Bischof: Schwarze in USA als Menschen zweiter Klasse behandelt

Bischof: Schwarze in USA als Menschen zweiter Klasse behandelt
Der weitverbreitete Rassismus in den USA ist nach Meinung von Bischof Wolfgang Herz-Lane die Wurzel für die aktuellen Unruhen in Baltimore.

"Viele Weiße fühlen sich Schwarzen nach wie vor überlegen", sagte Herz-Lane, Bischof der Delaware-Maryland-Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika, in Baltimore. Auch er habe die Erfahrung gemacht: "Schwarze werden oft als Menschen zweiter Klasse behandelt", sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). 

Durch die Unruhen in Baltimore nach dem Tod eines Schwarzen im Polizeigewahrsam stehe die Gewalt bei den Protesten im Fokus des Interesses, erläuterte der Bischof. Die Ursachen der Unruhen gerieten dadurch aus dem Blick: "Das Rassismus-Problem wird hier in den USA nicht thematisiert." Dabei erlebe auch er Rassismus im Alltag, berichtete Herz-Lane. Er ist selbst weiß und mit einer schwarzen Frau verheiratet. Wenn er mit seiner Frau ins Einkaufszentrum gehe, dann achte der Sicherheitsdienst besonders auf seine Familie. "Wenn ich alleine komme, interessiert sich die Security nicht für mich. Ich bin ja weiß."

Viele Schwarze in Baltimore berichteten von Schikanen der Polizei. "Seit Jahrzehnten ist tiefes Misstrauen zwischen der Polizei und Schwarzen gewachsen." Generell seien Schwarze in vielerlei Weise benachteiligt. "Auch in Baltimore ist zu beobachten, dass viele Schwarze in schlechteren Häusern als Weiße leben", erläuterte Herz-Lane. "Alle Statistiken belegen diese Unterschiede. Die Arbeitslosigkeit ist beispielsweise höher, mehr Schwarze sitzen im Gefängnis."

Gegen diese Benachteiligung müsse etwas getan werden, forderte Herz-Lane. Außerdem müsse der Rassismus in der Gesellschaft vor dem Hintergrund der Geschichte des Landes in den USA aufgearbeitet werden: "Die Amerikaner müssen sich mit ihrer Geschichte auseinandersetzen." Es gebe schließlich auch Hoffnung: "Bei den friedlichen Demonstrationen in Baltimore waren auch viele Weiße dabei. Sie haben ihre Solidarität gezeigt."