Mindestens neun Tote bei Angriff auf Krankenhaus in Kundus

Mindestens neun Tote bei Angriff auf Krankenhaus in Kundus
Nato kündigt Untersuchung des Bombardements an
Bei einem Nato-Luftangriff auf ein Krankenhaus im Zentrum der afghanischen Stadt Kundus sind am Samstag mindestens neun Mitarbeiter der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" getötet und 37 Menschen verletzt worden.

Das Krankenhaus, das die Organisation in Kundus betreibt, sei stark beschädigt worden und teilweise ausgebrannt, meldeten afghanische Medien. Die Nato bestätigte Bombardierungen in Kundus. Ein Sprecher des US-Militärs erklärte, der Angriff könne "zu einem Kollateralschaden in einer medizinischen Einrichtung geführt haben". Der Vorfall werde untersucht.

"Ärzte ohne Grenzen" erklärte, die GPS-Koordinaten des medizinischen Zentrums in Kundus seien "an alle beteiligten Konfliktparteien, Washington und Kabul eingeschlossen," weitergegeben worden. Dieses Vorgehen ist üblich, um zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser zu schützen. Zudem soll das Krankenhauspersonal in Kundus militärische Stellen in Kabul und Washington per Telefon davon informiert haben, dass die Klinik bombardiert werde. Dennoch hätten die Luftschläge auf das Hospital 30 Minuten angehalten.

Die aufständischen Taliban hatten in dieser Woche die Kontrolle über die strategisch wichtige Provinzstadt übernommen. Seither versucht die afghanische Armee unterstützt durch die Nato und das amerikanische Militär, die Stadt zurückzugewinnen. Auch am Samstag wurde in den Straßen von Kundus gekämpft. Seit Mitte der Woche bombardieren US-Kampfflugzeuge Stellungen der Taliban in und um Kundus.

Seit Beginn der Kämpfe zwischen den Taliban und der afghanischen Armee am Montag hat das Krankenhaus laut "Ärzte ohne Grenze" 394 Verwundete behandelt. Zur Zeit des Luftangriffes hätten sich 105 Patienten und 80 Mitarbeiter der Hilfsorganisation im Hospital befunden.

"Ärzte ohne Grenzen" arbeitet seit 1980 in Afghanistan. Hilfsorganisationen hatten bereits vor Tagen die katastrophale humanitäre Situation in der Stadt angeprangert, wo viele Menschen ohne Strom, Wasser und genügend Nahrung in ihren Häusern ausharrten, während sich afghanisches Militär und die Taliban schwere Kämpfe lieferten.