Gauck erinnert an Zerstörung Dresdens vor 70 Jahren

Gauck erinnert an Zerstörung Dresdens vor 70 Jahren
Bundespräsident Joachim Gauck hat bei einer Gedenkveranstaltung in der Dresdner Frauenkirche an die Zerstörung der Stadt vor 70 Jahren erinnert.

Auch heute seien die Folgen des Alptraums noch zu spüren, sagte Gauck am Freitag laut vorab verbreitetem Redemanuskript. Für die Stadt sei die Bombennacht zur tiefen Zäsur und zum Bezugspunkt einer Auseinandersetzung um Selbstverständnis und Identität geworden.

"Wir gedenken all derer, die in jener Zeit als Opfer von Gewalt und Krieg ums Leben kamen, nicht nur in Dresden, sondern auch an anderen Orten", sagte Gauck vor zahlreichen Gästen unter anderen aus Großbritannien, Polen, Russland und anderen Staaten. Viele Städte hätten im Krieg schreckliche Bombardements erlitten. In Deutschland seien Hamburg und vor allem Dresden zum Symbol für die Leiden der deutschen Zivilbevölkerung im Bombenkrieg geworden - "wegen der Zahl der Opfer und wegen der ungeheuren Feuerbrünste", betonte der Bundespräsident.

Dresden war Mitte Februar 1945 mehrmals durch britische und US-amerikanische Bomber aus der Luft angegriffen worden. Dabei wurden weite Teile der Stadt nahezu vollständig zerstört. In Folge der Luftangriffe kamen bis zu 25.000 Menschen ums Leben.

Krieg "selbst vom Zaun gebrochen"

Gauck erinnerte auch an die Instrumentalisierung der Zerstörung Dresdens durch Nationalsozialisten, durch die DDR und selbst heute noch durch "einige Unverbesserliche". So würden einige weiter höhere Opferzahlen behaupten, "um alliierte Angriffe gegen nationalsozialistische Menschheitsverbrechen aufzurechnen, deutsche Schuld also zu relativieren".

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Mit Blick auf die völkerrechtlich umstrittene Bombardierung von reinen Wohnvierteln durch die Alliierten sagte Gauck, "ein Land, das für eine Ungeheuerlichkeit wie den Völkermord steht, konnte nicht damit rechnen, ungestraft und unbeschädigt aus einem Krieg hervorzugehen, den es selbst vom Zaun gebrochen hatte".

Gauck bekräftigte, "wir wissen, wer den mörderischen Krieg begonnen hat". Deshalb "werden wir niemals die Opfer deutscher Kriegsführung vergessen, wenn wir hier und heute der deutschen Opfer gedenken".

Die Frauenkirche: ein Symbol für Frieden und Versöhnung

Gauck rief dazu auf, "im Vergangenen nach Orientierung" zu suchen. Erinnerung könne für eine Gesellschaft eine produktive Kraft sein. So sei es keineswegs selbstverständlich, das Gedenken an die Zerstörung Dresdens in der wiederaufgebauten Frauenkirche mit Vertretern einstiger Kriegsgegner zu begehen.

"Wer bereit ist die Fixierung auf das eigene Schicksal zu überwinden, erfährt auch einen Akt der Selbstbefreiung", betonte der Bundespräsident. Bei aller Konkurrenz zwischen Opfergruppen, die es immer noch gelegentlich gebe, gelinge es zunehmend, das Erinnern an der Würde des Menschen und seiner Fähigkeit zum Mitgefühl auszurichten. Dabei erinnerte Gauck daran, dass der Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg völlig zerstörten Dresdner Frauenkirche mit Spendengeldern aus der ganzen Welt ermöglicht wurde. Heute sei die Kirche ein Symbol für Frieden und Versöhnung, unterstrich der Bundespräsident.