UN-Experte: Verfolgung von Homosexuellen behindert Kampf gegen Aids

UN-Experte: Verfolgung von Homosexuellen behindert Kampf gegen Aids
Die UN warnen vor Rückschlägen bei der Aids-Bekämpfung wegen der Verfolgung von Schwulen und Lesben.
16.07.2014
epd
Natalia Matter

"Es ist eine statistische Tatsache, dass Länder, die Homosexuelle kriminalisieren, höhere HIV-Infektionsraten haben", sagte Charles Radcliffe, Abteilungsleiter beim UN-Hochkommissariat für Menschenrechte in New York, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dies betreffe nicht nur die Zahl der HIV-positiven Schwulen und Lesben. "In vielen Ländern Afrikas haben Männer Geschlechtsverkehr mit Männern, die sich selbst nicht als schwul bezeichnen würden, und gleichzeitig auch Sex mit Frauen haben." Diese Frauen seien sehr gefährdet.

###mehr-artikel###

"Viele Politiker wollen diese Tatsache nicht wahrhaben", sagte Radcliffe, der im Hochkommissariat die Abteilung für globale Fragen leitet und Chefberater für die Anliegen von Homosexuellen ist. "Wir befürchten, dass die Erfolge, die bei der Aids-Bekämpfung beispielsweise in Uganda erreicht wurden, durch restriktive Gesetze gegen Homosexuelle zunichtegemacht werden." In Uganda droht Schwulen und Lesben seit einer Verschärfung des Homosexualitätsverbots im Februar bis zu lebenslange Haft. Gleichzeitig machen sich alle Menschen strafbar, die Lesben und Schwule nicht anzeigen.

Radcliffe betonte, die Gefahr bestehe nicht nur in afrikanischen Ländern. Auch das Verbot sogenannter Homosexuellen-Propaganda in Russland, das seit einem Jahr in Kraft ist, werde Auswirkungen haben. Und weitere Nachfolgestaaten der Sowjetunion planten ähnliche Gesetze. Wie sich die Kriminalisierung von Schwulen und Lesben auf die Aids-Bekämpfung auswirkt ist auch ein Thema des neuen Berichts der UN-Aidsprogramms UNAIDS, der am späten Mittwochvormittag veröffentlicht wird.

Die Verfolgung Homosexueller geht nach Ansicht Radcliffes oftmals einher mit einer negativen Haltung gegenüber anderen Minderheiten und einer abwertenden Einstellung zu Frauen. "Die größten Aids-Risikogruppen werden damit an den Rand gedrängt." In Ländern wie Brasilien hingegen habe der gesetzlich verankerte Schutz von Homosexuellen zu einer offeneren gesellschaftlichen Haltung beigetragen. Gleichzeitig sei Brasilien Vorreiter bei der Aids-Bekämpfung. "Es braucht Aufklärung, gute Gesetze und Vorbilder, die ihre Stimme erheben." Aber schon alleine von Gesetzen zum Schutz von Homosexuellen gehe eine aufklärende Wirkung aus.