Ökonom: Erste deutsche Islambank wird nicht nur auf Muslime setzen

Ökonom: Erste deutsche Islambank wird nicht nur auf Muslime setzen
Das erste islamische Geldinstitut mit voller Banklizenz in Deutschland kann nach Expertenansicht nur dann Erfolg haben, wenn es sich auch an nichtmuslimische Kunden richtet.

Die Bank müsse mit Produkten überzeugen und die Religion nicht in den Vordergrund stellen, sagte der Essener Volkswirtschaftsprofessor Volker Nienhaus dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dann passe das Konzept durchaus auch zu nicht- oder andersgläubigen Kunden.

Die Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin hatte der Kuveyt Türk Bank Mitte März die Lizenz erteilt. Nienhaus nannte dies einen Durchbruch im deutschen Bankensystem. "Es werden aber jetzt nicht automatisch scharenweise Muslime ihr Geld dort anlegen", sagte Nienhaus, der auch am "International Centre for Education in Islamic Finance" in Kuala Lumpur unterrichtet.

Der Wirtschaftsprofessor verwies darauf, dass die Kuveyt Türk Bank in der Türkei zusammen mit anderen Scharia-konformen Banken nur etwa sechs Prozent der Bevölkerung erreiche, der Rest investiere konventionell. "Schaffen sie hier einen ähnlichen Schnitt, ist das die Größenordnung einer mittleren Sparkasse."

Nienhaus sieht für die Islambank in Deutschland durchaus Chancen: "Dass ihr Geld bei konventionellen Banken in spekulative Finanzprodukte geht, stört viele Anleger, und Banken mit einem ethischen Anspruch liegen ja durchaus im Trend." Wegen des islamischen Zins- und Spekulationsverbotes investierten Islambanken nicht in Derivate oder ähnlich riskante Finanzanlagen, sondern in reale Güter. "Mit diesem Prinzip ähneln sie Sparkassen." Statt Geld gegen Zinsen zu verleihen, würden Kauf- oder Leasingverträge geschlossen.

"Die Bank kauft das Haus für den Häuslebauer, und er kauft es von ihr zu einem höheren Preis", erklärt Nienhaus das Prinzip. Grundsätzlich könne es auf dem islamischen Finanzmarkt auch spekulative Transaktionen geben, bei denen Güter sehr schnell hin- und herverkauft werden. "Kuveyt Türk arbeitet in der Türkei jedoch sehr konservativ und vermeidet so etwas." Weil eine islamische Bank Handels- statt Darlehensverträge mit ihren Kunden abschließt, unterscheide sie sich aber rechtlich von deutschen Banken. "Fragen nach Garantierechten von Gütern und auch steuerliche Fragen dürften noch zu klären sein."