Dalai Lama bezeichnet EU als internationales Vorbild

Der Dalai Lama bei seiner Rede im Kurpark in Wiesbaden.
Foto: dpa/Boris Roessler
Der Dalai Lama bei seiner Rede im Kurpark in Wiesbaden.
Dalai Lama bezeichnet EU als internationales Vorbild
Der Dalai Lama hat die Europäische Union als Vorbild für die internationale Staatengemeinschaft hervorgehoben. Er bewundere, wie europäische Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg eine Gemeinschaft gebildet haben, sagte der Friedensnobelpreisträger am Sonntag im Wiesbadener Kurpark vor mehreren Tausend Menschen.

Er hoffe, dass auch afrikanische und asiatische Staaten eine Gemeinschaft nach dem Vorbild der EU bilden werden. In der gegenwärtigen Eurokrise äußerte das geistliche Oberhaupt der tibetischen Buddhisten die Hoffnung, dass es zu einer friedlichen und guten Einigung zwischen allen Völkern kommt.

International beispielhaft sei die Versöhnung zwischen den ehemaligen Kriegsgegnern Frankreich und Deutschland, sagte der Dalai Lama zum Auftakt seines dreitägigen Besuchs in Hessen. Nach Schätzung der Polizei waren etwa 7.000 Menschen in den Kurpark gekommen. Alle Menschen seien gleich, betonte der Dalai Lama. Ebenso strebten die Grundsätze aller großen Religionen ein friedliches Zusammenleben an.

Lebenslanges Lernen als Lebensführung

Dass es in jeder Religion auch Unfrieden gebe, spreche nicht gegen die Grundsätze. Für die persönliche Lebensführung empfahl der Dalai Lama ein lebenslanges Lernen. Er selbst versuche mit 80 Jahren, immer noch dazuzulernen. Dies sei auch eine Voraussetzung für Toleranz. Alle Menschen sollten danach streben, Toleranz zu üben.

Vor dem Kurpark hießen Tibeter ihr geistliches Oberhaupt mit traditionellen Gewändern und Musik willkommen. Dagegen protestierten rund 200 Vertreter der "International Shugden Community" gegen den Dalai Lama. Der in den USA registrierte Verein wirft ihm eine "Verfolgung" des buddhistischen Shugden-Zweiges vor. Der Dalai Lama hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Er rate, dem Kult des tibetischen Schutzgeistwesens Shugden nicht zu folgen, weil er sektiererisch sei und die Harmonie der tibetisch-buddhistischen Traditionen untergrabe, hatte der Dalai Lama bereits 2014 in Frankfurt am Main erklärt. Aber er habe nicht die Befugnis, einen Kult zu verbieten. Jeder Buddhist sei frei, seinem Rat zu folgen oder nicht.

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Der Dalai Lama besucht von Sonntag bis Dienstag die Städte Wiesbaden und Frankfurt am Main. Der Frankfurter Verein "Freunde für einen Freund" hat ihn anlässlich seines 80. Geburtstags am vergangenen Montag, 6. Juli, eingeladen.

Am Montag wird der Dalai Lama offiziell von dem Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) und Magistratsmitgliedern empfangen. Anschließend trifft der buddhistische Mönch mit einer Gruppe ausgewählter Schüler zusammen und besucht die Gemeinde der Exil-Tibeter in Deutschland. Auf dem weiteren Programm stehen Treffen mit hessischen Parteivertretern, Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und seinem Stellvertreter Tarek Al-Wazir (Grüne).