Muslime stehen Katholiken im Kampf um ihr Gotteshaus bei

Muslime stehen Katholiken im Kampf um ihr Gotteshaus bei
Kirchensterben auch in Duisburg: Im Schatten der größten Moschee Deutschlands soll ein kleines katholisches Gotteshaus geschlossen werden. Das bedrückt selbst die Muslime, ihre Gemeinde ist empört.
06.01.2012
Von Andreas Sträter

Briefe, Mahnwachen, Besetzungen: Wenn der Bischof Kirchen schließt, regt sich Protest. Im Duisburger Norden will das Bistum Essen möglicherweise fünf bis sechs Gotteshäuser schließen. Ausgerechnet die einzige Kirche im Umkreis der größten Moschee Deutschlands soll darunter sein. Muslime aus der 2008 eröffneten Merkez-Moschee unterstützen die Katholiken jetzt in ihrem Kampf um den Erhalt des Gotteshauses. Nur so könne Integration funktionieren.

"Wir unterstützen den Erhalt des Gotteshauses moralisch und menschlich, denn uns verbindet eine langjährige interreligiöse Freundschaft", sagt Muhammed Al, Vorsitzender des Vereins der Merkez-Moschee. Seit dessen Gründung 1984 gebe es einen engen Kontakt zur katholischen Gemeinde St. Peter und Paul, berichtet er: "Dass die Kirche geschlossen werden soll, bedrückt uns. Deshalb haben wir auch schon einen Brief an den Bischof geschrieben."

Bischof Franz-Josef Overbeck besuchte erst vor kurzem jene Gemeinden, die er 2015 vermutlich schließen wird. Eine Entscheidung kündigte Overbeck für den 21. Januar an. An Schließungen führe kein Weg vorbei, heißt es aus dem Ruhrbistum. Im Stadtteil Duisburg-Marxloh etwa seien nur noch 19 Prozent der Menschen katholisch.

Seit Wochen regt sich Widerstand gegen das nahende Ende

Doch seit Wochen regt sich Widerstand gegen das nahende Ende: Angelika Hoffmann ist Sprecherin einer Initiative "Gegen den Kirchenkahlschlag im Duisburger Norden". Sie hat dem Bischof eine Erklärung mit deutlichen Forderungen vorgelegt. In der sogenannten "Hamborner Erklärung" wird unter anderem absolute Transparenz bei möglichen Kirchenschließungen und die Einbindung von Laien und Ehrenamtlichen gefordert. "Der Bischof muss uns erklären, warum renovierungsbedürftige und kostenintensive Bauwerke (...) als Gemeindekirchen erhalten bleiben (...) und zum Teil für viel Geld frisch renovierte Kirchen geschlossen werden müssen", sagt Hoffmann.

Neben dem Heimatverlust fürchten die etwa 29 000 betroffenen Katholiken im Duisburger Norden auch das Ende eines Stücks gelungener Integration im Problemstadtteil. "Wir haben uns gegenseitig besucht, erst vor kurzem war ich beim 100-jährigen Jubiläum von St. Peter und Paul", sagt Muhammed Al. "Es haben sich tiefe Freundschaften entwickelt."

dpa