Ägypten greift nach Christenmorden Ziele in Libyen an

Ägypten greift nach Christenmorden Ziele in Libyen an
Als Vergeltung für die Ermordung von 21 Christen durch einen Ableger des "Islamischen Staats" (IS) hat die ägyptische Luftwaffe am frühen Montagmorgen Stellungen der Terrormiliz in Libyen bombardiert.

Bei den Angriffen nahe Tripolis, bei Derna sowie entlang der libyisch-ägyptischen Grenze sollen mindesten 40 IS-Kämpfer getötet worden sein, wie es in ägyptischen Medien hieß. Der UN-Sicherheitsrat äußerte sich empört über das Verbrechen des IS.

Die Dschihadisten hatten am Sonntagabend ein Video veröffentlicht, das die Enthauptung der 21 koptischen Christen zeigen soll. Ägyptens Präsident Abdelfattah al-Sisi kündigte daraufhin harte Vergeltungsmaßnahmen an. Vor Bekanntwerden des Videos hatte al-Sisi mit dem koptischen Papst Tawadros II. telefoniert und ihm versichert, dass alles unternommen werde, um die Männer frei zu bekommen. "Sie sind würdige Repräsentanten der ägyptischen Arbeiterklasse", sagte der Präsident. Die Christen, die als Gastarbeiter in Libyen waren, befanden sich seit Anfang Januar in der Gewalt des IS.

Entführte in roten Anzügen

Der UN-Sicherheitsrat in New York verurteilten in scharfem Ton die mutmaßliche Enthauptung. Die "abscheulichen und feigen" Morde demonstrierten erneut die Brutalität des IS, heißt es in einer einstimmig angenommenen Erklärung des Rates, die am Montag in Genf veröffentlicht wurde. Die Terroristen seien für Tausende Verbrechen verantwortlich, ohne Rücksicht auf die Grundwerte der Menschlichkeit. Der "Islamische Staat" müsse besiegt werden, forderte der Sicherheitsrat.

Am Montag versammelten sich Angehörige der Opfer vor der koptischen Kathedrale von Kairo. Viele weinten und schrien, einige weigerten sich, die Nachricht zu glauben: "Ich bin erst bereit, es zu glauben, wenn ich die Leiche meines Cousins sehe", sagte eine schwarz gekleidete Frau. Bereits vorige Woche waren die Angehörigen aus dem Dorf Aour in Oberägypten in die Hauptstadt gekommen, um die ägyptische Regierung zu drängen, mehr für die Entführten zu tun.

Am Donnerstag war in der IS-Propagandazeitschrift "Dabiq" ein Foto veröffentlicht worden, dass die Entführten in roten Anzügen zeigt. Die Befürchtung, dass dies auf eine bevorstehende Hinrichtung hindeute, bestätigte sich dann aber erst am Sonntag mit der Veröffentlichung des Videos.