde an Flüchtlingen in Asien an

Amnesty prangert Misshandlung und Morde an Flüchtlingen in Asien an
Flüchtlinge aus Myanmar werden laut Amnesty International von Menschenhändlern systematisch misshandelt und in manchen Fällen sogar ermordet.

Auf wochen- oder monatelangen Bootsfahrten seien muslimische Rohingya in der ersten Jahreshälfte von Schleppern um Lösegeld erpresst worden, erklärte Amnesty in einem am Mittwoch in London veröffentlichten Bericht. Die Flüchtlinge seien erschossen oder über Bord geworfen worden, wenn ihre Familien nicht gezahlt hätten.

Andere Männer, Frauen und Kinder auf der Flucht sind dem Bericht zufolge an Hunger, Durst und Krankheiten gestorben. Die Menschen hätten unter höllischen Bedingungen auf überfüllten Booten ausharren müssen. Der Bericht der Menschenrechtsorganisation basiert auf der Befragung von mehr als 100 Rohingya, die vor Verfolgung aus dem buddhistisch dominierten Myanmar geflohen sind und es an die Küsten Indonesiens geschafft haben. Manche Flüchtlinge stammten auch aus Bangladesch.

Die täglichen Misshandlungen, die die Rohingya auf ihrer Flucht über den Golf von Bengalen und die Andamanensee erlitten hätten, seien zu furchtbar, um sie in Worte zu fassen, sagte die Amnesty-Flüchtlingsexpertin Anna Shea: "Sie sind aus Myanmar entkommen, nur um einen Alptraum gegen den nächsten einzutauschen." Mit dem Ende der Monsunzeit könnte eine neue Fluchtwelle einsetzen, warnte die Menschenrechtsorganisation. Die Regierungen der Region müssten kooperieren, um weitere Tragödien zu verhindern.



Die Vereinten Nationen schätzen, dass zwischen Januar und Juni mindestens 370 Bootsflüchtlinge in der Region gestorben sind. Amnesty geht indes von sehr viel höheren Opferzahlen aus. Von Hunderten, wenn nicht gar Tausenden, fehle jede Spur, hieß es. Vermutlich seien diese Menschen ums Leben gekommen oder als Zwangsarbeiter verkauft worden. In Malaysia und Thailand sind in den vergangenen Monaten mehrere Massengräber gefunden worden, in denen Dutzende Skelette vermutlich von Rohingyas vergraben waren.

Die Flüchtlingskrise in Südostasien spitzte sich im Mai zu. Zuvor hatte Thailand erklärt, die Schleppernetzwerke im eigenen Land zerschlagen zu wollen. Menschenhändler hatten daraufhin viele ihrer Opfer auf See festgehalten oder ihrem Schicksal überlassen. Unter internationalem Druck erklärten sich Malaysia und Indonesien schließlich bereit, den Menschen vorübergehend Zuflucht zu gewähren. Die beiden muslimisch dominierten Staaten forderten allerdings, dass die Weltgemeinschaft dabei behilflich sein müsse, die Flüchtlinge binnen eines Jahres zurückzuführen oder woanders anzusiedeln.