Zentralrat Orientalischer Christen fordert UN-Einsatz im Nordirak

Zentralrat Orientalischer Christen fordert UN-Einsatz im Nordirak
Der Zentralrat Orientalischer Christen in Deutschland hofft auf ein UN-Mandat für einen Einsatz gegen die Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) im Irak.
13.08.2014
epd
Dominik Speck
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Die Vereinten Nationen müssten umgehend eine Schutzzone für die von den Terroristen verfolgten Minderheiten einrichten, forderte Zentralratsvorstand Raid Gharib im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Um die Minderheiten vor IS zu schützen, sei legitimierte Waffengewalt nötig.

"Die Schutzzone muss durch ein robustes UN-Mandat gesichert und notfalls auch mit Waffengewalt verteidigt werden dürfen", sagte Gharib, der auch Diözesanratsvorsitzender der Syrisch-Orthodoxen Kirche in Deutschland ist. Er könne sich auch eine Beteiligung der Bundeswehr an diesem Einsatz vorstellen, allerdings nicht mit Bodentruppen. Die US-Luftangriffe auf einzelne IS-Stellungen begrüßte er grundsätzlich. "Das kann aber nur eine kurzfristige Lösung sein. Langfristig muss IS auf internationaler Ebene bekämpft werden", unterstrich er. Der UN-Sicherheitsrat hatte den Terror im Nordirak in der vergangenen Woche verurteilt, konnte sich jedoch nicht zu konkreten Maßnahmen durchringen.

Zudem befürwortete Gharib Waffenlieferungen an die kurdischen Truppen, die den Vormarsch der Terroristen zu stoppen versuchen. "Wir müssen verhindern, dass sich der Völkermord an den Christen im Osmanischen Reich Anfang des 20. Jahrhunderts wiederholt", sagte er. Die christlichen Städte in der Ninive-Ebene im Nordirak seien zu Geisterstädten geworden. "Das sind Zerstörungen biblischen Ausmaßes", unterstrich er. Die syrisch-orthodoxe Kirche in Deutschland habe eine Welle ungeahnter Solidarität erlebt.

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Zur Debatte um eine verstärkte Aufnahme von irakischen Christen in Deutschland sagte Gharib: "Von größeren Kontingenten für christliche Flüchtlinge halte ich nichts. Das würde denjenigen in die Hände spielen, die die Christen vertreiben wollen." Stattdessen solle Deutschland in die Sicherheit der Christen vor Ort investieren und versuchen, ihnen ihre Heimat zu erhalten. "Wir fordern von der Bundesregierung kein Aufnahmeprogramm, sondern ein Schutzprogramm", betonte er.

Vor der brutalen Gewalt der IS-Kämpfer sind mindestens eine halbe Million Menschen auf der Flucht. Rund 100.000 davon sind Christen, darunter viele Syrisch-Orthodoxe. Die IS hat weite Teile des Landes erobert. Sie verfolgt vor allem Christen und Jesiden, aber auch schiitische und moderate sunnitische Muslime.