Gauck mahnt in Flüchtlingskrise europäischen Zusammenhalt an

Gauck mahnt in Flüchtlingskrise europäischen Zusammenhalt an
Treffen mit zehn Staatsoberhäuptern an Reformationsstätten in Thüringen

Bundespräsident Joachim Gauck hat den Zusammenhalt Europas in der aktuellen Flüchtlingskrise angemahnt. "Wir müssen beieinanderbleiben, wir müssen die Aufgaben, die sich uns unausweichlich stellen, miteinander angehen", sagte Gauck laut Redemanuskript am Montag bei einem Treffen der sogenannten Arraiolos-Gruppe nicht-exekutiver Staatsoberhäupter auf der Wartburg bei Eisenach. Der Bundespräsident nannte die gemeinsame Bewältigung der aktuellen Herausforderung durch die vielen Flüchtlinge eine "gemeinsame Verantwortung" in Europa. In der EU wird seit Wochen um einen gemeinsamen und einheitlichen Umgang der Mitgliedsstaaten mit den Flüchtlingen gerungen.

Gauck hob bei dem Treffen mit den Staatsoberhäuptern aus Bulgarien, Estland, Finnland, Italien, Lettland, Malta, Österreich, Polen, Portugal und Slowenien vor allem die Bedeutung der Wartburg für die deutsche und europäische Geschichte hervor. Auf der Wartburg übersetzte der Reformator Martin Luther (1483-1546) das Neue Testament der Bibel vom Griechischen ins Deutsche. Die wechselvolle Geschichte der Burg stehe für die europäische Identität. Sie reiche von Elisabeth von Thüringen, die aus Ungarn stammte und ihren Reichtum zur Hilfe gegenüber Armen und Hungrigen nutzte, über Luther bis hin zum Wartburgfest 1817, sagte Gauck.

Die Geschichte der Wartburg mache deutlich, "für welches Europa wir arbeiten wollen", sagte der Bundespräsident und fügte hinzu: "Wir stehen ein für ein Europa, das sich gerade im Angesicht von Krisen und Herausforderungen seiner großen Stärken versichern kann und im Sinne seiner großen Errungenschaften handeln muss." Dies sei ein "Europa der Zuwendung zu den Schwächsten und den Verfolgten, ein Europa der friedlichen Zusammenarbeit der Religionen und Kulturen, ein Europa der Freiheit und der Demokratie".

An dem zweitägigen Treffen der Arrailos-Gruppe auf der Wartburg und in Erfurt nehmen neben Bundespräsident Gauck zehn europäische Amtskollegen mit nicht-exekutiven Aufgaben teil, also Staatsoberhäupter mit repräsentativen Pflichten. Im Jahr 2003 hatten sich die Staatsoberhäupter erstmals in der portugiesischen Kleinstadt Arraiolos getroffen. Seither finden diese informellen Treffen unter der Bezeichnung Arraiolos-Gruppe regelmäßig statt.