Fünf Jahre Dresdner Frauenkirche: Faszination ungebrochen

Fünf Jahre Dresdner Frauenkirche: Faszination ungebrochen
Die Faszination für die Dresdner Frauenkirche ist fünf Jahre nach ihrer Wiedereröffnung ungebrochen. Neben dem geistlichen Leben hat sie sich als Konzertort etabliert und fungiert mehr und mehr auch als politischer Impulsgeber - bei schwieriger werdender Finanzierung.
29.10.2010
Von Simona Block

Gotteshaus, Friedenssymbol, Kulturstätte, Denkort und Touristenmagnet: Die originalgetreu wiederaufgebaute Dresdner Frauenkirche hat in den fünf Jahren seit ihrer Weihe nicht nur ihren Platz unter den protestantischen Gotteshäusern zurückerobert. Sie ist ein Ort des Glaubens, Konzertort und Forum der Auseinandersetzung mit aktuellen Themen aus Politik und Gesellschaft geworden. Nicht zuletzt zählt sie zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Elbestadt und hat den seit 1945 verwaisten Neumarkt wiederbelebt.

"Symbol und Leuchtturm kirchlichen Lebens"

Mehr als 10,5 Millionen Menschen aus dem In- und Ausland haben das spätbarocke Bauwerk bisher besucht: bei Besichtigungen, Konzerten, Andachten und Gottesdiensten. US-Präsident Barack Obama betete im Juni 2009 ganz offiziell für die Verständigung zwischen Israel und Palästina, der muslimischen Welt und dem Westen, während Russlands Präsident Wladimir Putin inkognito an die Eichentür klopfte.

"Sie gehört zu den großen und bedeutendsten evangelischen Kirchen in Deutschland", sagt der Bischof der evangelischen Landeskirche, Jochen Bohl. Die Frauenkirche, deren fünftes Kirchweihfest an diesem Samstag gefeiert wird, sei "zum Symbol und Leuchtturm kirchlichen Lebens" geworden. Es sei gelungen, einen touristischen Ort zu einem Ort des Glaubens zu machen.

Geistliche Angebote, offene Kirche und Musik

Entgegen aller Skepsis geht das Nutzungskonzept der Stiftung Frauenkirche auf: geistliche Angebote, offene Kirche und Musik. "Allein für die barocke Architektur kommen nicht so viele Menschen in eine Kirche, auch nicht für die geniale Kuppelgestaltung und die einzigartige Wiederaufbaugeschichte", sagt Pfarrer Sebastian Feydt, der zugleich Sprecher der Geschäftsführung der Stiftung ist.

"Die Frauenkirche ist in erster Linie eine Gotteshaus." Obwohl sie keine eigene, sondern eine stets neue Gemeinde habe, seien Andachten und Gottesdienste noch immer gut gefüllt. "Wie in kaum einer anderen Kirche in unserem Land finden Gottesdienste solch enormen Zuspruch." Manchmal bilden sich auch noch Warteschlangen vor der Tür. Zu bisher 3.400 Gottesdiensten und Andachten kamen 2,2 Millionen Besucher.

332 Kinder und 108 Erwachsene wurden unter der Silbermann-Orgel getauft, 175 Paare getraut oder verbunden. Dabei ist die Nachfrage noch immer größer als das Angebot. "Wir haben Mühe, Termine im ersten halben Lebensjahr des Täuflings zu finden." Paare müssten sich nach wie vor ein Jahr vorher anmelden.

Unterstützer werden gesucht

Die Reigen prominenter Orchester und Solisten reicht von den New Yorker bis zu den Wiener Philharmonikern, von Lorin Maazel bis Paavo Järvi, von Anne-Sophie Mutter bis Hélène Grimaud, von René Pape bis Thomas Quasthoff. Zum diesjährigen ZDF-Adventskonzert wird Anna Netrebko erwartet. Zudem beginnt am 1. Dezember eine Redenreihe, in der jährlich ein Friedensnobelpreisträger zu Wort kommen soll.

Weitere Unterstützer werden gesucht. Allein für die Unterhaltung des Bauwerks muss die Frauenkirche jährlich eine Million Euro aufbringen. "Das sind rund 3.000 Euro pro Tag." Das jährliche Spendenaufkommen sank jedoch seit 2006 schneller als die Erhaltungskosten. "Die Stiftung ist in ihrer Arbeit auf Spenden und Zustiftungen angewiesen", sagt Feydt. Wegen der Finanzkrise drohe kein Loch, aber ein Defizit. Seit 2009 müsse wegen der niedrigen Zinssatz eine sechsstellige Summe kompensiert werden.

dpa