Die Cholera ist in Haiti weiter auf dem Vormarsch

Die Cholera ist in Haiti weiter auf dem Vormarsch
In Haiti ist der Höhepunkt der Cholera-Epidemie auch nach zehn Wochen noch nicht überschritten. Jeden Tag sterben nach offiziellen Angaben mehr als 40 Menschen an der Seuche.

Die Zahl der Choleraopfer in Haiti steigt weiter. In den zehn Wochen seit Ausbruch der Krankheit sind bereits mehr als 2.700 Menschen gestorben, fast 130.000 wurden infiziert, wie das haitianische Gesundheitsministerium am Montagabend (Ortszeit) mitteilte. Pro Tag sterben offiziellen Angaben zufolge 44 Menschen. Internationale Gesundheitsexperten rechnen damit, dass sich in den kommenden zwölf Monaten bis zu 400.000 Menschen infizieren könnten.

Nach lokalen Medienberichten vom Montag kam es im Südwesten Haitis im Bezirk Grand Anse in den vergangenen Tagen zu Übergriffen auf Anführer der Voodoo-Religion. Diese seien beschuldigt worden, für die Cholera-Epidemie verantwortlich zu sein, berichtete der Sender Radio Metropole. Mehr als 40 Voodoo-Priester seien von einer aufgewiegelten Menschenmengen getötet worden.

Der aus Afrika stammende Voodoo-Kult war Jahrhunderte lang in Haiti von den christlichen Kirchen diskriminiert worden, ehe er 2004 wieder als Religion anerkannt wurde. Radio Metropole berichtete zudem, dass es in einer Ortschaft nahe der Stadt Les Cayes ebenfalls im Süden Haitis am Sonntag zu Ausschreitungen kam. Eine aufgebrachte Menschenmenge errichtete Barrikaden mit brennenden Reifen vor einem Grundstück, auf dem Cholera-Tote beigesetzt werden sollten.

Cholera wütet seit Mitte Oktober

Anfang Dezember war es im Norden Haitis zu Ausschreitungen gegen die UN-Mission Minustah gekommen, denen vorgeworfen wurde, die Seuche aus Nepal eingeschleppt zu haben. Das haben die UN stets zurückgewiesen.

Die Cholera war zum ersten Mal seit über 100 Jahren am 19. Oktober am Fluss Artibonite in Zentralhaiti ausgebrochen. Trotz umfangreicher Aufklärungskampagnen der Hilfsorganisationen wissen viele Haitianer vor allem auf dem Land oft nicht, wie sie sich im Falle einer Ansteckung verhalten sollen, und suchen zu spät medizinische Hilfe. Experten gehen deshalb davon aus, das die tatsächliche Zahl der Toten und Erkrankten viel größer ist als offiziell angegeben.

dpa