Netzwerker der Ökumene - Altbischof Friedrich Weber ist tot

Der Braunschweiger Landesbischof Friedrich Weber
Foto: epd-bild/Susanne Hübner
Der Braunschweiger Landesbischof Friedrich Weber im Gottesdienst zur Wahl seines Nachfolgers im November 2013 in Braunschweig
Netzwerker der Ökumene - Altbischof Friedrich Weber ist tot
Er galt als evangelischer Ökumeniker par excellence. Friedrich Weber war an allen maßgeblichen Dialogen im konfessionellen Miteinander beteiligt. Nun erlag der langjährige braunschweigische Landesbischof mit 65 Jahren einem Krebsleiden.
20.01.2015
epd
Rainer Clos und Charlotte Morgenthal

Im deutschen Protestantismus galt Friedrich Weber als der Ökumenefachmann schlechthin. Auf seinem beruflichen Werdegang sammelte der Theologe, der von 2002 bis 2014 Bischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig war, reichlich Erfahrungen in der konfessionell fragmentierten deutschen Kirchenlandschaft. Gleichermaßen gewandt war er im interkonfessionellen Gespräch auf internationaler Ebene. Nicht einmal ein Jahr nach seiner Pensionierung ist Weber gestorben. In der Nacht zum Dienstag erlag er in Frankfurt am Main, wo er einst promoviert wurde, einem Krebsleiden.

Von 2005 bis 2014 war Weber Catholica-Beauftragter der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands. Sechs Jahre lang, von 2007 bis 2013, stand er zudem an der Spitze der bundesweiten Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen. Ihr gehören insgesamt 17 Kirchen an, auch die katholische. Beharrlich warb Weber bei den großen Kirchen für eine bessere Ausstattung der finanziell nur bescheiden ausgestatteten Arbeitsgemeinschaft und ihres Büros, der "Ökumenischen Centrale" in Frankfurt am Main.

"Die Welt fragt nicht, was katholisch, orthodox oder evangelisch ist"

Geboren wurde Friedrich Weber am 27. Februar 1949 in Wetzlar. Nach dem Abitur studierte er in Wuppertal, Göttingen und Oldenburg Theologie, Geschichte und Pädagogik. Nach der Promotion promovierte er im Fach Kirchengeschichte. 1975 wurde der gebürtige Hesse, der mit einer Ostfriesin verheiratet war, in Greetsiel in Ostfriesland auf das reformierte Bekenntnis ordiniert. Hier wirkte er als Pfarrer, bis er 1991 an die Katharinenkirche im rheinhessischen Oppenheim wechselte, wo er zugleich Dekan war.

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In die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Hessen-Nassau rückte er 1991 auf. Als Propst und damit Regionalbischof von Süd-Nassau mit Sitz in Wiesbaden gehörte er zur Leitung der unierten Landeskirche. Für die reformierten Gemeinden in Hessen-Nassau nahm er einen Sitz im Leitungsgremium des Reformierten Bundes wahr. Am 1. März 2002 übernahm Weber das Amt des braunschweigischen Landesbischofs. Mit Nachdruck setzte er sich für eine Kirchenreform in Niedersachsen und einen Zusammenschluss der dortigen fünf evangelischen Landeskirchen ein. Gegenwärtig ist das Projekt allerdings wieder vom Tisch.

Über landeskirchliche Grenzen hinweg galt Webers Engagement dem ökumenischen Gespräch, was nicht nur durch die Ämter zum Ausdruck kam, die er innehatte. "Die Welt fragt heute nicht mehr, was katholisch, orthodox oder evangelisch ist, sondern was christlich ist", sagte er einmal. 2007, als er an die Spitze der ökumenischen Arbeitsgemeinschaft rückte, übernahm er zudem den Kuratoriumsvorsitz des Konfessionskundlichen Instituts des Evangelischen Bundes in Bensheim und wurde Mitglied im Kontaktgesprächskreis von Evangelischer Kirche in Deutschland (EKD) und katholischer Deutscher Bischofskonferenz.

Der Plan war: Ruhestand in Greetsiel

Mit dem heutigen Präfekten der römischen Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, war Weber viele Jahre lang befreundet. Bei allen Differenzen habe ihn die intensive Beschäftigung des damaligen Regensburger Bischofs mit Dietrich Bonhoeffer und mit Aufbrüchen innerhalb der lateinamerikanischen Befreiungstheologie sehr beeindruckt, bekannte Weber. Ausgezeichnete Kontakte unterhielt er auch zur anglikanischen Kirche. 2009 berief ihn der Rat der EKD zum Co-Vorsitzenden der "Meißen-Kommission". Dieses Gesprächsforum soll die Meißener Erklärung von 1991 über die gegenseitige Anerkennung der Evangeliumsverkündung in Wort und Sakrament mit Leben füllen.

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Seit 2012 war Weber überdies geschäftsführender Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE). Dort erfüllte er eine doppelte Aufgabe: die evangelische Stimme in Europa zur Geltung zu bringen und die theologische Arbeit innerhalb der protestantischen Konfessionsfamilie weiterzuentwickeln. Als GEKE-Präsident amtierte der Theologe auch über seine Pensionierung als Bischof im Frühjahr 2014 hinaus. Weber hinterlässt seine Frau, mit der er den Ruhestand im ostfriesischen Greetsiel verbringen wollte, zwei Kinder sowie drei Enkel.