Gott eignet sich nicht als Berufsberater. Aus mir zum Beispiel hat er eine Dichterin gemacht. Gut,..- Er hat mir das entsprechende Talent geschenkt, ich habe es genutzt und voilà: alle freuen sich. So weit, so joffi, aber eigentlich wäre ich viel lieber Architektin geworden. Ich würde doch so gerne Städte bauen... Bunte Häuser mit großen weißen Balkonen in Wolkenform, die durch kleine Hängebrücken miteinander verbunden sind, damit man seine Nachbarn besuchen kann, ohne nach unten zu müssen. Und hinter jedem Haus ein Teich zum Schwimmen und für die Hausente, die da wohnen dürfte. Meine Häuser hätten viele Türmchen und Erker und einige Hausexemplare wachsen auf Bäumen. Durch die Straßen dürften nur große Schiffe auf Rädern fahren, die man per Handzeichen anhält, wenn man mitfahren will. Die Straßen wären gesäumt von Bäumen und Schaukeln. Und zwischendurch ein bisschen Kunst. Auf jedem Haus würden Gedichte stehen, mit Buchstaben aus aller Menschen Länder.... Ihr merkt schon: Ich wäre ein super Architekt und eine epochal prima Städteplanerin geworden. - Da ich aber nur das Talent habe, aus Wörtern Räume zu bauen, ja sogar ganze Traumschlösser, will ich mich mal nicht zu sehr beschweren. Das ist immerhin etwas.
Außerdem kann man ja immer sein eigenes Zuhause gestalten wie man (weitgehend) will. Das ‚Haus‘ בית (hebr. bajit) hat ja im Hebräischen eine reichhaltige Bedeutung. Es steht nicht nur für das Gebäude als vielmehr für den ‚Haushalt‘ im erweiterten Sinne. Die Gemeinschaft darin und das Einhalten und ErLeben der Gebote machen das Haus, das Zuhause zu einem heiligen Ort. Nicht ohne Grund befindet sich an jedem Türpfosten eine Mesusa, deren Verse das Haus und seine Bewohner schützen sollen.
Und so ein heiliger Ort sollte auch schön aussehen. Vor allem jetzt, wo wir Juden in wenigen Tagen Shawuot feiern, gehört das Schmücken des Hauses und der Synagoge zum Brauchtum. Wir bringen Früchte, Blumen und grüne Zweige in unsere Wohnräume. Shawuot ist das Fest der Thora-Übergabe, und unsere Weisen berichten, dass der Wüstenberg Sinai bei der Übergabe der Thora voll mit blühenden und duftenden Blumen und Gras bedeckt war. Und in diesem Sinne kann jeder ein bisschen was von der Festlichkeit nach drinnen holen.
Und sein Haus so gestalten, dass es ein gutes Zuhause ist.
Deshalb: Bewundere die Schönheit dieser Welt und hol ein wenig davon in Dein Heim! Mindestens eine Prise!
Mach aus Deinem Zimmer ein Gebet.
Ein Raum für Gerechtigkeit und Solidarität.
Ein Ort für Träume und Hoffnungen.
Eine Stube voller Schönheit.