Luftbrücke nach Somalia in Vorbereitung

Luftbrücke nach Somalia in Vorbereitung
Während der Vorbereitung einer Luftbrücke für Hungerleidende in Somalia strömen weiter tausende Menschen aus dem Bürgerkriegsland in die Nachbarstaaten Kenia und Äthiopien.

In Somalia fliehen nach UN-Angaben Tausende Menschen vor Hunger, Dürre und Krieg in die Hauptstadt Mogadischu. Allein im Juni und Juli seien rund 100.000 erschöpfte und verzweifelte Männer, Frauen und Kinder aus dem Süden im Raum Mogadischu angekommen, teilte das Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Dienstag in Genf mit.

[listbox:title=Spenden für Somalia[Diakonie Katastrophenhilfe: Konto 502 707, Postbank Stuttgart, BLZ 600 100 70, SMS mit NOT an 81190##Caritas international: Konto 202, Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe, BLZ 660 205 00, SMS mit CARITAS an 81190##Malteser-Hilfsdienst: Konto 120 120 120, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00, Stichwort: Hungersnot in Afrika, SMS mit "Malteser" an 81190##Ärzte ohne Grenzen: Konto 97 0 97, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00##UNICEF: Konto 300 000, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00##Aktion Deutschland Hilft: Konto 10 20 30, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00, SMS mit ADH an 81190##Kindernothilfe: Konto 45 45 40, KD-Bank, BLZ 350 601 90##Save the Children: Konto 929, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 100 205 00##Oxfam: Konto: 13 13 13 Bank für Sozialwirtschaft Köln BLZ 370 205 00##Christoffel-Blindenmission: Konto 2020, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00##Bündnis Entwicklung Hilft: Konto 51 51, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00]]

Der UN-Sicherheitsrat, der im Juli unter deutschem Vorsitz steht, appellierte an die Konfliktparteien in Somalia, Hilfsorganisationen uneingeschränkt Zugang zu den Hungernden zu gewähren. Die Sicherheit der Helfer müsse garantiert werden, heißt es in einem Statement, das der deutsche UN-Botschafter Peter Wittig in New York verlas.

Welternährungsprogramm bereitet Luftbrücke vor

Das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen bereitete eine Luftbrücke für 2,2 Millionen Menschen in Südsomalia vor. Dort sollen 350.000 Menschen vom Hungertod bedroht sein. Noch im Lauf des Dienstags sollte der erste Hilfsflug mit 84 Tonnen Fertignahrung in Mogadischu landen. Es blieb aber unklar, wie die Hilfsgüter in den von islamistischen Milizen kontrollierten Süden gelangen sollen. Die radikal-islamische Al-Schabaab-Bewegung verweigert dem WFP den Zugang.

In Ostafrika sind insgesamt elf Millionen Menschen von Hunger bedroht. Eine langanhaltende Trockenheit vernichtete Ernten, Brunnen versiegten, Vieh verdurstete. Am schlimmsten ist Somalia betroffen. Nach UN-Angaben strömen täglich 3.500 somalische Flüchtlinge nach Kenia und Äthiopien.

Neues Camp in Kenia

Allein in der Registrierungsstelle von Dagahali im weltweit größten Flüchtlingslager Dadaab in Kenia seien in der Nacht zum Dienstag über 500 verzweifelte Menschen angekommen, sagte ein Mitarbeiter des Kinderhilfswerks Unicef der Nachrichtenagentur dpa. Mittlerweile böte das Camp fast 400.000 Dürre-Flüchtlingen Zuflucht.

Wegen der Überfüllung eröffnete das UN-Flüchtlingskomittee (UNHCR) am Montag ein neues Lager in der Nähe von Dadaab. Es seien bereits Zelte für 2.500 Menschen aufgestellt worden, hieß es. Ein weiteres Lager in der näheren Umgebung sei ebenfalls in Planung, um die Dadaab-Camps zu entlasten. Gemeinsam mit dem kenianischen Gesundheitsministerium begann das UN-Kinderhilfswerk UNICEF mit einer Impfkampagne gegen Kinderlähmung für Mädchen und Jungen unter fünf Jahren im Flüchtlingslager Dadaab.

"Ich habe eine Großmutter getroffen, die sich jetzt ganz alleine um ihre zwei kleinen Enkel kümmern muss, weil beide Elternteile bei dem Fußmarsch aus Somalia ums Leben gekommen sind", erklärte Christopher Tidey von Unicef. Der letzte Wegabschnitt von der somalischen Grenze nach Dadaab, der etwa 90 Kilometer lang ist, sei besonders gefährlich, da es hier keine Nahrung oder Wasser gebe.

"Wir schicken Verpflegung in die Gegend und versuchen, Wassertanks zu reparieren, um dort Leben zu retten", betonte Tidey. Das Kinderhilfswerk habe zudem Masern-Impfungen gestartet, weil unterernährte Kinder besonders anfällig für Infektionskrankheiten seien.

"Hilfe muss vor Ort ankommen"

Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning (FDP), wies Vorwürfe zurück, Deutschland stelle nicht genug Hilfe für die Hungernden in Ostafrika bereit. "Im Moment scheitert die Schnelligkeit nicht daran, dass nicht ausreichend Mittel zur Verfügung stehen", sagte er im Deutschlandfunk.

Die Vereinten Nationen hätten die Staatengemeinschaft um zwei Milliarden US-Dollar gebeten, eine Milliarde (700 Millionen Euro) sei bereits zugesagt. "Jetzt muss man sich wirklich darauf konzentrieren, dass die Hilfe vor Ort ankommt", sagte Löning. "Ich glaube, dass es nicht richtig ist, da jetzt in einen politischen Streit zu verfallen."

Als Probleme nannte der FDP-Politiker "die schiere Dimension der Katastrophe", die auch die vorsorgenden UN-Hilfswerke überrascht habe. Hinzu komme die Weigerung der radikal-islamischen Milizen in Somalia, Hilfe ins Land zu lassen. "Das ist eine menschenverachtende Terrorbande", sagte Löning.

Der Afrika-Beauftragte der Bundeskanzlerin, Günter Nooke (CDU), stellte eine weitere Erhöhung der deutschen Hilfe in Aussicht. Die deutschen Zusagen seien in den letzten Tagen zwar schon auf 30 Millionen Euro verdoppelt worden, sagte er im Südwestrundfunk (SWR). Die Bundesregierung werde aber "nicht zulassen, dass dort Menschen sterben, wenn es wirklich nur am Geld liegt". Im Auswärtigen Amt und im Entwicklungsministerium gebe es noch "Töpfe" für weitere humanitäre Hilfe.

epd / dpa